Die Entdeckung der Kykladenkultur ... | ... nahm ihren Anfang in den 1830er und 1840er Jahren, als Gelehrte erstmals die eigentümlichen Idole von ihren Reisen in Griechenland mitbrachten. Dann zu Beginn des 20. Jahrhunderts erfreuten sich die Figurinen vor allem unter Künstlern und Sammlern großer Beliebtheit - ihre klaren abstrakten Formen und das helle Weiß des Marmors faszinierte den berühmten Maler des "Primitivismus" Pablo Picasso oder den Bildhauer Henry Moore. Ins Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt, rief die Kykladenkunst jedoch auch Grabräuber auf den Plan. Sie plünderten zahlreiche Nekropolen der Inselgruppe – unzählige Zeugnisse der Kykladenkultur gingen so verloren.
Die einstige Bemalung ... | ... zeichnet sich an diesem Idol deutlich im Verwitterungsrelief ab: Zu erkennen ist das Auge, das von der Braue überwölbt wird. Ein solches "Relief" entsteht, weil die Farben den Untergrund länger vor Umwelteinflüssen schützen als die unbemalten Partien.
Das Paaridol aus Marmor... | ... zeigt eine Frau, die auf ihrem Kopf eine kleinere Figur trägt. Das Stück entstand zwischen 2700 und 2400 v. Chr. Derartige Kykladenidole stellten offenbar übernatürliche Wesen dar, die womöglich als ständige Begleiter verstanden wurden und vor "bösen Geistern" schützen sollten.
Eine weibliche Gestalt ... | ... wird von zwei Männern getragen. Auch diese Komposition entstand um die Mitte des 3. Jahrtausends v. Chr. Die Vorläufer der Kykladenfiguren reichen sogar zurück bis in die ägaische Jungsteinzeit (5300–3200 v. Chr.), doch besitzen diese üppigere Körperformen als die späteren "klassischen" Idole. Letztere bergen noch viel Rätselhaftes – ziemlich sicher ist nur, dass sie Zeugnisse der damaligen religiösen Vorstellungswelt sind. Vielleicht sah man in ihnen Mittler zwischen realer Lebens- und spiritueller Gegenwelt.
Sowohl die beiden Harfenspieler ... | ... als auch die Kelche sowie die Schale aus Marmor wurden angeblich gemeinsam auf der Insel Thera entdeckt, dem heutigen Santorin im Süden der Inselgruppe. Darstellungen von Musikanten sind selten. Ihre genaue Bedeutung blieb der Kykladenforschung bislang noch verborgen.
An dem Köpfchen links ... | ... sind im Streiflicht noch deutliche Spuren der Bemalung zu sehen, wie etwa die Wellenlinien der Haarlocken. Zudem trug das Figürchen auf dem Kopf eine blaue Kappe. Auf die Wangen waren rote Punkte getupft, wie es rechts die moderne Marmornachbildung zeigt. Nach Meinung der Forscher dienten die Idole als rituelle Objekte, deren Farbgestaltung sein Besitzer im Verlauf des Lebens offenbar mehrfach veränderte – vermutlich anlässlich besonderer Ereignisse wie Hochzeit, Geburt oder Krankheit.
Auch diese moderne Kopie ... | ... wurde farblich ergänzt – und zwar auf der Grundlage der Pigmentreste an der Originalskulptur. Die Gestik der über der Brust verschränkten Arme ist bereits von den jungsteinzeitlichen Arbeiten bekannt. Um 2250 v. Chr. vollzog sich in der Kykladenkunst indes ein plötzlicher Wandel – danach wurden immer seltener Marmoridole hergestellt.
Die Steingefäße der Kykladenkultur ... | ... zeugen von der großen Handwerkskunst der Inselbewohner. In mühseliger Feinarbeit wurden die Gefäße aus Marmor oder grünem Chloritschiefer gefertigt. Vermutlich handelte es sich um reine Luxusobjekte oder Statussymbole, die im Alltag kaum Gebrauch fanden.
Die so genannten Kykladenpfannen ... | ... aus Chloritschiefer kamen häufig in reich ausgestatteten Gräbern zum Vorschein und zählen zu den geheimnisvollsten Objekten dieser Kultur. Da schriftliche Zeugnisse fehlen, lassen sich Bedeutung und Verwendungszweck der Schalen kaum endgültig klären. Die Griffschalen wurden kunstvoll verziert - zumeist mit opulenten Sternmotiven, Spiralen, Schiffen, aber auch dem weiblichen Schamdreieck. Vielleicht opferte man aus ihnen den Göttern, um für eine gute Ernte oder eine sichere Handelsfahrt über das Meer zu bitten.
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Zwischen 3100–2000 v. Chr. waren die "Ringinseln" vor der Südküste Attikas Heimat einer Kultur, die bereits im 19. Jahrhundert insbesondere durch ihre unverkennbaren Marmoridole Berühmtheit erlangte. Diese menschengestaltigen Skulpturen bezeugen eine hoch entwickelte Zivilisation, die zu Beginn der Bronzezeit vor allem durch den Seehandel sowie eine vielfältige Nutzung des neuen Werkstoffs Bronze zu einer lang anhaltenden Blüte gelangte. Denn als eine der ersten Gesellschaften konstruierten die Kykladenbewohner robuste Schiffe, mit denen sie im gesamten Ägäisraum Handel treiben konnten, sie fertigten Werkzeuge und Waffen aus Bronze und schufen kostbare Steingefäße.
Mittelpunkt der Ausstellung sind die einzigartigen Kykladenidole. So haben jüngste Untersuchungen gezeigt, dass ihr heutiger Zustand – strahlend weiße Marmorfiguren mit abstrakten Körperformen – nicht dem Aussehen der damaligen Zeit entspricht. Die Idole waren einst bunt bemalt! Wie Pigmentspuren belegen, waren Einzelheiten wie Augen, Brauen, Mund oder Haarlocken farbig hervorgehoben, markierten Linien und Streifen Hals- und Armschmuck.
Offenbar war die Bemalung aber auch abgewandelt oder erneuert worden. Aus diesem Grund vermuten Forscher, dass die Kolorierung verschiedene Phasen im Leben des Besitzers widerspiegelte. Je nach Anlass, wie etwa Hochzeit, Geburt oder Tod, trug man neue Muster auf oder ergänzte alte Verzierungen. Um eine Vorstellung vom einstigen Erscheinungsbild der Idole zu geben, sind in der Ausstellung Originalstücke und bemalte moderne Kopien nebeneinander gestellt.
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