Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Kosmologie: Leben im Multiversum

Nach manchen kosmologischen Theorien ist unser Universum nicht das einzige. Könnte auch in einem Paralleluniversum mit anderen Naturgesetzen Leben entstehen?
Multiversum
Der Actionheld eines typischen Hollywoodstreifens lebt extrem gefährlich. Immer wieder schießen Scharen von Gangstern aus allen Rohren auf ihn und verfehlen nur um Haaresbreite ihr Ziel. Vor dem Feuerball eines explodierenden Autos entkommt er mit knapper Not durch einen halsbrecherischen Sprung. Als der Bösewicht ihm schon das Messer an die Kehle setzt, retten ihn Freunde in letzter Sekunde. Wäre auch nur eines dieser Ereignisse ein klein wenig anders verlaufen – unser Held hätte das Happy End nicht erlebt. Doch obwohl wir den Film zum ersten Mal sehen, wissen wir, dass er davonkommen wird.

In mancher Hinsicht gleicht die Geschichte unseres Universums dem Actionfilm. Mehrere Physiker meinen, schon die kleinste Änderung eines einzigen physikalischen Gesetzes hätte die normale Entwicklung des Universums derart empfindlich gestört, dass es uns gar nicht gäbe. Wäre zum Beispiel die starke Kraft, welche die Atomkerne zusammenhält, nur ein wenig stärker oder schwächer, so hätten die Sterne nur wenig Kohlenstoff und andere Elemente gebildet, die offenbar nötig sind, damit Planeten entstehen – von Leben ganz zu schweigen. Wäre das Proton nur 0,2 Prozent schwerer, so zerfiele der gesamte uranfängliche Wasserstoff fast sofort zu Neutronen, und nie wären Atome entstanden. Die Liste ist lang.

Anscheinend sind die physikalischen Gesetze - insbesondere die darin enthaltenen Naturkonstanten für die Stärke der fundamentalen Kräfte – fein darauf abgestimmt, unsere Existenz zu ermöglichen. An Stelle einer übernatürlichen Erklärung, die per definitionem den Rahmen der Wissenschaft sprengen würde, stellten Physiker und Kosmologen in den 1970er Jahren die Hypothese auf, unser Universum sei nur eines von vielen, in denen jeweils eigene Gesetze herrschen. Nach dem "anthropischen Prinzip" bewohnen wir just dasjenige Universum, dessen Bedingungen zufällig Leben ermöglichen.

Erstaunlicherweise besagt die seit den 1980er Jahren dominierende Theorie der modernen Kosmologie, dass es solche Paralleluniversen wirklich gibt: Aus dem primordialen Vakuum entspringt unentwegt eine Vielzahl von Universen, jedes mit seinem eigenen Urknall. Unser All ist demnach nur eine von vielen Blasen innerhalb eines umfassenden Multiversums. In fast all diesen Universen erlauben die physikalischen Gesetze wahrscheinlich weder die Bildung von Materie in unserem Sinn noch von Galaxien, Sternen, Planeten und Leben. Nur wegen der überwältigenden Anzahl von Möglichkeiten hatte die Natur eine Chance, einmal die "richtige" Kombination von Gesetzen zu treffen...

Kennen Sie schon …

Spektrum - Die Woche – Die radikale Lösung für die Plastikkrise

Plastik war einst eine Revolution – heute ist es ein Umweltproblem. Forschende in Deutschland wollen das ändern: mit neuen Kunststoffen, die vollständig recycelbar sind. Außerdem: Warum der Urknall vielleicht ganz anders war, was Männer bei einer Vasektomie erwartet und mehr.

Spektrum der Wissenschaft – Den Kosmos entschlüsseln – Vom Sonnensystem in die Tiefen des Universums

In dieser Ausgabe berichten wir über ferne Galaxien, das Sterben von Sternen, äußerst energiereiche Gammastrahlenblitze und neue Erkenntnisse zur Dunklen Energie. Weiter informieren wir Sie über Raumfahrtmissionen zu anderen Himmelskörpern, beispielsweise die der NASA-Sonde Europa-Clipper, welche den gleichnamigen Jupitermond auf die Existenz von Ozeanen untersuchen soll. Darüber hinaus: Teleskope der Superlative mit denen der Kosmos auch von der Erde aus, immer genauer beobachtet werden kann.

Spektrum der Wissenschaft – Was die Welt zusammenhält – Die Entschlüsselung der starken Kernkraft

Die starke Kernkraft bindet Protonen und Neutronen aneinander und führt so zu stabilen Atomkernen. Doch wie groß ist die stärkste aller Kräfte wirklich? Nach jahrzehntelangen Bemühungen haben Physiker den Wert nun berechnet und mit Experimenten verifiziert. Außerdem im Heft: Die Dunkle Energie bewirkt, dass sich unser Universum beschleunigt ausdehnt, gilt aber selbst als konstant. Doch es gibt erste Hinweise, dass sie mit der Zeit schwächer wird. In der Medizin haben die ersten Studien zu mRNA-Impfungen gegen Krebs viel versprechende Ergebnisse. Daneben berichten wir über Papageien, die sich weltweit ausbreiten und sich auch in Deutschland entlang des Rheins wohl fühlen. Was ist das Erfolgsrezept der intelligenten Vögel?

Schreiben Sie uns!

1 Beitrag anzeigen

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.