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Nicolas Zenzen

Nicolas Zenzen
Hat nicht jeder schon einmal davon geträumt? Frei von allen Zwängen herumzureisen; hinfahren, worauf man gerade Lust hat, anhalten, wo es einem gefällt. Noch immer kann ich es kaum fassen, dass dieser Traum für mich als Krönung meines altertumswissenschaftlichen Studiums nun in Erfüllung gegangen ist. Einige antike Stätten konnte ich in den vergangenen Jahren auch schon kennenlernen, doch sind die Länder rund um das Mittelmeer so voll davon, dass man selbst in einem ganzen Jahr nur einen Bruchteil davon besuchen kann.

Fasziniert haben mich die früheren Zeiten und ihre geheimnisvollen Trümmer seit meiner Kindheit, ob es ägyptische Pyramiden oder mittelalterliche Burgen waren. Doch vor allem die alten Römer und Griechen hatten es mir angetan und so entschied ich mich schließlich zum Studium der Klassischen Archäologie. Eher zufällig landete ich an der Universität Heidelberg, wo ich schließlich auch erfolgreich promovierte, sammelte durch Aufenthalte in Berlin und Venedig aber auch andernorts Erfahrungen.

Die Wahl der Vorderasiatischen Archäologie und Assyriologie als Nebenfächer stellte sich als ungemeine Bereicherung heraus, eröffnet sie doch die recht fremde und uns dennoch so eng verbundene Welt der altorientalischen Kulturen und ihrer Sprachen. Nicht zuletzt ermöglicht dies eine Betrachtung der Klassischen Kulturen aus einer anderen Richtung, als wir gewohnt sind. Dieses Wissen konnte ich in meiner Magisterarbeit über den Bauschmuck des großen Tempels von Baalbek im Libanon einbringen, den ich in die kulturelle Tradition sowohl des Orients als auch des Okzidents einordnete. Noch intensiver beschäftigte mich das Verhältnis der mediteranen Gesellschaften zu ihren Nachbarn im Osten dann in meiner Dissertation, in der ich die Deutung von Löwendarstellungen in beiden Großregionen untersuchte.

Die eingehende Beschäftigung mit Löwenbildern konnte meiner Faszination für dieses Tier keinen Abbruch tun und ich freue mich schon auf die unzähligen gemeißelten und gemalten Löwen, die mir im kommenden Jahr in antiken Stätten und archäologischen Museen begegnen werden. Wie viele Löwenfotos ich wohl mit nachhause bringen werde?

Meine Reise startet in der Türkei, wo ich den September auf der Ausgrabung in Milet verbracht habe. Zunächst werde ich mich dann in der Türkei selbst umsehen und von dort weiter in den Orient fahren, wo Syrien, Libanon, Jordanien, Iran und Jemen auf dem Programm stehen. An den orientalischen Ländern reizen mich nicht nur die Überbleibsel der altorientalischen und hellenistisch römischen Epochen, sondern ebenso die islamische Kultur, die bis in die Gegenwart viele uralte Traditionen bewahrt hat. Ägypten mit seinen großartigen Monumenten darf auf einer solchen Tour natürlich nicht fehlen und auch Libyen ist Bestandteil dieses orientalischen Schwerpunkts meiner Reise. In der zweiten Hälfte der zwölf Monate möchte ich dann die "klassischen" Länder Griechenland und Italien, aber auch Spanien und Portugal sowie Tunesien und Marokko bereisen.

Bei diesem bunten Programm mit vielen Höhepunkten wird kaum Langeweile aufkommen. Zwar holte uns bei den konkreten Vorbereitungen sehr schnell die Realität ein und uns wurde klar, dass ein ganz so unbeschwertes Reisen, wie man es sich erträumen mag, kaum möglich ist – einige organisatorische Hürden sind zu überwinden, und im Gegensatz zu den Grandes Tourists vergangener Zeiten sind unsere finanziellen Mittel doch etwas eingeschränkter. Im Hinblick auf ein Jahr voller großartiger Erlebnisse erscheinen diese Schwierigkeiten allerdings unbedeutend. So sehe ich den kommenden Monaten voller Spannung entgegen.

Reiseroute: Türkei, Syrien, Libanon, Jordanien, Iran, Jemen, Ägypten, Libyen, Griechenland, Italien, Spanien, Portugal, Tunesien, Marokko

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