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1. Etappe: Von Tana nach Antsirabe

Reisfelder
Am Ostersonntag beginnen Andry und ich unsere Reise. Wir planen eine grobe Route, wobei wichtig ist, jeweils vor Einbruch der Dunkelheit das nächste Ziel zu erreichen: Nachtfahrten in Madagaskar sind zurzeit gefährlich. Seit der gewaltsamen Absetzung des ehemaligen Präsidenten Marc Ravalomanana im Frühjahr 2009 und der Installierung einer international isolierten Interimsregierung unter dem ehemaligen DJ und Bürgermeister Tanas Andry Rajoelina (mit dem mein Reisebegleiter Andry in seiner Jugend gemeinsam die Schulbank gedrückt und Feste gefeiert hat) bestimmen Korruption, Kriminalität und Orientierungslosigkeit den madagassischen Alltag.

Für Überlandfahrten schließen sich die allgegenwärtigen Kleinbusse, Taxi-brousse genannt, zu Kolonnen zusammen, und meist fahren im ersten und letzten Wagen bewaffnete Polizisten oder Soldaten mit, um bei Straßensperren Gegenwehr leisten zu können.

Betsileoarchitektur bei Ambositra | Neben der Hauptstadt ist Antsirabe das zweite wirtschaftliche Zentrum Madagaskars. Damit verbunden ist ein gewisser relativer Wohlstand, der sich in größeren Häusern widerspiegelt.
Unsere Fahrt nach Süden verläuft glücklicherweise ruhig und problemlos. Wir mäandern durch kleine Dörfer, kaufen Obst an Straßenständen und halten oft an, um die Stille der bergigen Landschaft zu genießen. In Antsirabe ist es jedoch vorbei mit der Beschaulichkeit. Die Stadt, neben Tana wirtschaftliches Zentrum Madagaskars, in dem aufgrund des relativ milden Klimas Kartoffeln, Mohrrüben und allerlei weiteres Gemüse gedeihen, ist Wochenenddestination für viele Einwohner Tanas, die die Osterfeiertage abseits des Hauptstadttrubels verbringen wollen.

Antsirabe platzt aus allen Nähten, die Innenstadt ist voller Buden und Garküchen, eine Open-Air-Bühne ist am Bahnhof errichtet worden, auf der die madagassischen Musikstars Tsiliva und Lola auftreten, und selbst einige bunte Karussells drehen sich quietschend und untermalt von begeistertem Kindergeschrei um die eigene rostige Achse.

Luxussuite | Nicht unbedingt das erste Hotel am Platz, doch für eine Übernachtung muss es taugen, da alle anderen Unterkünfte belegt sind.
Wir lassen uns durch das Gewirr der Menschen treiben, promenieren über die breiten Alleen der Stadt und suchen schließlich lange vergeblich nach einer Unterkunft – fast alle Hotels sind mit Feiertagsgästen ausgebucht. Schließlich finden wir ein kleines, schäbiges Hotel abseits der großen Straßen, in dem noch ein Zimmer mit Duschkabine frei ist. Nachts untermalt eine beruhigend klingende Regenkulisse den Schlaf: von der teils unverkleideten Zimmerdecke rinnt beständig Wasser aus einem undichten Rohr in das darunter liegende Duschbecken.

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