Göttliche Speisen
Aufmerksame Leser werden es bereits gemerkt haben: gutes Essen liegt mir besonders am Herzen. Daher muss ich nun einfach wieder einen weiteren kulinarischen Bericht verfassen!
Da wäre zuallererst der Tee. Schon hier zeigt sich, dass sich Marokko völlig von den bisher bereisten arabischen Ländern unterscheidet, denn hier heißt er nicht “schai” o.ä., sondern “atay” und ist kein schwarzer (bzw., wie es im Arabischen heißt, roter [ahmar]) Tee, sondern grüner. Der Grund ist, dass man nicht – wie in Ägypten etwa – nur ein paar Blätter Pfefferminz dazugibt, sondern eigentlich einen Pfefferminztee mit grünem Teewasser aufbrüht. Dazu natürlich wie üblich tonnenweise Zucker. Ich habe hier in Marokko die größten Zuckerwürfel gesehen, die ich je zu Gesicht bekommen habe (ungefähr die Größe von 5-6 normalen) und die verwenden sie hier für eine Tasse. Das ist nämlich ein weiterer Unterschied: hier bekommt man üblicherweise ein Kännchen (“brak”).
Das am weiteste verbreitete Gericht ist “tajine”, benannt nach der konischen Form der Pötte bzw. deren Deckel, in denen es zubereitet wird. Im Grunde ist es nichts anderes als eine Art Eintopf, was allerdings mit dem vielen Gemüse nach dem ständigen „Schawarma” in der Levante eine wahre Wonne ist. Mit Oliven und den typischen eingelegten Zitronen (“busserra”) zubereitet wird das Gericht dann “meqwalli” genannt.
Eine weitere Spezialität ist „pastilla“. Bei dem Wort schlägt die spanische Geschichte des Landes durch, es handelt sich nämlich um eine mit Puderzucker bestreute Pastete aus Taubenfleisch, gerösteten Mandeln, Honig und Zimt in Blätterteig.
Während es „tajines“ überall in Marokko gibt, ist „pastilla“ eher eine Besonderheit der als besonders gut geltenden Küche von Fès. Essaouria ist bekannt für seine Fischbällchen und in Marrakesch sollte man die “tanzhiya” nicht verpassen, im (Hammam)-Ofen gebratenes Lamm. Lecker! Im Atlasgebirge bekommt man dann auch mal Couscous, und zwar “ksekse bedawi”, d.h. “nach Art der Beduinen” mit siebenerlei Sorten Gemüse.
Die Versuchung schlechthin ist jedoch „mbruziya“. Klingelt da was? Richtig – Ambrosia! Ein im wahrsten Sinne des Wortes göttliches Gericht, wenn auch wahrscheinlich nicht jedermanns Sache: eine Lamm-tajine mit Sultaninen und gerösteten Mandeln in Honig gekocht. Zugegebenermaßen sollte man dazu ein Zitronenwasser bestellen, denn sonst ist die Gefahr eines Zuckerschocks dann doch recht groß.
Ein weiteres besonders marokkanisches Getränk ist “scharbat billuz”, Mandelmilch. Besonders gut schmeckt sie, wenn noch ein paar Orangenblüten hinzugefügt werden.
In der Gegend von Agadir (a-gadir berber. “die Festung”) gibt es ein besonderes Produkt, das nur in dieser Region zu finden ist, das Öl der argane-Nuss. Gemischt mit Honig und gemahlenen Mandeln ergibt es „amlu“, einen Brotaufstrich, der vorzüglich zu den Pfannkuchenartigen Blätterteigteilchen (“baghrir”) passt, die man hier gerne zum Frühstück isst.
Für mich sind „amlu“ und „argane“ auch sprachlich von allergrößtem Interesse, denn – wie uns der maskierte Artikel a- verrät, handelt es sich um berberische Wörter. Nun ist mir aufgefallen, dass in fast allen Berbersprachen das Wort für “Olive” zu den lateinischen Lehnwörtern zählt, was ja ein sicheres Indiz dafür ist, dass die Berber die Olive vor Ankunft der Römer in Nordafrika nicht kannten. Diese Hypothese wird durch a-rgane und a-mlu bestätigt, denn bei diesen handelt es sich mit Sicherheit um die – nennen wir es einmal “Vorgängerprodukte”. Da sage einer, sich um das Essen zu kümmern brächte nicht auch wissenschaftliche Früchte!
Francis Breyer
Da wäre zuallererst der Tee. Schon hier zeigt sich, dass sich Marokko völlig von den bisher bereisten arabischen Ländern unterscheidet, denn hier heißt er nicht “schai” o.ä., sondern “atay” und ist kein schwarzer (bzw., wie es im Arabischen heißt, roter [ahmar]) Tee, sondern grüner. Der Grund ist, dass man nicht – wie in Ägypten etwa – nur ein paar Blätter Pfefferminz dazugibt, sondern eigentlich einen Pfefferminztee mit grünem Teewasser aufbrüht. Dazu natürlich wie üblich tonnenweise Zucker. Ich habe hier in Marokko die größten Zuckerwürfel gesehen, die ich je zu Gesicht bekommen habe (ungefähr die Größe von 5-6 normalen) und die verwenden sie hier für eine Tasse. Das ist nämlich ein weiterer Unterschied: hier bekommt man üblicherweise ein Kännchen (“brak”).
Das am weiteste verbreitete Gericht ist “tajine”, benannt nach der konischen Form der Pötte bzw. deren Deckel, in denen es zubereitet wird. Im Grunde ist es nichts anderes als eine Art Eintopf, was allerdings mit dem vielen Gemüse nach dem ständigen „Schawarma” in der Levante eine wahre Wonne ist. Mit Oliven und den typischen eingelegten Zitronen (“busserra”) zubereitet wird das Gericht dann “meqwalli” genannt.
Eine weitere Spezialität ist „pastilla“. Bei dem Wort schlägt die spanische Geschichte des Landes durch, es handelt sich nämlich um eine mit Puderzucker bestreute Pastete aus Taubenfleisch, gerösteten Mandeln, Honig und Zimt in Blätterteig.
Während es „tajines“ überall in Marokko gibt, ist „pastilla“ eher eine Besonderheit der als besonders gut geltenden Küche von Fès. Essaouria ist bekannt für seine Fischbällchen und in Marrakesch sollte man die “tanzhiya” nicht verpassen, im (Hammam)-Ofen gebratenes Lamm. Lecker! Im Atlasgebirge bekommt man dann auch mal Couscous, und zwar “ksekse bedawi”, d.h. “nach Art der Beduinen” mit siebenerlei Sorten Gemüse.
Die Versuchung schlechthin ist jedoch „mbruziya“. Klingelt da was? Richtig – Ambrosia! Ein im wahrsten Sinne des Wortes göttliches Gericht, wenn auch wahrscheinlich nicht jedermanns Sache: eine Lamm-tajine mit Sultaninen und gerösteten Mandeln in Honig gekocht. Zugegebenermaßen sollte man dazu ein Zitronenwasser bestellen, denn sonst ist die Gefahr eines Zuckerschocks dann doch recht groß.
Ein weiteres besonders marokkanisches Getränk ist “scharbat billuz”, Mandelmilch. Besonders gut schmeckt sie, wenn noch ein paar Orangenblüten hinzugefügt werden.
In der Gegend von Agadir (a-gadir berber. “die Festung”) gibt es ein besonderes Produkt, das nur in dieser Region zu finden ist, das Öl der argane-Nuss. Gemischt mit Honig und gemahlenen Mandeln ergibt es „amlu“, einen Brotaufstrich, der vorzüglich zu den Pfannkuchenartigen Blätterteigteilchen (“baghrir”) passt, die man hier gerne zum Frühstück isst.
Für mich sind „amlu“ und „argane“ auch sprachlich von allergrößtem Interesse, denn – wie uns der maskierte Artikel a- verrät, handelt es sich um berberische Wörter. Nun ist mir aufgefallen, dass in fast allen Berbersprachen das Wort für “Olive” zu den lateinischen Lehnwörtern zählt, was ja ein sicheres Indiz dafür ist, dass die Berber die Olive vor Ankunft der Römer in Nordafrika nicht kannten. Diese Hypothese wird durch a-rgane und a-mlu bestätigt, denn bei diesen handelt es sich mit Sicherheit um die – nennen wir es einmal “Vorgängerprodukte”. Da sage einer, sich um das Essen zu kümmern brächte nicht auch wissenschaftliche Früchte!
Francis Breyer
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben