Dieser tätowierte Maorikopf | … stammt von einem 35 bis 50 Jahre alten Mann. Seine Ohrläppchen sind mit zentimetergroßen Löchern durchbohrt und in seinen Augenhöhlen sitzen künstliche Augen, möglicherweise Glasaugen. Seine Zähne zeigen starke Abnutzungsspuren, die darauf hinweisen, dass er sie wohl als Werkzeuge benutzt hat.
Vor 600 Jahren starb in Peru | … diese 30- bis 50-jährige Frau. Haaranalysen ergaben, dass sie zwar an der Küste lebte, aber keine Meeresfrüchte aß. Des Weiteren hat sie Tabak geraucht oder gekaut. Gestorben ist sie jedoch nicht an diesem Laster, sondern an einer Querschnittslähmung, die vermutlich Folge einer Wirbelsäulentuberkulose war. Ihr Schädel wurde übrigens im Säuglingsalter künstlich deformiert (siehe dazu auch Abenteuer Archäologie 5 / 2007 S. 26).
Das "Mädchen" von Windeby | … wurde 1952 in einem Moor nahe Eckernförde gefunden. Über Jahrzehnte nahm man an, dass es sich bei der Leiche um eine junge Ehebrecherin handelt, die ihre Untreue mit dem Tod bezahlen musste. Erst durch moderne DNS-Untersuchungen stellte sich heraus, dass das Mädchen von Windeby eigentlich ein 15-17 jähriger unterernährter Knabe war.
Zusammen mit einem zweiten Kopf | … und anderen Körperteilen war dieser Schädel Teil einer Sammlung von Arzneigrundstoffen. Ob daraus tatsächlich vermeintlich heilende Substanzen gewonnen wurden, ist aber nicht bekannt. Sicher ist, dass dieser Kopf von einer 30- bis 50-jährigen Person unbestimmbaren Geschlechts stammt, die im 3. Jahrhundert v. Chr. in Ägypten lebte.
Über die Mumie M6 | … war fast nichts bekannt. Mit modernsten Methoden fanden die Forscher immerhin heraus, dass diese Hand einem gut 1,5 Meter großen und 15 bis 17 Jahre alten Mann aus Nordspanien gehörte.
Manchmal macht der Zufall Mumien. | Diese Katze hatte sich vor langer Zeit im Arsenal der Stadt Schwerin verirrt und war verendet. Weil dort seit 1844 nur Waffen lagerten, konnte das Tier unbemerkt vertrocknen und die Zeiten überdauern. Erst 1992 wurde sie bei der Restauration des historischen Gebäudes entdeckt.
Über den Brüllaffen | … ist kaum etwas bekannt. Er muss einst in der Region vom südlichen Mexiko bis in das nördliche Argentinien durch die Wälder geturnt sein. Das in aufrechter Haltung mumifizierte Tier ist mit einem Rock aus Nandufedern und Federschmuck um Kopf und Hals ausgestattet.
Johannis Orlovits | … starb im Jahr 1801 im Alter von nur einem Jahr. Seine letzte Ruhe fand das Kind in der Dominikanerkirche von Vác in Ungarn. Dort entdeckten Forscher 1994 ein riesiges unterirdisches Gewölbe mit einer längst vergessenen Krypta – und darin: die Särge von 265 Verstorbenen. bei der Öffnung zeigte sich, dass die Leichen nicht zerfallen, sondern infolge der Umstände auf natürliche Weise mumifiziert waren.
Auch dieser Kopf | … fand sich in der Sammlung von Arzneigrundstoffen. Er stammt von einem 30- bis 50-jährigen Mann aus Ägypten. Im Gesicht sind noch Reste der ursprünglichen Bandagen erhalten. Der Schädel ist völlig leer, Augen und Zunge wurden bei der Einbalsamierung entfernt.
Tote Kofferfische | … zählen, dort wo sie vorkommen zu regelmäßigen Strandfunden. Sonne und Salz entziehen dem Fischkadaver rasch das Wasser. Eingelagertes Salz macht den getrockneten Fisch für die meisten Insektenlarven unattraktiv. Sein Gift verhindert, dass er gefressen wird.
An Bord eines Marineschiffes | … kam im Jahr 1883 diese südamerikanische Leiche aus vorspanischer Zeit nach Deutschland. Der männliche Tote war im trockenen Klima der Atacamawüste zur Mumie geworden. Unter den Grabbeigaben fanden sich auch Beutel für Kokablätter sowie hölzerne Schnupftabletts und ein Schnupfrohr aus Vogelknochen zum Inhalieren psychoaktiver Substanzen.
"Toltekenindianerin mit zwei Kindern, Mexiko" | … stand auf der alten Vitrine. Die Forscher vermuten aber, dass die drei vor etwa 600 Jahren in der andinen Küstenregion Südamerikas gelebt haben. Als die Frau starb, war sie allenfalls 35 Jahre alt. Zum Zeitpunkt ihres Todes hat sie wahrscheinlich noch gestillt. Ob es sich bei den Kleinkindern um ihre eigenen handelt, ist nicht sicher.
"Der Mann von Rendswühren" | … wurde bereits 1871 im Heidemoor bei Rendswühren beim Torfstechen gefunden. Wegen der Schäden am Schädel lässt sich vermuten, dass der 40-50 jährige Mann mit einer Axt oder einer Keule erschlagen und danach ins Moor gezogen wurde. Die Mumie lässt sich ungefähr auf die Zeit der Geburt Christi datieren.
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Sie stammen aus Ägypten, Amerika, Asien und der Südsee. Und kein Mensch wusste von ihrer Existenz. In den alten Museumsinventaren waren sie zwar verzeichnet, als "Kriegsverluste" aber abgeschrieben. Doch die Mumien waren noch da und ruhten in ihren hundert Jahre alten Vitrinen. An einem denkwürdigen Tag im Jahr 2004 stießen die Mannheimer schließlich in den eigenen Depots auf die verschollen geglaubten Toten – und behielten den sensationellen Fund für sich.
Erst dieses Frühjahr erfuhr die Öffentlichkeit von den 19 Leichen im Keller der Reiss-Engelhorn-Museen. Inzwischen waren die Forscher nicht untätig gewesen. Auf diskrete Art und Weise hatten sie Mumien in diverse Kliniken geschafft, um sie dort mit modernsten Instrumenten zu untersuchen. So fanden sie etwa heraus, dass ein als Ägypter deklarierter Mann in Wahrheit einst in Ostasien gelebt hatte oder dass eine peruanische Frau vor 600 Jahren infolge einer Querschnittslähmung starb.
Neben den eigenen Mumien zeigen die Mannheimer weitere 51 Mumien und Moorleichen aus aller Welt.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 11.00 bis 18.00 Uhr (Donnerstags bis 21.00 Uhr)
Ausstellungskatalog: Mumien – Der Traum vom ewigen Leben. Von Alfried Wieczorek, Michael Tellenbach und Wilfried Rosendahl (Hg.). Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2007
Im Rahmen einer Kooperation mit dem Württembergischen Landesmuseum Stuttgart wird dort am 6. Oktober 2007 die Ausstellung "Ägyptische Mumien" eröffnet. www.mumien-stuttgart.de
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