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Man trifft sich

Nach dem Tag mit der Sintflut bei Göle waren wir froh, an einem wilden Bergbach in Yusufeli einen netten Campingplatz gefunden zu haben, der vor allem von israelischen Raftern belegt war. Zum Ausklang des Tages gab es sogar gegrillte Forellen und ein kühles Bier. Der nächste Tag sollte freilich nicht weniger ereignisreich werden, diesmal indes im positiven Sinne.

Die Fahrt zur georgischen Klosterkirche von Öşkvank drohte allerdings zuerst an der Flut vom Vortag zu scheitern, da die Straße in das Tal weggerissen worden war. Beim Umdrehen am Straßenabbruch wurden wir von einer türkischen Familie, die uns für Einheimische hielt und ebenfalls nach Öşkvank wollte, nach dem Weg zur Kirche gefragt. Weiterhelfen konnten wir leider nicht. Vielmehr war es dann Yusuf, ein Politikwissenschaftler aus Trabzon, der sich auf Türkisch durchfragte und für uns einen Schleichweg über schlammige Pisten auf der anderen Seite des Tales auftat.

Während wir ausführlich die großartige Kreuzkuppelkirche aus dem 10. Jahrhundert besichtigten, organisierte Yusuf für seine hungrigen Kinder bei einem Ehepaar in der Nachbarschaft bereits ein Frühstück und lud uns mitsamt einer deutschen Kleinst-Reisegruppe, zwei Frauen mit ihren Reiseführer, die wir in der Kirche kennen gelernt hatten, dazu mit ein. Wie sich dann herausstellte, hatten der Gastgeber und seine Frau lange Zeit in Kiel gelebt, weshalb wir gleich auf Deutsch mit „Herzlich Willkommen“ begrüßt wurden.

Die beiden verbringen ihren Ruhestand wieder in der Heimat, in einem schönen Haus mitten im Wald, mit eigener Quelle, Obstbäumen und Bienenstöcken. An all dem ließen sie uns großzügig teilhaben: Es gab eigenen Honig, selbst gemachte Erdbeermarmelade, hausgemachten Käse, frische Kirschen und nette Gespräche über Gott und die Welt.

Wieder versöhnt mit der Natur machten wir uns dann auf zum georgischen Kloster von Haho, ebenfalls aus dem 10. Jahrhundert, dessen prächtige Kirche heute als TaşCamii („Steinmoschee“) genutzt wird. Besonders eindrücklich waren dort Reliefs mit der Himmelfahrt Alexanders des Großen in christlichem Kontext und einem wunderbaren, Jonas-ausspuckenden Walfisch, in dem man wahlweise auch einen Hund, einen Löwen oder selbst ein Wildschwein erkennen könnte. Zu unserem Glück trafen wir dort die deutschen Damen wieder, deren Reiseleiter bereits den Imam mit dem Schlüssel organisiert hatte.

Wir trafen aber auch eine ganz besondere Person: den Weltenbummler. Der Weltenbummler ist ein deutscher Pensionär aus Zwickau, der mit seinem riesigen Wohnmobil jahrelange Reisen unternimmt, die ihn Beispielsweise zum Baikalsee oder nach Mali führen, und der uns mit großer Begeisterung ausführlich von seinen Erlebnissen berichtete. Schade, dass wir nicht allen seinen Tipps folgen können, zum Beispiel den georgischen „Military Highway“ zu befahren („ein Muss!“) oder mit Hilfe gut vernetzter Freunde Militärcamps auf den höchsten Gipfeln des Kaukasus zu besuchen. Er sucht übrigens noch Mitreisende! (www.spweltenbummler.de).

Francis Breyer & Philipp von Rummel

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