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Mexiko: Keine Aliens!

Die Köpfe von klein auf künstlich zu verformen, war bei vielen Kulturen gelebte Praxis. Eine Rekonstruktion des archäologischen Illustrators Robert B. Ciaccio zeigt, wie im Nordmexiko des 10. Jahrhunderts Menschen mit konischer Schädelform ausgesehen haben könnten.
Rekonstruktion einer Familie mit verformten Schädeln aus dem 10. Jahrhundert.

Familie mit verformten Schädeln

Die meisten der mehr als 100 Skelette, die auf einem rund 1000 Jahre alten Friedhof im Norden Mexikos lagen, waren unverkennbar ungewöhnlich: Ihre Schädel waren länglich verformt, teils sogar abgeflacht. Bei einigen Gebissen war zudem mancher Zahn abgefeilt. Offenbar hatten die Menschen das Schädelwachstum verändert, indem sie den Kopf ihrer Babys mit Bandagen an ein Brett oder eine Keramikplatte fixierten, wie die Ausgräber um James T. Watson von der University of Arizona und Cristina García-Moreno von der mexikanischen Archäologiebehörde INAH vermuten.

Künstliche Schädeldeformationen sind keine Seltenheit. Seit der Jungsteinzeit pflegten Menschen weltweit diesen Brauch. Vermutlich signalisierte die Kopfform, welcher ethnischen oder sozialen Gruppe man angehörte, oder sie galt als Schönheitsideal. Die abgeschliffenen Zähne weisen dagegen auf einen Initiationsritus hin, da sie sich nur an den Skeletten Erwachsener fanden.

Anders als in Mittelamerika, wo es eine lange Tradition für Schädeldeformationen gab, ist die Sitte im mexikanischen Bundesstaat Sonora – dort liegt die Fundstätte El Cementerio – kaum belegt. Archäologen nehmen daher an, dass die Menschen im nordamerikanischen Südwesten im Austausch mit ihren Nachbarn im Süden und Westen standen.

Die Skelette wurden in der Berichterstattung häufig als Außerirdische tituliert. Solchem Humbug stellt der Grafiker Robert B. Ciaccio seine Illustration entgegen, die er ursprünglich für das US-Fachblatt »Archaeology Southwest Magazine« fertigte. Ciaccio rekonstruierte das Aussehen der Menschen von El Cementerio, ihre Kopfform und die Sitte der Deformation. Und er bettete die Personen in eine Alltagsszene ein, um sie nicht auf anatomische Merkmale zu reduzieren.

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