Direkt zum Inhalt

Woher die Kirsche ihren Namen bekam

Über das stock-konservative Erzurum mit schönen seldschukischen Medresen wollten wir nun nach Norden ans Schwarze Meer. Kurz vor dem Trabzon (dem alten Trapezunt) verließen wir die Hauptstraße und wagten uns wieder in die zerklüfteten Berge, wo an einer steilen Felsklippe das griechische Kloster Sumela klebt. Angeblich im späten 4. Jahrhundert von Mönchen aus Athen gegründet wurde es erst 1923 verlassen, als alle Griechen der Region auswandern mußten. Es ist wohl kein Zufall, daß das Kloster im selben Jahr abbrannte. Seit einigen Jahren wird es jedoch wieder mit großem Aufwand restauriert, weil immer mehr – vor allem einheimische Touristen – zum Kloster strömen.

Mitten im Verkehrchaos von Trabzon schließlich fanden wir in der Hagia Sophia, eine Stiftung der Komnenenherrscher von Trapezunt aus dem 13. Jahrhundert und heute Museum, eine Oase der Ruhe. Ansonsten ist Trabzon eine sehr lebhafte, offene Hafenstadt, die stark von Besuchern aus Russland, Georgien und der Ukraine frequentiert wird. Das Museum war eher enttäuschend, die Fischsuppe in einer kleinen Lokanta dafür um so besser.

Die Fahrt an der Küste des Schwarzen Meeres entlang nach Westen führte uns an vielen byzantinischen Burgen vorbei nach Giresun. Jene Stadt, gab der Kirsche ihren Namen. Folglich konnten wir die Stadt nicht ohne ein Pfund Kirschen verlassen, die in der Tat köstlich waren. Ein erfrischendes Bad im Meer brachte uns Abkühlung nach einem sehr schwülen Tag.

Die Fahrt nach Samsun war geprägt von riesigen Haselnusswäldern, die sich neben der Straße die Hänge hinaufzogen. Nächstes Ziel war Amasya – die Heimatstadt des berühmten antiken Geographen Strabon. Ihre Lage zwischen hochaufragenden Bergen an dem Fluss Yeşilırmak, mit osmanischen Holzhäusern am Flußufer, ihren zahlreichen Moscheen und Medresen und nicht zuletzt auch die sogenannten Gräber der pontischen Könige boten uns für die knappe Zeit fast zu viel. Neben den Keramik-Standardvitrinen waren im Museum eine hethitische Bronzestatuette und in einer Türbe (eine muslimische Grabstätte) im Museumsgarten die gruseligen Mumien von Mitgliedern der lokalen mongolischen Herrscherfamilie (Ilkhane) aus dem 14. Jahrhundert zu sehen. Hier stellte sich wieder einmal die Frage, wo die Grenze zwischen seriöser Ausstellungsarbeit und geschmackloser Effekthascherei liegt. Eigentlich erstaunlich, dass wir danach noch ans Essen denken konnten und uns nach Tokat aufmachten, wo es nicht nur eine schöne osmanische Altstadt, sondern eben auch das berühmte Tokat-Kebab gibt, Lamm-Spieße mit gegrillten Auberginen, Paprika und Knoblauch.

Francis Breyer & Philipp von Rummel

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.