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Hexen in Würzburg

Gerade lese ich das Buch »Hexenwahn« der Oxforder Historikerin Lyndal Roper. Es ist gerade bei C.H.Beck auf Deutsch erschienen. Nicht verwunderlich, behandelt es die Hexenverfolgung vor allem in Süddeutschland: Würzburg, Nördlingen, Augsburg und Marchtal im 16. und 17. Jahrhundert. Eine deprimierende Lektüre. Ich gestehe, das Thema beschäftigt mich seit Langem, womöglich sogar schon, seit ich als Kind an der Hand der Großmutter im Alten Rathaus von Regensburg durch die Folterkammer der Heiligen Inquisition geführt wurde.

Später las ich über die Kinderhexenprozesse im schwäbischen Calw (dem Geburtsort von Hermann Hesse) und den langjährigen Hexenprozess gegen die Mutter von Johannes Kepler in Leonberg bei Stuttgart. In Würzburg tat sich der gottesfürchtige Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn (1545–1617) in dieser Hinsicht besonders hervor. In seinem Regierungsbereich ließ der fromme Mann nicht nur die Protestanten und alle Frauen von seinem Hof vertreiben, sondern auch Hexen hinrichten, allein 300 in seinem letzten Regierungsjahr. Es muss schon ein besonders wahnhaftes Wüten gewesen sein. Diese Hexenpanik sei, schreibt Lyndal Roper, »eine der größten (gewesen), die Europa bis dahin erlebt hatte«.

Julius Echter gilt aber zu Recht auch als großer Bauherr und Verwaltungsreformer. 1582 gründete er die Universität von Würzburg, richtete sein Juliusspital ein, ein Spital für Geisteskranke, Waisen, Pilger und Kranke, und verwandelte die Stadt in das Barockkleinod mit seinem spezifischen Flair, das ich als Student erleben konnte.

Reinhard Breuer

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