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VW-Werkstatt dringend gesucht

Der Bulli
Nachdem Besitzerin und Mitfahrer schon voller Stolz die ersten paar hundert Kilometer auf dem schwarzen Kontinent mit dem Bulli zurückgelegt hatten und auch schon einige geruhsame Nächte auf seiner Klappbank verbracht haben, trieb er uns dann eines Abends Sorgenfalten auf die Stirn. Nach einem gemütlichen und verdienten Abend im viel gepriesenen Künstlerdörfchen "Sidi Bou Said", wo wir nach zwei Tagen Karthago mal bei Minztee und Schischah entspannt haben, gab der Bus im Standlauf Geräusche von sich, die auf einen mangelhaften Zustand der Auspuffanlage hinwiesen. Ohh Jee!

Noch vor dem Schlafen gehen haben wir dann die Auspuffanlage inspiziert und den Defekt bei einer gebrochenen Aufhängung lokalisieren können. Das beruhigte den Jens etwas, ließ der Christiane aber kaum Ruhe und sie studierte noch das Reparaturhandbuch für den Bulli. Das gab allerdings keine Auskunft über die Risiken für den Rest des Fahrzeugs. Nach einem gründlichen Studium der Stipendiatentips, hatten wir zwei Autowerkstätten, mit denen andere Reisende schon mal gute Erfahrungen gemacht hatten, notiert und für den nächsten Tag im Programm. Einziges Risiko war das 20-jährige Jubiläum des Präsidenten, das ein Feiertag im ganzen Land war.

Am nächsten Tag dann mit knäckerndem Auspuff zurück nach Tunis und auf in die Werkstatt, einem VW-Vertragshändler mit Deutsch sprechendem Monteur. Nach etwas Sucherei im Industrieviertel war er dann auch schnell gefunden, doch leider geschlossen, wie uns ein freundlicher Wachmann mitteilte. Dann sind wir weiter, etwas unschlüssig ob die Suche nach dem zweiten lohnt. Nach kurzer Fahrt tauchte ein Laden am Straßenrand auf, der ein großes selbstgemaltes VW-Logo zeigte. Fragen kostet ja nichts und siehe da, er konnte zwar selbst nicht helfen, aber fluchs saß der Werkstattjunge im Auto und zeigte uns eine Werkstatt, die nur wenige Minuten entfernt war und im Prinzip aus drei Garagen bestand, von denen zwei als Reparaturzellen funktionierten und die dritte mit gesammelten Metallresten bereits verstorbener Autos gefüllt war.

Nach dem der Meister den Schaden kurz in Augenschein genommen hatte, gab er seinem Chefmechaniker ein paar Anweisungen, er solle den Halter wieder zusammenschweißen und ging dann Mittag essen. Gehörig versuchte der Mechaniker, der im übrigen der einzige von den vier Anwesenden Mitarbeitern war, der wirklich arbeitete, den Halter direkt am Auto zu schweißen. Das Vorhaben ließ sich dann aber doch nicht durchführen und der in zwei Teile gebrochene Halter wurde demontiert, dabei musste eine Schraube, die sich nicht ohne Gewalt lösen ließ, entfernt werden.

Die zwei Teile vor sich und auf einem alten Motorblock fixiert, wurden zusammengeschweißt, dass es nur so krachte. Damit die Sache auch auf Ewig hält, wurde noch ein Bolzen aus dem Ersatzteillager geholt und quer zum Bruch oben drauf geschweißt. Dann wurde die abgebrochene Schraube noch fachmännisch durch eine neue ran improvisiert und alles wieder zusammengeschraubt. Ein VW-Händler würde wohl die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, aber nach einer Stunde Arbeit und unseren kritisch prüfenden Blicken war der Schaden behoben und der Chef kam zurück und malte eine 10 an die Scheibe, was dann wohl der Preis wäre. Dass bei diesem Preis kein weiterer Diskussionsbedarf bestand, war ja klar und unser Schaden war für satte 6,- € behoben! Ein erleichtertes Dankeschön an den Chef, den Mechaniker und seine drei Berater schloss unseren Besuch in der Freien Werkstatt in Ariana ab und ließ uns frohen Mutes weiter fahren.

Christiane Brasse und Jens Pflug

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