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Regenwald: Der Kongo wird brauner

Der Kongo-Regenwald verliert Blätter und wird "brauner". Damit reagiert das Ökosystem auf zunehmende Trockenheit in der Region.
Amazonas-Regenwald bei Manaus, Brasilien

Während der letzten zehn Jahre hat die Vegetation in den Tieflandregenwäldern des Kongobeckens offensichtlich an Vitalität eingebüßt. Satellitendaten der NASA zeigen, dass die Region "brauner" wird: Bäume treiben weniger Blätter aus oder werfen diese früher und schneller ab. Dadurch passen sich die Pflanzen an verringerte Niederschläge und erhöhte Verdunstung in der Region an. Seit der Jahrtausendwende registrieren Wissenschaftler eine anhaltende relative Dürre im zentralafrikanischen Tiefland mit unterdurchschnittlichen Regenfällen verglichen mit früheren Jahrzehnten.

Immer mehr braun statt grün | Satellitendaten zeigen, dass der Kongo-Regenwald lichter wird. Das heißt, dass auch in intakten Regionen die Bäume weniger Blätter austreiben. Sie reagieren damit auf zunehmende Trockenheit.

Liming Zhou von der State University of New York und seine Kollegen konzentrierten sich dabei auf intakte Waldgebiete mit geschlossener Baumbedeckung und legten mit ihrer Studie die bislang umfassendste Arbeit zur ökologischen Situation im Kongo vor: Im Gegensatz zum deutlich besser untersuchten Amazonasraum existieren hier kaum örtliche Forschungsstationen, die die Reaktion der Vegetation auf klimatische Veränderungen langfristig untersuchen. Spektraldaten der Satelliten zeigen nun, dass die afrikanischen Pflanzenarten etwas anders auf Trockenheit reagieren als die südamerikanischen. Im Lauf ihrer Evolutionsgeschichte mussten afrikanische Regenwälder des Öfteren mit langfristigen Dürren zurechtkommen und passten sich daran entsprechend an, etwa indem sie ein schüttereres Blätterdach ausbilden. In Amazonien hingegen starben nach den beiden starken Trockenjahren 2005 und 2010 massenhaft Bäume im Regenwald ab, weil die ausbleibenden Niederschläge sie katastrophal trafen.

Folge der Erderwärmung?

Die abnehmende Begrünung im Kongo passt jedenfalls zu den im gleichen Zeitraum festgestellten Rückgängen der Regenmenge und der Abflussraten der Flüsse. Gleichzeitig stiegen die Durchschnittstemperaturen, was zu erhöhten Verdunstungsraten führt und die Pflanzen zusätzlich stresst. Mit der Zeit könnte dies dazu führen, dass sich der immergrüne Regenwald zumindest teilweise zu einer laubwerfenden Savanne wandelt.

Eine Verbindung mit der Erderwärmung liegt nahe: Gerade die ebenfalls beobachtete Aufheizung des Atlantiks könnte Dürren in tropischen Regenwäldern begünstigen, wie sich dies für Amazonien bereits angedeutet hat. Wegen des wärmeren Meeres verändern sich die atmosphärischen Luftdruckzonen und Windsysteme, in deren Folge sich Niederschlagsbänder ebenfalls verschieben. Nicht ausgeschlossen ist aber auch ein starker Zusammenhang mit der Abholzung, da die Vegetation einen Teil der Regenfälle durch Verdunstung selbst erzeugt; Rodungen stören diesen Kreislauf, wie ebenfalls in Südamerika bereits belegt wurde.

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