Eine wahre Fundgrube | Die Ausgrabungen an der Sibuduhöhle, die sich etwa 20 Meter über dem Tongati-Fluss befindet, brachten schon viel Erstaunliches zu Tage. Nun zählen auch uralte Matratzen dazu: In verschiedenen Horizonten stießen die Forscher auf zentimeterdicke Überreste von Pflanzenmatten aus Sauergräsern und Binsen. Wahrscheinlich dienten sie nicht nur zum Schlafen, sondern auch als Unterlage zum Arbeiten.
Wie man sich bettet | Viel ist nicht mehr übrig von dieser mehr als 77 000 Jahre alten Matte aus Seggen und anderen Pflanzenarten: Sie ist nur noch in Form von Phytolithen zu erkennen - kieselsäurereiche Versteinerungen. Und doch ist sie die älteste bekannte Matratze der Welt. Sie war etwa ein mal zwei Meter groß, doch könnte es sein, dass sie sich noch weiter in die nicht untersuchten Schichten erstreckt.
Strohige Innereien | In diesen 73 000 Jahre alten Ablagerungen stießen die Forscher auf Ährchen von Zypergräsern (Cyperus sp.). Die verwendeten Pflanzen - vorwiegend Sauergräser (Cyperaceae) und Binsen (Juncaceae), seltener Süßgräser (Poaceae) sammelten die Menschen wohl am Flussufer, da es sich um Arten von Feuchtgebieten handelt, die im direkten Umkreis der Höhle nicht wachsen.
Nützliche Auflage | Die Matratzen bekamen außerdem noch eine Auflage aus Blättern von Cryptocarya wodii, einem Lorbeergewächs. Dessen Blätter enthalten Stoffe, die unter anderem Mücken abwehren.
Feurige Reinigung | Vor etwa 73 000 Jahren begannen die Menschen zudem, ihre Pflanzenmatratzen regelmäßig zu verbrennen. Die Wissenschaftler vermuten, dass sie damit Krankheitskeime und Parasiten abtöten wollten. Dieses verbrannte Nüsschen ist 58 000 Jahre alt.
Dünn gehobelt | Der Dünnschnitt zeigt im Profil mehrere Schichten verbrannter Pflanzenmatten (der Schnitt misst etwa 5 mal 7,5 Zentimeter). Die dünnen schwarzen Schichten stammen von verkohlten Stängeln und Blättern, die helleren Ablagerungen sind die Asche, die durch die Verbrennung entstand.
Das Pflanzenreservoir | Noch heute wachsen am Tongati-Fluss Sauergräser und andere Pflanzen, die den damaligen Vertretern von Homo sapiens als Matratzenrohstoff dienten. Vor 58 000 Jahren nahm die Dichte der Mattenüberreste deulich zu, außerdem tauchen erstmals auch Spuren von Feuerstätten auf: Offenbar hatte die Zahl der dort lebenden Menschen zugenommen. Das passt zum generellen Bild, demzufolge sich die Menschheit nach einem vorherigen umfassenden Populationseinbruch ab dieser Zeit wieder stark ausbreitete.
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Die Sibuduhöhle in Südafrika barg schon so manchen Schatz: Bei den seit 1998 laufenden Ausgrabungen stießen Forscher beispielsweise auf Steinwerkzeuge, von denen einige womöglich die ältesten Überreste von Pfeilspitzen sind, und durchbohrte Muschelschalen, die vielleicht als Schmuckperlen dienten, uralte Klebstoffe und vieles mehr.
Zu dieser Sammlung aus dem Alltagsleben vor zigtausend Jahren kommen nun noch die wohl ältesten Matratzen hinzu: In mehreren Schichten fanden die Wissenschaftler um Lyn Wadley von der University of Witwatersrand in Johannesburg und Christopher Miller von der Universität Tübingen ehemalige Pflanzenmatten, die 50 000 Jahre älter sind als die bislang bekannten Spuren entsprechender Schlaflager.
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