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Missbrauch in der Therapie: Missbrauch in der Psychotherapie: Täter sind oft ältere Männer

Heidelberg. Experten schätzen, dass jedes Jahr zwischen 300 und 600 Patienten von ihren Psychotherapeuten sexuell missbraucht werden. Bei den Tätern handelte es sich oftmals um langjährig praktizierende Psychotherapeuten, die teils hohes Ansehen genießen, berichtet Christiane Eichenberg von der Universität zu Köln in der aktuellen Ausgabe des Magazins Gehirn und Geist (7-8/2013).
Perfider Machtmissbrauch

Nicht selten "schwärmen" Patienten für ihre Therapeuten: Der Behandler hört aufmerksam zu, nimmt Probleme ernst, fängt Sorgen auf. Doch Kontakte über die Behandlung hinaus gehören grundsätzlich nicht zur Therapie: "Weder sollten sich Patient und Therapeut außerhalb der Praxis zum Kaffee treffen noch über das Privatleben des Therapeuten plauschen", sagt Eichenberg. Solche Verhaltensweisen können ein frühes Warnzeichen dafür sein, dass der Psychotherapeut auf einen sexuellen Kontakt hinsteuert. Ähnliches gilt für das Duzen oder sexuell anzügliche Kommentare.

Wenn sich Patient und Therapeut wirklich ineinander verlieben, sollten sie die Behandlung abbrechen und einige Zeit keinen Kontakt haben, bevor sie sich privat wiedersehen. Denn beide Seiten begegnen sich nicht auf Augenhöhe. Seit 1998 sind deshalb sexuelle Kontakte zu Patienten untersagt, sie können mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren geahndet werden. Allerdings zeigen nur wenige Betroffene ihren Therapeuten an.

In acht von zehn Missbrauchsfällen geht die Initiative von den Therapeuten aus, und bei jedem vierten Fall hält das Verhältnis sogar über Jahre an. Die Mehrzahl der Betroffenen sind Frauen; knapp ein Drittel erlitt schon in der Kindheit sexuellen Missbrauch, beinahe die Hälfte andere Formen von Gewalt. Die Täter sind zumeist männlich – und das Risiko eines Übergriffs steigt mit Alter und Erfahrung des Therapeuten.

Abdruck honorarfrei bei Quellenangabe: Gehirn&Geist, 7-8/2013
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