Vulkanismus: Kristalle vom Ursprung der Kontinente

Kirchenfenster nach Gondwana
Die bunten Farben in dieser dünnen Gesteinsscheibe zeugen von unvorstellbar kraftvollen Vorgängen im Erdinneren. Bei einer speziellen Mikroskopietechnik fällt polarisiertes Licht hindurch und offenbart unterschiedlich orientierte Kristalle. Solche Proben gestatten Einblicke in Bewegungen tief unter der Erdoberfläche.
So gelangte ein Team um die Geowissenschaftler Thomas Gernon von der Universität Southampton und Sascha Brune vom GFZ Helmholtz-Zentrum für Geoforschung in Potsdam auf die Spur eines zuvor unbekannten Mechanismus: Wenn Kontinente auseinanderbrechen, entsteht im teilweise aufgeschmolzenen Erdmantel eine »Mantelwelle«. Sie trägt Material von der Unterseite der Kontinente ab und transportiert es über weite Strecken.
Auf die Weise gelangte Gestein nach dem Auseinanderbrechen des Superkontinents Gondwana vor mehr als 100 Millionen Jahren zu einer Kette von Vulkanen im heutigen Indischen Ozean. Es wurde bei Ausbrüchen an die Oberfläche geschleudert – und landete später auf dem Labortisch von Thomas Gernon.
»Dieses Gestein ist eines der tiefsten Materialien, zu denen wir direkten Zugang haben«, erklärt Gernon gegenüber »Spektrum«. Bei der hier abgebildeten Probe »zeugen die ineinandergreifenden Kristalle vom langsamen Fluss des festen Gesteins tief im Inneren der Erde«, führt Gernon aus. »Die Ausrichtung der Körner von links unten nach rechts oben ist eine sogenannte Scherstruktur, ein Zeichen für Verformungen in der Übergangszone zwischen der Lithosphäre und dem heißen, konvektiven Mantel darunter.« Das leuchtende Mosaik zeigt also gewissermaßen einen Kontinent von unten.
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