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Primaten: Abenteuer Affenforschung

Göttingen/Heidelberg. Wie schlau sind unsere nächsten Verwandten im Tierreich wirklich? Und wie kann man das überhaupt herausfinden? Das weiß kaum jemand besser als Julia Fischer. Die Biologin untersucht am Deutschen Primatenzentrum in Göttingen sowie im senegalesischen Dschungel unter anderem das Verhalten von Javaneraffen und Pavianen. Im Auftrag der Zeitschrift Spektrum neo befragten vier Nachwuchsreporter im Alter von 13 bis 16 Jahren die bekannte Verhaltensforscherin nun zu ihrer Arbeit.
Abenteuer im Affenland

In der aktuellen Ausgabe von Spektrum neo (Nr. 6/2013: Tierisch intelligent) berichtet die Biologin im Gespräch mit den Jugendlichen von ihrer Feldforschung in Afrika, bei der es manchmal ungewöhnliche Probleme zu lösen gilt – wie damals, als sie eines Abends ins Camp zurückkam und ein Elefant tagsüber alle Kabel abgerissen und die Wasserleitung zerstört hatte. Da heißt es, nervenstark zu bleiben und geduldig wieder alles zu reparieren.

Im Göttinger Primatenzentrum geht es dagegen für Forscher wie Tiere weit weniger aufregend zu. Die Affen dort erhalten eine ausgewogene Ernährung, werden von Tierärzten betreut und sterben in der Regel an Altersschwäche. Kritische Nachfragen der jungen neo-Reporter, ob die Tiere womöglich unter den Versuchen der Menschen leiden würden, wies die Forscherin zurück: Zumindest in der Verhaltensforschung könnten die Affen selbst entscheiden, ob sie an den Versuchen teilnehmen oder nicht.

Eine Frage interessierte die Nachwuchsjournalisten besonders – wie schlau sind Affen denn nun? Die Biologin gab darauf eine eher nüchterne Antwort: "Affen haben genau die Intelligenz, die sie brauchen, um in ihrer Welt klarzukommen." Die Tiere hätten wenig Begabung darin, abstrakte Probleme zu lösen, so die Biologin. Dafür hätten sie eine genaue Vorstellung von ihrer Umwelt, könnten sich gut Wege und Orte merken oder wüssten, wer mit wem in ihrer Gruppe befreundet oder verwandt ist. Und in manchen konkreten Aufgaben stellen sie Menschen sogar in den Schatten: "Einmal hatten wir eine Versuchsreihe, bei der Affen verschieden große Würfel unterscheiden sollten", erzählt Fischer. "Wir Menschen mussten diese Würfel extra markieren, weil wir das nicht so schnell erfassen konnten. Die Affen wussten das mit einem Blick!"

Zum Hintergrund: Julia Fischer ist Professorin für Kognitive Ethologie an der Universität Göttingen und leitet die gleichnamige Forschungsgruppe am Deutschen Primatenzentrum. Dort untersuchen sie und ihr Team vor allem Javaneraffen, auf einer Forschungsstation im Senegal beobachten sie eine große Gruppe von Guineapavianen. Ursprünglich wollte sie Meeresbiologin werden, konnte sich aber bei der Wahl des Studienfachs lange nicht zwischen Sprachen, Politik und Biowissenschaften entscheiden. Mit der Primatenforschung hat sie etwas gefunden, in dem vieles vorkommt, was sie fasziniert.

Spektrum neo ist eine mehrfach preisgekrönte, vierteljährlich erscheinende monothematische Zeitschrift aus dem Verlag Spektrum der Wissenschaft. Das Interview mit Julia Fischer erscheint in der aktuellen Ausgabe Nr. 6/2013 "Tierisch intelligent".

Abdruck honorarfrei bei Quellenangabe: Spektrum neo, Nr. 6/2013
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