Direkt zum Inhalt

Pauken und Trompeten für den Präsidenten

Nun haben wir bereits 4000 Kilometer zurückgelegt, das heißt: Wir schaffen einen guten Schnitt von tausend Kilometern pro Woche. Nach einem wirklich miesen Tag, an dem die Temperatur unangenehm tief fiel und der von Nieselregen und Schauern bestimmt war, haben wir nun wieder warmes und schönes Wetter (Temperatur: 27 Grad Celsius) Die Nächte sind allerdings jetzt schon sehr kalt, trotz Standheizung im Bus.

Das gigantische Kapitol von Sbeitla mussten wir leider spätabends bei Regen besichtigen, dafür gab es am nächsten Tag in Haidra unglaublich dramatische Wolkenspiele und ein ausgesprochen schönes Licht. In der byzantinischen Festung dort gibt es eine toll erhaltene Basilika; und überhaupt ist der Ort grandios – wenn auch die Wächter und Polizisten wegen der Nähe zur algerischen Grenze sehr nervös sind. Erstere konnten wir uns dann jedoch vom Leibe halten, indem wir in einer spätantiken Basilika die Dutzende von Grabinschriften nach einem "Victoriunus episcopus vandalorum" abgesucht haben – eine ganz einmalige Nennung. Spätestens nach einer halben Stunde ging den Wächtern die Geduld aus und sie gingen zum Teetrinken. Leider wurden wir nicht fündig.

Ein weiterer Höhepunkt der letzten Tage war die Besteigung der "Table de Jugurtha", eines fast 1300 Meter hohen Tafelbergs. Er ist über eine Steiltreppe recht gut zu besteigen, und man hat von oben eine geniale Sicht auf die Umgebung bis weit nach Algerien hinein. Procopius überliefert, dass sich der letzte Vandalenkönig Gelimer nach der verlorenen Schlacht gegen den Byzantinergeneral Belisar auf den Pappua-Berg zurückzog. Belisar schrieb ihm dorthin einen Brief, er solle aufgeben; es hätte doch alles keinen Sinn mehr etc. Darauf habe ihm Gelimer geantwortet, er könne nicht aufgeben, doch würde er sich von Belisar zwei Dinge erbitten: etwas Brot und eine Leier.

Nun weiß man leider nicht, welches der Pappua-Berg ist, doch könnte es sehr gut die "Table de Jugurtha" sein. Immerhin ist die Vorstellung ganz nett, wie der entmachtete Vandalenkönig auf dem Berg sitzt und traurige Lieder vom verlorenen Glanz singt!

Von der Zitadelle von el-Kef aus hatten wir eines Abends einen Blick ganz anderer Art, und zwar, was ein Freund von mir einmal als "katholischen" Sonnenuntergang bezeichnet hat: die rotgoldene Sonne in den Wolken, die ihrer Strahlen Spitzen in geradezu barocker Manier hienieden sendet. Das spannende daran war, dass sich dieses Schauspiel direkt über der Region von Thagaste abspielte, dem Geburtsort des Heiligen Augustinus.

In el-Kef erlebten wir eine Verehrung der ganz anderen Art, es war nämlich der tunesische Nationalfeiertag, der "Tag der Erneuerung" (bei uns würde man vielleicht passender von "Machtergreifung" sprechen). Entsprechend gab es riesige Plakate des Präsidenten und Millionen von weiß-roten Fähnchen, einen Fackelzug (!!!) und sogar eine Band mit Pauken und Trompeten …

Francis & Philipp

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.