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Janina Seubert

Janina Seubert
Nach meinem Master in "Neuro-kognitiver Psychologie" habe ich an der RWTH Aachen und der University of Pennsylvania in Philadelphia (USA) in kognitiver Neurowissenschaft promoviert. Seitdem arbeite ich als Postdoctoral Research Fellow ("Postdoc") am Monell Chemical Senses Center in Philadelphia. Hier versuchen Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen, gemeinsam die biologischen Grundlagen des Geruchs- und Geschmackssinns zu entschlüsseln.

In Teams arbeiten wir hier an vielen einzelnen Forschungsprojekten, die häufig parallel laufen und mehrere Monate bis Jahre dauern. Die Aufgabe eines Postdocs besteht darin, den wissenschaftlichen Hintergrund mit dem Projektleiter im Detail auszuarbeiten und dann die Zusammenarbeit der unterschiedlichen beteiligten Personen zu koordinieren. Dabei heißt es dann, den Überblick zu behalten, damit jeder weiß was der andere tut!

Im Moment arbeite ich vor allem an einem Projekt, das die Hirnprozesse untersucht, die es Menschen ermöglichen, Geruch, Klang, und Aussehen eines Objektes gleichzeitig wahrzunehmen – also einen ganzheitlichen Eindruck anstelle isolierter Sinneseindrücke zu formen. Hierfür setze ich unterschiedliche bildgebende Verfahren ein, vor allem funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT) und Elektroenzephalographie (EEG). Diese Verfahren ermöglichen es uns, zu sehen, welche Hirnregionen in welcher zeitlichen Abfolge bei einer Versuchsperson während eines Experiments aktiv sind. Auf der Grundlage unserer Ergebnisse können wir dann Theorien darüber aufstellen, wie das Gehirn im Alltag funktioniert.

Neben der Planung von Experimenten bin ich vor allem für die statistische Auswertung und Interpretation der Ergebnisse zuständig. Wenn ein Projekt abgeschlossen ist, fasse ich die Ergebnisse in einem Artikel zusammen und reiche diesen bei einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift zur Publikation ein. Je nachdem, in welcher Projektphase wir uns gerade befinden, kann mein Arbeitstag also sehr unterschiedlich aussehen, was den Berufsalltag abwechslungsreich und reizvoll macht.

Besonders wichtig für die Arbeit als Neurowissenschaftlerin ist es, den Umgang mit Zahlen und Daten zu mögen. Gerade mit den bildgebenden Verfahren produzieren wir häufig viele Gigabyte von Messwerten für jede einzelne Versuchsperson, die wir testen. Diese auszuwerten, ist nur mit selbstgeschriebenen Computerprogrammen möglich. Eine gewisse Bereitschaft, Programmiersprachen zu lernen, ist also wünschenswert. Um die Ergebnisse sinnvoll interpretieren zu können, muss ich mich ständig auf dem Laufenden halten über neue Entwicklungen in meinem Fachgebiet. In dieser Phase verbringe ich vor allem viel Zeit mit Lesen. Da die gesamte Fachliteratur auf Englisch ist, sind gute Sprachkenntnisse dringend notwendig. Fachkonferenzen finden übrigens überall auf der Welt statt. Wer also ein Projekt erfolgreich zu Ende bringt, wird meistens mit einer interessanten Reise belohnt!

Postdocstellen sind in der Regel zunächst auf zwei Jahre begrenzt, werden aber häufig darüber hinaus verlängert. Ziel ist es, genug Forschungserfahrung zu sammeln, um im Anschluss eine eigene Arbeitsgruppe leiten zu können. Mein eigenes neurowissenschaftliches Forschungslabor zu leiten ist mein Traum. In Deutschland gibt es momentan für Wissenschaftler mit Auslandserfahrung viele Förderprogramme und für Psychologen, die sich mit bildgebenden Verfahren auskennen, insgesamt recht gute Berufsaussichten.

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