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Zucker und die Rote Flut
Zucker und die Rote Flut

© Munni Mrinalini (Ausschnitt)
© Munni Mrinalini (Ausschnitt)
Verkehrsgefahr durch Weihnachtsinsel-Krabbenflut | Es geschieht jedes Jahr im Frühling: Eine unaufhaltsame Masse roter, vielbeiniger Leiber wälzt sich plötzlich und unaufhaltsam in einem spektakulären Massenmarsch aus den Hügeln des Binnenlandes in Richtung Ozean - Gecarcoidea natalis, die rote Weihnachtsinsel-Krabbe, ist wieder auf Wanderschaft. Millionen von geschlechtsreifen Tieren begeben sich jährlich wie auf Kommando auf eine kilometerweite Reise von ihrer Heimstatt im Regenwaldhochland zum Pazifikstrand, um sich dort fortzupflanzen. Wie bei der Krötenwanderung hier zu Lande sollen Barrieren die Tiere von der Straße fernhalten - auf der Weihnachtsinsel müssen aber wohl eher die Autofahrer vor den Wandernden geschützt werden.
© Munni Mrinalini (Ausschnitt)
Krabbenmännchen und -weibchen beim Trinken | Seit Langem schon war klar, dass die Krabben (hier ein Weibchen und ein Männchen Aug in Aug) mit ihrer Massenwanderung nach der Devise "Gemeinsamkeit macht stark" Überlebens- und Fortpflanzungschancen erhöhen - unklar blieb aber lange, wie die sonst recht trägen und eher lauffaulen Tiere rein körperlich auf den Punkt genau fit für ihren Marathon werden. Dieses Rätsels nahmen sich nun Forscher um Simon Webster und sein Team an.
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Eine Weihnachtskrabbe auf Wanderschaft | Entscheidend für die Energiereserven sei zu Beginn des Monsuns im November oder Dezember eine Umstellung des Stoffwechsels, der die Glykogen-Zuckerspeicher der kleinen Krabben verfügbar macht und ausreichend viele Glukose-Treibstoffmoleküle freisetzt. Im Zentrum des Geschehens stehe dabei das hyperglykämische Hormon (CHH) der Krebse, berichtet das Forscherteam von der Bangor University nun nach drei Jahren intensiver Feldstudien.
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Im Ziel: Rote Krabbenmasse am Meer | Das Hormon der Krebse - im Prinzip zuständig dafür, den Zuckergehalt im Körper anzukurbeln - wirke allerdings etwas anders als zunächst vermutet: Tatsächlich ist es in den hyperaktiven Krabben der Wanderwandersaison sogar in insgesamt deutlich geringerer Dosis zu finden als bei mancher Krabbe in den ereignislosen, trockenen Südwintermonaten davor. Trotzdem gelangen die Tiere - hier ausschließlich zum Ablaichen bereite Weibchen - jedes Jahr zum Ozean, ohne in Massen auf der Strecke zu bleiben.
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Warnung vor dem Krabben | Offenbar, so die Forscher, bremst die frei gesetzte Glukose in der Krabben-Hämolymphe über eine negative Rückkopplung die Freisetzung des zuckerausschüttenden Hormons - ein Mechanismus der gewährleistet, dass nie unnütz viel des gelagerten Brennstoffs frei wird und die Zuckerspeicher kontinuierlich Nachschub liefern können, während die Krabben ihren beschwerlichen Langlauf ans Meer absolvieren. Der wirft indes noch genug Fragen für neugierige Wissenschaftler auf. So ist zum Beispiel noch unklar, anhand welcher Orientierungsmarken die Tiere den Weg vom Berg zum Strand finden. (jo)
Die Weihnachtsinseln im Pazifik haben einiges zu bieten: Im Regenwald tummelt sich mit dem Palmendieb die weltgrößte Landkrabbe, vor der Küste dafür der größte aller Fische, der Walhai. Und jedes Jahr ereignet sich die vielleicht spektakulärste Massentierwanderung – der Marsch der Roten Krabben.
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