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Einer der ganz großen Höhepunkte

Damaskus – Antakia – Ankara – Eskişehir. Und das alles mit dem Bus! 24 Stunden Fahrt!! In einem syrischen Bus!!! (zugegebenermaßen konnte ich in einen türkischen wechseln). Was für eine Anstrengung das bedeutet, kann nur der ermessen, wer jemals im Orient Bus gefahren ist. Abfahrt war 10 Uhr abends, d.h. eine Nachtfahrt war angesagt.

Schlafen? Von wegen. Die Musik war natürlich mal wieder bis zum Anschlag aufgedreht, der Bus voll beleuchtet, die Klimaanlage an, saukalt und selbstverständlich nicht regelbar etc. etc. An der Grenze wurden wir dann um 5 Uhr nachts eine Stunde lang gefilzt – sogar die Innenabdeckungen des Busses wurden aufgerissen. Wie auch immer – als ich schließlich völlig fertig von einer dann doch sehr interessanten Durchquerung fast ganz Kleinasiens nach 1200 km Fahrt in Eskişehir ankam, erwarteten mich meine beiden Reisegefährten Phillip und Eva und die Türkeireise konnte nun erst richtig losgehen.

Von Eskişehir aus ging es in Richtung Ankara und v.a. nach Gordion, bekannt für einen der weniger subtilen Seiltricks und interessant wegen eines riesigen Tumulus, der vielleicht das Grab des legendären Koenigs Midas war. Über Ankara führte unser Weg nach Alaca Hüyük mit seinen frühbronzezeitlichen Fürstengräbern und v.a. dem monumentalen Tor, das von ägyptisch inspirierten Sphingen bewacht wird und natürlich in meiner Dissertation über die ägyptisch-hethitischen Kulturkontakte ausführlich behandelt wird.

Am späten Nachmittag erreichten wir dann schließlich Boğazköy, das antike Hattusa. Die Hauptstadt der Hethiter war eines meiner ganz großen Ziele gewesen und ich wurde nicht enttäuscht! Im DAI-Grabungshaus dort wurden wir von Andreas Schachner und Ulf Schoop sehr herzlich aufgenommen und konnten uns dem riesigen Ruinenfeld ausführlich widmen. Als ob es Tessub, der Wettergott, besonders gut mit uns gemeint hätte, hatten wir phantastisch schönes Wetter mit strahlend blauem Himmel und dramatischen Wolken, einem weichen Licht und einer leichten Briese.

Und zu sehen gab es so viel, angefangen von der neuen tollen Rekonstruktion der Stadtmauer, bis zum so genannten Haus am Hang, wo viele wichtige Tontafeln gefunden wurden, bis zur Königsburg und sogar einen Zugang in die Unterwelt gab es zu sehen, wunderbar mit luwischen Hieroglyphen beschriftet. So oft hatte ich versucht, mich durch das Gewirr der Pläne zu kämpfen und mir die Lage der Dutzende von Tempeln einzuprägen und jetzt eröffnete sich mir alles mit einem mal. Neben Napata im Sudan war dies hier sicherlich eine der ganz großen Höhepunkte meiner Reise!

Francis Breyer

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