Menschenaffen: Tigerlotus gegen Jodmangel
Bonobo fischt nach Tigerlotus
Um unseren täglichen Bedarf an Jod zu decken, greifen wir zu jodiertem Speisesalz – oder Meerestieren. Doch wie kommen im Wald lebende Menschenaffen zu dem Spurenelement? Ein Forscherteam um Gottfried Hohmann vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig hat beobachtet, dass Bonobos, die im Tiefland-Becken südlich des Kongos heimisch sind, regelmäßig bestimmte Pflanzen aus Tümpeln verspeisen. Diese enthalten – verglichen mit anderen Futterpflanzen – extrem viel Jod, schreiben die Forscher im Fachblatt »BMC Zoology«.
Bonobos ernähren sich recht abwechslungsreich: Sie fressen nicht nur Blätter und Früchte, sondern bedienen sich auch an Wurzeln, Insekten und sogar Wirbeltieren. Wild lebende Bonobos im Salonga-Nationalpark suchen, wie dem Forscherehepaar Gottfried Hohmann und Barbara Fruth auffiel, zudem rund alle zwei Wochen Tümpel auf, um dort Pflanzen herausfischten und zu verzehrten. Vor allem auf Tigerlotus (Nymphaea lotus) und Binsengewächse hatten sie es wohl abgesehen: »Bonobo-Superfood«, wie Hohmann und Fruth mit Forschern vom Berliner Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung mit massenspektrometrischen Analysen herausfanden. Denn die Wasserpflanzen enthielten pro Kilogramm Trockengewicht bis zu achtmal mehr Jod als untersuchte Früchte und Samen aus der Bonobo-Heimat. Der Jodgehalt der Pflanzen ließe sich sogar mit dem mariner Algen vergleichen, behaupten die Forscher.
Bonobos benötigen Jod vor allem für die Herstellung von Schilddrüsenhormonen: Ein Mangel daran kann das Wachstum und die geistige Entwicklung hemmen. Wenn unsere Schilddrüse laufend zu wenig Jod bekommt, vergrößert sie sich – und wird als Kropf erkennbar. Die Jodzufuhr aus den Teichen im Kongobecken war laut Hohmann mitentscheidend dafür, dass sich die Menschenaffen auch fernab der Küstengebiete ansiedeln konnten, wo Jod aus Meerestieren keine Mangelware ist.
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