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Alphörner in Tunis

Endlich geht es los …

Nach langer Vorbereitung bin ich nun endlich in Tunesien, der ersten Station meiner Reise. Tunesien ist super – es gibt sogar eine S-Bahn von Monastir nach Sousse! Nachdem ich Philipp von Rummel, meinen Mitstipendiaten vom Hafen La Goulette abgeholt habe, fuhren wir gemeinsam über die vierspurige Schnellstrasse nach Tunis. Weil es kurz vor dem Fastenbrechen war (Rammadan), hatten wir die Straße ganz für uns alleine; da alle an den Fleischtöpfen sitzen. So brauchten wir nur zehn Minuten für eine Strecke, die man sonst nicht unter einer Stunde schafft!

Der erste Höhepunkt der letzten Tage war natürlich Karthago. Nach dem Besuch des Byrsa-Hügels mit Museum, punischen Wohnhäusern und römischem Forum wollten wir nur kurz in die Kathedrale, immerhin Sitz des katholischen Primas von Afrika, wie eine Inschrift auch ganz stolz verkündete. Allerdings stimmte uns der Zusatz "sine dubio" nachdenklich, denn wenn das besonders betont wird, gibt es meist erhebliche Zweifel! In der Kathedrale erwarteten uns drei Österreicher, die für ein Jazzkonzert probten, und zwar in einer doch ziemlich ungewöhnlichen Besetzung: Akkordeon, Schlagzeug und (!!!) Alphorn.

Über den Musikern prangte ein großes buntes Wappen und bei genauerem Hinsehen entpuppte sich dieses als das der "Empresse de Brasile". Skurriler geht es schon fast nicht mehr, v.a. da der Kirchenbau etwas an Sacre Coeur erinnert. Abends gab es dann ein wunderschönes Picknick mit tunesischem Mozarella, pommodori secchi und gefüllten Oliven am heute sehr malerischen punischen Kriegshafen.

An einem anderen Abend trafen wir beim Abendessen (Rammadan-Spezialmenü mit gegrilltem Fisch, salade tunesienne, gebratener Lammleber etc. für sage und schreibe 3,5 tunesische Dinar, d.h. ca. 1 Euro!) einen tunesischen Bildhauer, der uns einlud, seine Werkstatt zu besichtigen. In dieser war ein furchtbares Chaos, da er dort gerade sein Moped reparierte, aber die Stücke, die er machte waren teilweise sehr schön und allesamt technisch von erstaunlicher Qualität: lebensgroße Arbeiten in Holz, aber auch Porträtbüsten in Stein.

Und was gab es an Monumenten? Viel, sehr viel. Eine große punische Stadtanlage, römische Villen en masse, Mosaiken bis zum Erbrechen, eine riesige mittelalterliche Festung und natürlich die Landschaft, die am so genannten "Cap Bon" sehr stark an Süditalien denken lässt, wie überhaupt das ganze Land – wenn da nicht immer wieder die punischen Kammergräber und die Kanonenschüsse bei Sonnenuntergang (im wahrsten Sinne des Wortes Startschüsse zum Essen) wären …

Francis & Philipp

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