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AAAS-Jahrestagung: Auf nach San Francisco

Antje Heidemann
Beim Betreten des Hotels Nikko in Downtown San Francisco erschlägt mich der Luxus fast. Auf blank polierten Bodenplatten rutsche ich an einem Marmorbecken vorbei, in das ein kleiner Wasserfall plätschert. Neben der Treppe zur Empfangshalle – ebenfalls aus Marmor – fließt ein Bach die Stufen hinunter. Ich bin auf dem Weg, mich für die Jahrestagung der AAAS (American Association for the Advancement of Science) zu registrieren, die heute mit einer Ansprache des AAAS-Präsidenten John Holdren im Hilton-Hotel nebenan beginnt.

Jute fürs Programm

Diese internationale Konferenz der weltgrößten allgemeinwissenschaftlichen Gesellschaft, welche sich der "weltweiten Förderung von Wissenschaft und Innovation zum Wohle aller Menschen" verschrieben hat, ist eine der bedeutendsten wissenschaftlichen Zusammenkünfte. Mehrere tausend Forscher, Journalisten und Mitglieder einflussreicher wissenschaftlicher Komitees und Organisationen werden an diesem Treffen teilnehmen.

An der Anmeldung bekomme ich eine umweltfreundliche Jutetasche – ganz im Sinne des diesjährigen Konferenzmottos "Wissenschaft und Technologie für nachhaltiges Wohlergehen" – mit dem Programm und weiterem Informationsmaterial in die Hand gedrückt. Jeder Konferenztag hat ein Seminarthema – Globale Gesundheit, Roboter und Virtuelle Welten –, zu dem Spitzenwissenschaftler referieren. Neben den Seminaren gibt es jeweils kleinere Symposien und Posterpräsentationen mit Forschungsbeiträgen, Hauptvorträgen und Workshops. Wer möchte, kann sich also von morgens um acht bis abends um acht ganz der Wissenschaft widmen.

Festlicher Auftakt ...

Der AAAS-Präsident John Holdren hält seine Begrüßungsrede in einem großen Saal des Hilton-Hotels. Das Publikum ist bunt gemischt, von Schlips und Kostüm bis Hosenträger, Holzfällerhemd und Gesundheitsschuhen, Jung und Alt sind vertreten. Mit Hinblick auf den Titel der Konferenz bietet Holdren zunächst einen groben Überblick über den Status quo in der Welt und über das, was unternommen werden müsste, um diesen zu verbessern oder wenigstens zu halten. Er betont, dass das Wohlergehen der Menschheit im Wesentlichen auf drei Säulen beruht: auf ökonomischen, soziopolitischen und Umweltbedingungen und -prozessen. Alle drei seien gleich wichtig, miteinander verflochten und müssten demnach auch gleich stark in nachhaltiger Weise erhalten und weiter vorangetrieben werden.

AAAS Eröffnungsrede
Die größten Bedrohungen des "Wohlbefindens der Menschheit" sieht der Direktor des renommierten Woods-Hole-Forschungszentrums in Armut und Krankheit, Ausbeutung der Natur, bewaffneten Konflikten, Unterdrückung der Menschenrechte und in der Verschwendung menschlichen Potenzials. Die vier größten derzeitigen Herausforderungen seien daher die Grundversorgung der Armen, der Wettstreit um Land, Wasser und Rohstoffe, eine umwelt- und klimafreundliche Energieversorgung und die baldige Abschaffung aller nuklearen Waffen.

An Beispielen wie Klimaveränderungen in den letzten Jahrzehnten und sogar Jahren macht Holdren klar, dass sich unsere Umwelt aufgrund unseres Verhaltens schon jetzt zu unseren Ungunsten verändert hat und dass es so nicht lange weitergehen kann. Am Ende der Rede plädiert er für eine stärker auf den Erhalt unseres langfristigen Wohlergehens fokussierte Forschung. Man müsse die jetzige Weltsituation intensiver analysieren, um sie besser zu verstehen, mögliche negative Interaktionen mehr beachten und Investitionen in den Erhalt unserer Umwelt fördern. Die Umweltaufklärung müsse verbessert werden und Politiker überzeugt, die Umwelt zu berücksichtigen.

... mit entspanntem Ausklang

Auf die Rede, für die Holdren stehende Ovationen erhält, folgt der Präsidentenempfang, zu dem alle Konferenzteilnehmer eingeladen sind. In einem weiteren prächtigen Ballsaal des Hotels versammeln sich die Gäste, beim sehr leckeren Buffet und vor allem in den langen Schlangen davor knüpfen sie viele neue Bekanntschaften, und es wird über das eben Gehörte diskutiert sowie Ratschläge ausgetauscht. Der Wein genießende amerikanische Krebsspezialist aus einer Klinik in Houston, der mit einem Wodka trinkenden Mitglied des finnischen Wissenschaftskomitees in ein angeregtes Gespräch darüber verwickelt ist, warum Amerikaner große Autos fahren, die viel Benzin schlucken, und warum Autos heutzutage schneller kaputt gehen als früher, ist da nichts Außergewöhnliches. Für harte Wissenschaft ist morgen Zeit.

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