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Betreff: Ein Wunschkind namens Wünschen

Skolopender
Am Sonntag ist wieder einmal ein "Spectacle" im Fußballstadion von Morondava, ein Open-Air-Konzert von Tsiliva. Der ist ein Lokalmatador, der aus Ankisirasira stammt, einem Vorort der Küstenstadt.

Auf dem Weg zum Stadion werden Matze und ich von zwei Polizisten in weißen Hemden aufgehalten, die unsere Pässe sehen wollen. Wir haben sie nicht dabei, also müssen wir zurücklaufen zum Haus, um sie zu holen. Madagaskars auf Modernisierung bedachter Präsident Marc Ravalomanana hat die Kontrollen kürzlich verschärft – anscheinend halten sich viele "vazaha" ohne gültiges Visum im Land auf. Auch auf die Anschnallpflicht wird neuerdings Wert gelegt – sofern das jeweilige Gefährt über Gurte verfügt.

Skolopender | Skolopender gehören zu den Riesen unter den Hundertfüßern: Die größte, allerdings in Südamerika lebende Art, S. gigantea, wird bis zu 30 Zentimeter lang. Aber auch europäische Vertreter (südlich der Alpen) erreichen gut zehn Zentimeter. Die Tiere leben räuberisch, töten ihre Beute mit Gift und greifen bei Bedrohung aggressiv an.
Wieder auf der Hauptstraße versuchen wir, einen der Kleinbusse ins Zentrum anzuhalten, aber alle sind überfüllt, und die im Innern gestapelten Leute winken uns nur freundlich zu aus ihrer vorbeifahrenden Sardinendose. So trotten wir mit anderen Konzertbesuchern am staubigen Straßenrand Richtung "Spectacle", in der Hand als Wegzehrung ein THB (das bekannteste madagassische Bier, das "Three Horses Beer" heißt, obwohl es schwer ist, in Madagaskar ein Pferd zu entdecken).

Vor dem Stadion treffen wir wie verabredet Jipa und seinen zehnjährigen Sohn Nirina. Als ich Jipa frage, ob der Name etwas bedeute, lacht er und nickt: Nirina lässt sich in etwa mit "Wünschen" übersetzen, und er hat den Namen gewählt, weil er sich einen Sohn gewünscht hat, als seine Frau schwanger wurde.

Das Konzert ist gut besucht, auf dem Fußballplatz tummeln sich hunderte Menschen. Nahe dem Eingang qualmen Feuer, auf denen Zebuspieße gegart werden, und es gibt Bier aus brummenden Kühltruhen, die unter flatternden, etwas Schatten spendenden Tüchern stehen. Tsilivas Band spielt Kilalaky, eine rhythmische, teils monotone Musik aus der Region Menabe, zu der klassischerweise im Gänsemarsch getanzt wird, Arme und Beine von sich schleudernd. Tsiliva hat Musik und Tanzstil etwas modernisiert und baut kleine Slapstickeinlagen ein, die die Stimmung zusätzlich heben.

Auch Nirina zappelt vor uns im Rhythmus der Trommeln und Gitarren. Weil er so klein ist, dass er die Bühne nicht sehen kann, nehmen wir ihn abwechselnd auf die Schultern, wo er weiter zappelt. Ab und zu fühle ich im Gedränge eine tastende Hand an meinen Hosentaschen, die jedoch bis auf ein paar tausend Ariary (madagassische Währung, 1 Euro = ungefähr 2500 Ariary) leer sind. Auch Matze, der unsere Pässe in einer Bauchtasche trägt, zieht die Neugier der Taschendiebe auf sich. Doch Jipa läuft hinter uns umher und schiebt allzu aufdringliche Interessenten höflich aber entschieden beiseite.
Kleiner Vasapapagei | Der Kleine Vasapapagei oder Rabenpapagei (Coracopsis nigra), der sich von Samen und Früchten ernährt, lebt von der Küstenebene bis in Höhen von 2000 Metern in Wäldern, Savannen und Mangroven. Er ist stark auf intakte Lebensräume angewiesen.

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