Fruchtbarkeit? Erotik? Sex?
»Allnächtlich gehen sie in indianischer Verkleidung herum, suchen die Häuser der Indianer heim und wo sie schlafende Mädchen entdecken, heben sie die Bettdecken hoch und sehen ihre Scham an.« So beschrieb der zu den Quechua-Indianern gehörende Schriftsteller Guaman Poma de Ayala Anfang des 17. Jahrhunderts das für ihn seltsame Verhalten spanischer Beamter aber auch Kirchenmänner.
Zuvor hatte der spanische Chronist Pedro de Cieza de León von Sexualpraktiken berichtet, die in seiner Zeit gelinde gesagt zu den Verirrungen gehörten. So sei er Zeuge von Päderastie und Verkehr mit Tieren geworden. Und in den Tempeln würden homosexuelle Männer leben, die »mit Kinderstimme sprächen und in allem ihrem Gehabe die Frauen nachahmten«. Ihre Aufgabe sei es, »an Festtagen, als eine Art ritueller Handlung, fleischliche und lasterhafte Beziehungen« einzugehen.
Aus heutiger Sicht ist der Wahrheitsgehalt der spanischen Berichte nur schwer zu beurteilen. Sicher ist, dass die erotischen Bildnisse die Europäer vestörten – und wohl auch zu überbordener Fantasie verleiteten. Beim Blick auf die Azteken, Maya, Inka oder eine derer vielen Vorgängerkulturen blieben die Spanier in ihrer eigenen Kultur und Tradition gefangen. Es war ihnen unmöglich, die eigene, einzig auf Fortpflanzung ausgerichtete Moralvorstellung auszublenden und in den vielfältigen, auch homosexuellen Praktiken nicht das Primitive zu sehen, sondern etwas Magisch-Religiöses.
Der Umgang der Ureinwohner des südamerikanischen Kontinents mit der Fleischeslust war ihnen unverständlich. Viele Museen taten sich in der Vergangenheit schwer damit, allzu eindeutige Objekte zu zeigen. Man sorgte sich um die Moral, bestand doch – wie zu Zeiten der Conquista – immer auch die Gefahr der Befriedigung voyeuristische Bedürfnisse.
Heute gehen viele Forscher davon aus, dass die in der Regel als Grabbeigaben dienenden Keramiken Altamerikas den Akt der Zeugung als Sinnbild der Fruchtbarkeit der Natur darstellen sollten. Manche Wissenschaftler können sich aber auch vorstellen, dass die Gefäße dem Verstorbenen im Jenseits Freude machen sollten. Ob die Menschen mit ihren Keramikgefäßen und figürlichen Darstellungen seinerzeit neben kultischen auch erotische Absichten hatten, wird vielleicht für immer ein Geheimnis bleiben.
Fruchtbarkeit? Erotik? Sex?: Im Alten Amerika
Vom 25. November 2006 bis 29. April 2007
Europäisches Industriemuseum für Porzellan
Werner-Schürer-Platz 1
95100 Selb
Tel.: 09287 918000
Internet: www.porzellanwelten.org
Öffnungszeiten:
ganzjährig: Dienstag bis Sonntag von 10.00 bis 17.00 Uhr
Ausstellungskatalog:
Fruchtbarkeit? Erotik? Sex? Im Alten Amerika. Von Robert Fin Steinle. Verlag J.?H. Röll, Dettelbach 2006
Zuvor hatte der spanische Chronist Pedro de Cieza de León von Sexualpraktiken berichtet, die in seiner Zeit gelinde gesagt zu den Verirrungen gehörten. So sei er Zeuge von Päderastie und Verkehr mit Tieren geworden. Und in den Tempeln würden homosexuelle Männer leben, die »mit Kinderstimme sprächen und in allem ihrem Gehabe die Frauen nachahmten«. Ihre Aufgabe sei es, »an Festtagen, als eine Art ritueller Handlung, fleischliche und lasterhafte Beziehungen« einzugehen.
Aus heutiger Sicht ist der Wahrheitsgehalt der spanischen Berichte nur schwer zu beurteilen. Sicher ist, dass die erotischen Bildnisse die Europäer vestörten – und wohl auch zu überbordener Fantasie verleiteten. Beim Blick auf die Azteken, Maya, Inka oder eine derer vielen Vorgängerkulturen blieben die Spanier in ihrer eigenen Kultur und Tradition gefangen. Es war ihnen unmöglich, die eigene, einzig auf Fortpflanzung ausgerichtete Moralvorstellung auszublenden und in den vielfältigen, auch homosexuellen Praktiken nicht das Primitive zu sehen, sondern etwas Magisch-Religiöses.
Der Umgang der Ureinwohner des südamerikanischen Kontinents mit der Fleischeslust war ihnen unverständlich. Viele Museen taten sich in der Vergangenheit schwer damit, allzu eindeutige Objekte zu zeigen. Man sorgte sich um die Moral, bestand doch – wie zu Zeiten der Conquista – immer auch die Gefahr der Befriedigung voyeuristische Bedürfnisse.
Heute gehen viele Forscher davon aus, dass die in der Regel als Grabbeigaben dienenden Keramiken Altamerikas den Akt der Zeugung als Sinnbild der Fruchtbarkeit der Natur darstellen sollten. Manche Wissenschaftler können sich aber auch vorstellen, dass die Gefäße dem Verstorbenen im Jenseits Freude machen sollten. Ob die Menschen mit ihren Keramikgefäßen und figürlichen Darstellungen seinerzeit neben kultischen auch erotische Absichten hatten, wird vielleicht für immer ein Geheimnis bleiben.
Fruchtbarkeit? Erotik? Sex?: Im Alten Amerika
Vom 25. November 2006 bis 29. April 2007
Europäisches Industriemuseum für Porzellan
Werner-Schürer-Platz 1
95100 Selb
Tel.: 09287 918000
Internet: www.porzellanwelten.org
Öffnungszeiten:
ganzjährig: Dienstag bis Sonntag von 10.00 bis 17.00 Uhr
Ausstellungskatalog:
Fruchtbarkeit? Erotik? Sex? Im Alten Amerika. Von Robert Fin Steinle. Verlag J.?H. Röll, Dettelbach 2006
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