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Wildlife Photographer of the Year: Das Monster unter dem Bett

Für manchen ist es Horror, für andere die Chance auf ein Gewinnerfoto. Für diese Aufnahme einer Bananenspinne unter seinem Bett wurde Gil Wizen nun ausgezeichnet.
Eine Spinne und ihr Nachwuchs

Eine Spinne und ihr Nachwuchs

Keine Fotomontage, sondern eine geschickte Wahl der Perspektive lässt diese Bananenspinne (Phoneutria fera) wie eine Riesin wirken. Der kanadisch-israelische Entomologe und Wildtierfotograf Gil Wizen fand das Tier auf einer Wandertour im Amazonasregenwald von Ecuador. Eines Morgens bemerkte er in seinem Zimmer hunderte frisch geschlüpfter Spinnen und suchte nach dem Kokon, aus dem sie stammten. »Sie können sich meine Überraschung vorstellen, als ich unter mein Bett blickte und das hier sah«, schreibt Wizen auf seinem Blog über den Fund, den er schon im Jahr 2014 machte. Nun reichte er die Aufnahme beim prestigeträchtigen Wettbewerb »Wildlife Photographer of the Year« des Londoner Natural History Museum ein – und gewann in der Kategorie »Urban Wildlife«, auch wenn sich das Ereignis freilich fernab des urbanen Raums abspielte.

Bananenspinnen, insbesondere Phoneutria fera und P. nigiriventer halten den Rekord als giftigste Spinnen der Welt, weil bereits kleinste Mengen ihres Toxins genügen, um selbst Erwachsene in ernsthafte Gefahr zu bringen. Sie heißen Bananenspinnen, weil sie angeblich immer wieder durch Bananenlieferungen in Ausland verschleppt werden. Tatsächlich handelt es sich jedoch bei den meisten blinden Passagieren in der Bananenfracht um Exemplare anderer Spinnenarten. Bananenspinnen kommen in weiten Teilen des tropischen Südamerika vor. Mitunter treten sie recht aggressiv auf, doch das hier abgebildete, etwa handtellergroße Exemplar sei die »zahmste Spinne, die mir je begegnet ist« gewesen, schreibt Wizen. Er fing das Tier in einem Container ein und ließ es im Regenwald frei. Offenbar gibt es selbst für Spinnenfans Grenzen, was die Wahl der achtbeinigen Bettnachbarn angeht. Und ja, auch Bananenspinnen haben acht Beine: Auf diesem Foto hält die Spinne die beiden vorderen Beine in der für ihre Gattung üblichen Manier so eng aneinander, dass es wie ein einzelnes Bein aussieht.

Alle Gewinnerbilder finden sich auf der Website des Wettbewerbs, darunter eine ätherische Aufnahme des alljährlichen Ablaichens der Getarnten Zackenbarsche in einer polynesischen Lagune. Für dieses Foto unternahm der Unterwasserfotograf Laurent Ballesta fünf Jahre lang Nachttauchgänge, um den richtigen Moment zu erwischen. Er wurde dafür mit dem Hauptpreis ausgezeichnet. Hauptpreisträger im Nachwuchsbereich ist Vidyun R Hebbar, der das zeltartige Netz einer Spinne gegen den vielfarbigen Hintergrund einer vorbeirauschenden Motorrikscha ablichtete.

Update: Der Text wurde um einen Hinweis auf die Beinanzahl und -haltung ergänzt.

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