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Unser Weg zu Ökopolis

Werden wir den Weg zur ökologischen Stadt beschreiten können? Ja, sagen die Autoren und verraten uns, welche Hindernisse wir dabei überwinden müssen.

Der Titel "Post-Oil City" ist Programm: Wie werden wir zukünftig ohne fossile Brennstoffe auskommen? Wie kann die Stadt von morgen aussehen? Wie kann sie insbesondere eine dramatisch wachsende Besiedlungsdichte bewältigen?

Schon heute leben mehr als die Hälfte der Menschen in städtischen Ballungsräumen, Tendenz steigend: Laut UN-Prognosen soll der Urbanisierungsgrad etwa im Jahr 2050 auf durchschnittlich 70 Prozent gestiegen sein, in hochtechnisierten Ländern sogar auf über 85 Prozent. Und auch in Staaten mit sinkender Einwohnerzahl wie Deutschland wächst die Nachfrage nach Wohnungen, weil immer weniger Menschen in ein und demselben Haushalt leben. Heute sind etwa 80 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen den Städten zuzurechnen – ein Umbruch ist also dringend nötig.

Doch dieses kompakte Buch beschränkt sich nicht darauf, vorhandene Probleme aufzulisten und dem Leser ein Gefühl der Machtlosigkeit zu vermitteln. Mehr als 20 Autoren, von denen die meisten hauptberuflich in öffentlich-rechtlichen Dienstverhältnissen über die Zukunft unserer Gesellschaft nachdenken, liefern in einer bunten Mischung eine detaillierte Analyse des Status quo, erläutern realistische Ideen und Möglichkeiten zur Gestaltung einer zukunftsfähigen Stadt und beschreiben gegenwärtige gesellschaftliche Trends und Projekte, die einen Wandel einleiten könnten.

Die Stadt ist nicht nur unser größtes Problem; sie birgt auch das Potenzial für Lösungen. Schon immer wandern Menschen mit kreativer, unkonventioneller Lebensweise in die großen Städte, um sich dort – möglichst unter ihresgleichen – zu verwirklichen. Die Autoren sind sich einig, dass diese Milieus den Wandel der Gesellschaft entscheidend voranbringen und man innovative Denkweisen daher fördern sollte.

Selbst angebautes Gemüse ist angesagt
Einige Pflänzchen sprießen bereits: Ein trendiges Stadtrad statt protziger Limousine gilt als schick, die Bioläden boomen, und Stadtbewohner pflanzen mitten in der Stadt ihr eigenes Gemüse an. Diese "Lohas" (die Abkürzung steht für Lifestyle of Health and Sustainability) sind etwas anderes als die vertrauten "Ökos". Sie wollen gar nicht primär Energie sparen oder das Klima schonen, sondern suchen für ihr eigenes Wohlbefinden nach Werten wie guter Nachbarschaft, verbesserter Luftund Wasserqualität oder Ruhe, um dem Lärm des Alltags zu entfliehen. Diese Verbindung von Hedonismus und Ökologie führt nicht selten zu originellen und intelligenten Ideen.

Die eher pflichtbetonten Autoren sehen darin auch einen wünschenswerten Trend zu einer engeren Verzahnung der Stadt und ihrer Umgebung, der durch administrative Maßnahmen – in Deutschland durch verstärkte Einwirkung des Bundes – unterstützt werden sollte.

Und die Nachfrage erzeugt ganz nach volkswirtschaftlichen Regeln das Angebot. Lohas wollen auf Luxus nicht verzichten und daher Ökologie mit Funktionalität und Ästhetik verbinden. Da sie inzwischen eine große, kaufkräftige Kundengruppe sind, ist bei den Anbietern eine Aufbruchstimmung zu spüren: Architekten liefern nicht nur Luxus, sondern bieten dauüber hinaus standardmäßig detailliertes Wissen über Energiebilanzen und ökologische Baustoffe.

Doch die Verfasser des Buchs warnen die Stadtplaner vor übereifrigen baulichen Maßnahmen; denn indem ganze Stadtteile saniert und restauriert werden, vernichtet man meist günstigen Wohnraum und schafft gesellschaftliche Grenzen zwischen Arm und Reich.

Nachdem viel analysiert, angeregt und diverse Ideen skizziert wurden, endet das Buch mit einer Vision des Alltags in der "Ökopolis" von 2040: "Aktivhäuser" erzeugen aus Sonne und Erdwärme mehr Energie, als sie verbrauchen. Wer sich in der benzinfreien Innenstadt bewegen möchte, verschafft sich per Mobiltelefon ein elektrisches Mietauto oder -fahrrad. Ein netter, amüsanter Abschluss eines in sich runden Buchs. Der Leser erhält alle zentralen Inhalte einfach, verständlich, kurzweilig und ohne die sonst üblichen Weltuntergangsszenarien vermittelt.

Ein spannendes Buch, das neugierig auf die Stadt der Zukunft macht!

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  • Quellen
Spektrum der Wissenschaft 11/2011

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