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Einbalsamierung: Fleischportionen für die Ewigkeit

Rippchen aus dem Grab

Drei Arten der Mumifizierung finden sich in altägyptischen Gräbern: die Einbalsamierung der Leichname an sich, die von heiligen Tieren beziehungsweise Haustieren und schließlich die von kleineren oder größeren Fleischportionen, die dem Verstorbenen eine standesgemäße Mahlzeit im Jenseits ermöglichen sollten. Diese dritte Kategorie hat nun ein Team von Chemikern und Ägyptologen um Richard Evershed genauer untersucht.

Mumifiziertes Rippchen | Für diese Portion Rippchen vom Rind (unten eine Röntgenaufnahme) haben die Einbalsamierer wahrscheinlich teures Pistazienharz verwendet. Es sollte dem königlichen Schwiegerelternpaar Juja und Tuja (1386-1349) das Speisen im Jenseits erlauben. Eine passende Box komplettierte die Ausstattung.

Die Fleischstücke stammen von Rind und Geflügel, sind typischerweise in küchenübliche Portionen geschnitten und wurden insbesondere bei Verstorbenen der Oberschicht, sorgsam bandagiert, in eigene Behälter gelegt. Unklar sei jedoch bislang gewesen, welche Maßnahmen die Ägypter nutzten, um die Fleischstücke vor dem Verfall zu schützen, schreiben die Forscher.

Das verriet ihnen nun die chemische Analyse einer kleinen Auswahl von Proben, darunter der Schenkel einer Ziege, ein Kalb und das Rippenstück eines Rinds, allesamt etwa aus der ersten Hälfte des zweiten vorchristlichen Jahrtausends. Wie Evershed und Kollegen herausfanden, folgte die Haltbarmachung den diversen Praktiken, die auch bei der Konservierung von Leichnamen angewandt wurden: Sie reichte vom einfachen Trocknen bis hin zur Einbalsamierung mit Ölen, Bienenwachs und Pistazienharz.

Bei Letzterem könnte es sich um das im Altertum sehr begehrte Mastix-Harz gehandelt haben. Es war im alten Ägypten der Oberschicht vorbehalten und sogar bei der Einbalsamierung von Leichnamen eine exklusive Rarität, erläutern die Wissenschaftler. Seine Spuren fanden sie dementsprechend nur bei den Proben aus dem Grab von Juja und Tuja, die als Schwiegereltern des Pharaos Amenhotep III. hohes Ansehen genossen. Mit der Verwendung des wohlriechenden Harzes könnten die Einbalsamierer den Verstorbenen womöglich auch geschmacklich etwas entgegengekommen sein, spekulieren die Wissenschaftler.

Eine Schwierigkeit bei der Untersuchung war es, die Überbleibsel tierischer Fette in den Bandagen von denen des Fleischstücks selbst zu unterscheiden. Da sich eindeutige Ergebnisse jedoch auch in Schichten zeigten, die nicht mit dem Fleisch in Kontakt kamen, gehen die Forscher davon aus, tatsächlich auf das Ergebnis eines Einbalsamierungsprozesses gestoßen zu sein.

Die Haltbarmachung dieser Grabbeigaben könnte auch praktischen Überlegungen gefolgt sein. In der Hitze Ägyptens verdirbt Fleisch sehr schnell. Eine stattliche Portion Frischfleisch als Grabbeigabe hätte daher vielleicht noch während der Begräbnisfeierlichkeiten unangenehm zu riechen angefangen.

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