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Raubkatzen: Zahl der Löwenattacken in Tansania steigt an

Aufruf zur Löwenjagd
Auf Grund des starken Bevölkerungswachstums in ländlichen Regionen Tansanias und der damit verbundenen Ausweitung landwirtschaftlicher Nutzungsformen auf Kosten von Wildnisgebieten kommt es dort in den letzten Jahren in zunehmenden Maße zu tödlichen Angriffen von Löwen (Panthera leo) auf Menschen.

Feldposten | Während der Erntezeit übernachten viele Bauern in einfachen Hütten in ihren Feldern, um ihre Anbaufrüchte vor marodierenden Warzenschweinen zu schützen. Dabei fallen sie häufig hungrigen Löwen zum Opfer, die den Warzenschweinen in die Felder folgen, sich dann aber lieber an den leichter erlegbaren Menschen vergreifen.
So starben seit 1990 mindestens 563 Bewohner des ostafrikanischen Staates durch derartige Attacken, wenigstens weitere 308 Menschen wurden verletzt. Nach den Erhebungen von Craig Parker von der Universität von Minnesota und seiner Kollegen waren darunter stillende Mütter, spielende Kinder oder Dorfbewohner, die nachts die außerhalb ihrer Hütten liegende Toiletten aufsuchten. Am stärksten betraf es allerdings mit 27 Prozent der Opfer männliche Bauern, die während der Erntezeit von März bis Mai in einfachen Laubhütten in ihren Feldern schliefen, um sie vor plündernden Warzenschweinen (Potamochoerus larvatus) zu schützen. In dieser Zeit fanden auch annähernd vierzig Prozent der Zwischenfälle statt.

Löwenattacken | Seit Mitte der 1990er Jahre steigt die Zahl der Löwenangriffe auf Menschen in Tansania, da die wachsende Bevölkerung zunehmend in ehemalige Wildnisgebiete vordringt und dabei die eigentliche Beute der Löwen verdrängt. Besonders ausgeprägt ist dies in den südlichen Küstenteilen des Landes zu beobachten, wo die größte Anzahl an Übergriffen notiert werden musste. Fast siebzig Prozent der Opfer waren ältere Männer (blaue Säulen): Vor allem sie übernachten in den Feldern, schützen die Viehherden oder sind allein im Busch auf der Jagd unterwegs.
Das Problem tritt verschärft vor allem in jenen Regionen entlang der Küste auf, in denen kontrollierte oder illegale Jagd die Zahl der potenziellen Beutetiere für die Löwen wie Zebras, Impalas, Kudus oder Gnus stark verringert hat, sodass die großen Raubkatzen verstärkt auf die kleineren Warzenschweine als Nahrung angewiesen sind. Die Löwen folgen diesen dann in die Felder, wo sie schließlich auf die schlafenden Bauern treffen, die eine weniger wehrhafte und damit leichtere Beute darstellen. Dagegen hatten Faktoren wie die durchschnittliche Bevölkerungsdichte einer Region oder die Nähe zu Schutzgebieten – in denen die Löwen nicht gejagt werden dürfen – keinen signifikanten Einfluss.

In der Vergangenheit siedelte die tansanische Regierung die Bevölkerung besonders stark von Löwenangriffen betroffener Gebiete um, was auf Grund des rapiden Bevölkerungswachstums – von etwa 23 Millionen Menschen 1988 auf 34,6 Millionen 2002 – nun nicht mehr möglich erscheint. Die Wissenschaftler empfehlen daher, die Zahl der Warzenschweine zu reduzieren, sodass die Löwen durch diese nicht mehr in die Nähe der Felder gelockt werden und die Landwirte zusätzlich nicht mehr als Abwehrmaßnahme in ihren Anbauflächen nächtigen müssen.

Die Forscher geben allerdings keine Auskunft darüber, auf welche Nahrung die Löwen nach der Dezimierung der Warzenschweine ausweichen sollen, da auch die größeren Alternativbeutetiere wegen der zunehmenden Zersiedelung der Landschaft nicht an Zahl zunehmen dürften. Folglich sieht die Zukunft der großen Beutegreifer außerhalb von Schutzgebieten eher düster aus. Viele Dorfbewohner äußerten allerdings durchaus Sympathie für die Raubtiere, da sie zumindest in Ansätzen die Zahl der Ernteschädlinge in Grenzen halten.

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