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Geschenktipp aus der Redaktion: Masse und Macht

Carsten Könneker
An diesem Buch feilte der spätere Literaturnobelpreisträger Elias Canetti (1905–1994) wie an keinem anderen. »Masse und Macht«, 1960 veröffentlicht, ist sein Lebenswerk, eine ästhetische Annäherung an das Aufgehen des Individuums im Kollektiv.

Die Menschenmasse hatten zuvor bereits der Soziologe Gustave Le Bon und der Psychoanalytiker Sigmund Freud wissenschaftlich beleuchtet. Canetti jedoch geht tiefer, stöbert in den Ritualen verschiedener Kulturen – Schiiten, Juden, Naturvölker –, hangelt sich an historischen Überlieferungen entlang, seziert politische Systeme und nationale Befindlichkeiten.

Die Initialzündung für dieses Mammutprojekt datiert auf den 15. Juli 1927, als der unbedarfte Wiener Chemiestudent Canetti von den Demonstranten eines Arbeiteraufstands gleichsam absorbiert wurde: »Ich wurde zu einem Teil der Masse, ich ging vollkommen in ihr auf, ich spürte nicht den leisesten Widerstand gegen das, was sie unternahm.« Diese prägende, ihn tief beglückende Erfahrung machte Canetti, den jüdischen Flüchtling aus Hitler-Österreich, sensibel auch für die Auseinandersetzung mit der inszenierten Masse im NS-Staat.

Carsten Könneker

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