Waldbrände: Smoke on the water, no fire in the sky
Die Wolke naht
Auch weit entfernt von Waldbränden können die Feuer die Natur belasten. Denn der Rauch wandert über mehrere hundert Kilometer hinweg, verbreitet Aschepartikel und schirmt das Sonnenlicht ab. Das Ausmaß ist selbst für Fachleute überraschend groß: Von 2019 bis 2021 hat in Nordamerika der Rauch aus Waldbränden in nahezu jedem Gewässer des Kontinents Spuren hinterlassen. Wie ein Wissenschaftlerteam um die Erstautorin Mary Farruggia von der University of California in Davis in der Fachzeitschrift »Global Change Biology« berichtet, waren fast 90 Prozent der nordamerikanischen Seen sogar länger als 30 Tage pro Jahr Rauch ausgesetzt. Betroffen war auch der hier abgebildete Heart Lake in Kalifornien, über den sich eine Rauchwolke auftürmt.
Für ihre Studie entwickelten die Forschenden einen Maßstab, den »Gewässer-Rauch-Tag«, um das Phänomen messen zu können. Das Maß gibt wieder, wie viele Tage in einem bestimmten Zeitraum Rauch aus Waldbränden auf einen See einwirkt. Außerdem nutzten die Wissenschaftler Satellitenbildkarten, Bodenmessungen und Daten aus mehr als 1,3 Millionen Gewässern in Nordamerika. Das Ergebnis: Pro Jahr wehten im Durchschnitt über 99 Prozent des nordamerikanischen Kontinents Rauchwolken. Gebrannt hat es aber nur auf lediglich 0,04 Prozent der Landfläche. Folglich legte sich Asche auf fast 99 Prozent aller analysierten Seen – mindestens zehn Tage lang pro Jahr. Mehr als 30 Tage lang zog Rauch über fast 90 Prozent der Gewässer.
Zwar muss laut der Arbeitsgruppe noch eingehender erforscht werden, wie die Aschepartikel die Ökosysteme und ihre Nahrungsketten verändern können, doch schon jetzt sei klar: Landen die Partikel im Wasser, beeinflussen sie die Ökologie der Seen und können die Gewässer eintrüben, so dass weniger Licht eindringt. Welche Wirkung die Asche in einem bestimmten See entfaltet, hängt jedoch von der exakten Menge und Größe der Partikel ab sowie von der natürlichen Nährstoffbilanz im einzelnen Gewässer. Ökologin Farruggia betont daher, dass die genauen Effekte zwar noch unbekannt sind, aber durch die neue Studie erstmals das Ausmaß des Problems beziffert wurde.
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