Ende des dunklen Zeitalters?
In den USA waren die vergangenen Jahre "ein dunkles Zeitalter für die Wissenschaft", so konstatierte jüngst die Süddeutsche Zeitung. "Er lässt unbequeme Wissenschaftler feuern und unerwünschte Erkenntnisse aus offiziellen Dokumenten streichen", hieß es über den US-Präsidenten George W. Bush schon vor Jahren in der "Zeit".
An den amerikanischen Universitäten hat seine politische Linie und die seines potenziellen Nachfolgers John McCain ohnehin wenig Freunde. Als Martin Chalfie erfahren hatte, dass er in diesem Jahr den Nobelpreis für Chemie erhalten würde, plante er als erstes – so war es in den Blogs der Nachrichtenagentur Reuters zu lesen –, auch seinen eigenen Namen unter einen von 61 Nobelpreisträgern unterzeichneten Offenen Brief zu setzen. Ein Brief, der dem amerikanischen Volk dringend ans Herz legte, Barack Obama zu unterstützen: Denn dieser sei ein "visionärer Führer", wie ihn das Land brauche, um die traditionellen Stärken der USA in Wissenschaft und Technologie auch in Zukunft zu bewahren. Mittlerweile haben 15 weitere Nobelpreisträger unterschrieben.
Ob es nun besser wird, muss sich aber erst erweisen. Immerhin: Beide US-Präsidentschaftskandidaten wollen der Wissenschaft wieder mehr Beachtung schenken. Obama indessen zeigt sich in Wissenschaftsangelegenheiten deutlich auskunftsfreudiger und gewährte etwa dem britischen Wissenschaftsmagazin "Nature" ein Interview, dem sich McCains Wahlkampfstab verweigerte.
Geldgeschenke trotz Finanzkrise?
Doch praktisch alles, was die Kandidaten zu science&technologyäußerten, äußerten sie vor der Finanzkrise – was zumindest potenzielle Geldgeschenke unsicherer denn je erscheinen lässt. Obama beispielsweise wollte binnen zehn Jahren das Budget für die Grundlagenforschung verdoppeln, wie er auf der Internetseite der "Science debate 2008"-Initiative zu Protokoll gab. Ebendort versprach McCain die Finanzierung des Dutzende von Milliarden teuren "Constellation"-Programms der NASA, um eine "neue Ära der bemannten Erkundung des Alls" einzuleiten.
Falls Sie mehr zu den wissenschaftspolitischen Positionen der Kandidaten wissen wollen: Einige Lesetipps haben wir nebenstehend verlinkt. Die ausführlichste Quelle ist wohl www.sciencedebate2008.com. Hier haben McCain und Obama auf 14 Fragen geantwortet, die aus den Vorschlägen von fast 40.000 US-Bürgern, darunter vielen namhaften Wissenschaftlern, destilliert wurden. Außerdem finden Sie auf der Seite eine Online-Presseschau der zum Thema passenden Schlagzeilen in den US-Medien.
Sollten Sie sich anschließend für einen Kandidaten entschieden haben (zumindest was seine Ambitionen hinsichtlich der Zukunft der Wissenschaft angeht), empfehlen wir ergänzend die Lektüre einer "Spektrum"-Rezension: "Sind alle Politiker reine Egoisten?" In seiner Vorstellung von Steven Brams' Buch über den US-Präsidentschaftswahlkampf ("The Presidential Election Game", A K Peters, Wellesley 2008) bestand "SdW"-Redakteur Christoph Pöppe zwar darauf, dass Brams genau dies nie behauptet habe.
Verstörend seien die spieltheoretischen Ansätze des Autors dennoch. Sie beschreiben die Kandidaten als "rationale Nutzenmaximierer", was übersetzt einfach heiße, sie wollen "nur das Eine: Präsident werden". Was aber leistet die auf einer so schlichten Prämisse basierende Brams'sche Theorie? Sie scheint, so Pöppe, "den amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf ziemlich vollständig zu beschreiben".
Thilo Körkel
An den amerikanischen Universitäten hat seine politische Linie und die seines potenziellen Nachfolgers John McCain ohnehin wenig Freunde. Als Martin Chalfie erfahren hatte, dass er in diesem Jahr den Nobelpreis für Chemie erhalten würde, plante er als erstes – so war es in den Blogs der Nachrichtenagentur Reuters zu lesen –, auch seinen eigenen Namen unter einen von 61 Nobelpreisträgern unterzeichneten Offenen Brief zu setzen. Ein Brief, der dem amerikanischen Volk dringend ans Herz legte, Barack Obama zu unterstützen: Denn dieser sei ein "visionärer Führer", wie ihn das Land brauche, um die traditionellen Stärken der USA in Wissenschaft und Technologie auch in Zukunft zu bewahren. Mittlerweile haben 15 weitere Nobelpreisträger unterschrieben.
Ob es nun besser wird, muss sich aber erst erweisen. Immerhin: Beide US-Präsidentschaftskandidaten wollen der Wissenschaft wieder mehr Beachtung schenken. Obama indessen zeigt sich in Wissenschaftsangelegenheiten deutlich auskunftsfreudiger und gewährte etwa dem britischen Wissenschaftsmagazin "Nature" ein Interview, dem sich McCains Wahlkampfstab verweigerte.
Geldgeschenke trotz Finanzkrise?
Doch praktisch alles, was die Kandidaten zu science&technologyäußerten, äußerten sie vor der Finanzkrise – was zumindest potenzielle Geldgeschenke unsicherer denn je erscheinen lässt. Obama beispielsweise wollte binnen zehn Jahren das Budget für die Grundlagenforschung verdoppeln, wie er auf der Internetseite der "Science debate 2008"-Initiative zu Protokoll gab. Ebendort versprach McCain die Finanzierung des Dutzende von Milliarden teuren "Constellation"-Programms der NASA, um eine "neue Ära der bemannten Erkundung des Alls" einzuleiten.
Falls Sie mehr zu den wissenschaftspolitischen Positionen der Kandidaten wissen wollen: Einige Lesetipps haben wir nebenstehend verlinkt. Die ausführlichste Quelle ist wohl www.sciencedebate2008.com. Hier haben McCain und Obama auf 14 Fragen geantwortet, die aus den Vorschlägen von fast 40.000 US-Bürgern, darunter vielen namhaften Wissenschaftlern, destilliert wurden. Außerdem finden Sie auf der Seite eine Online-Presseschau der zum Thema passenden Schlagzeilen in den US-Medien.
Sollten Sie sich anschließend für einen Kandidaten entschieden haben (zumindest was seine Ambitionen hinsichtlich der Zukunft der Wissenschaft angeht), empfehlen wir ergänzend die Lektüre einer "Spektrum"-Rezension: "Sind alle Politiker reine Egoisten?" In seiner Vorstellung von Steven Brams' Buch über den US-Präsidentschaftswahlkampf ("The Presidential Election Game", A K Peters, Wellesley 2008) bestand "SdW"-Redakteur Christoph Pöppe zwar darauf, dass Brams genau dies nie behauptet habe.
Verstörend seien die spieltheoretischen Ansätze des Autors dennoch. Sie beschreiben die Kandidaten als "rationale Nutzenmaximierer", was übersetzt einfach heiße, sie wollen "nur das Eine: Präsident werden". Was aber leistet die auf einer so schlichten Prämisse basierende Brams'sche Theorie? Sie scheint, so Pöppe, "den amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf ziemlich vollständig zu beschreiben".
Thilo Körkel
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