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Unglaubliches aus der Tier- und Pflanzenwelt

Warum die Gepardin fremdgeht
Die Gepardin gilt als die treuloseste aller Großkatzen. Sie paart sich nicht nur mit einem, sondern gleich mit zwei bis fünf verschiedenen Partnern. Dafür nimmt sie weite Wege und große Risiken in Kauf: Während die Herren ihr Revier von durchschnittlich 36 Quadratkilometern nicht zu verlassen pflegen, durchstreift sie mehr als die zwanzigfache Fläche, um ihre Männer aufzusuchen. Das erfordert nicht nur eine erhebliche sportliche Leistung, sondern birgt auch Gefahren durch Begegnungen mit Löwen und Hyänen oder Infektionen mit Geschlechtskrankheiten oder Parasiten.

Dennoch führt ihr Weg zum Erfolg und trägt letztlich zur Erhaltung der schwindenden Art bei. Wissenschaftler haben bei einer Studie im Serengeti-Nationalpark in Tansania festgestellt, dass bei 43 Prozent von 47 untersuchten Würfen mindestens zwei verschiedene Erzeuger beteiligt waren. In einem Fall hatte sogar jedes von fünf Jungtieren einer Gepardenmutter einen anderen Vater. Das ist günstig für den Nachwuchs, denn der ansonsten verbreitete Brauch, die mitgebrachten Kinder der Partnerin zu töten, macht für den Gepardenmann keinen Sinn: Es könnte ja das eigene Baby sein. Gleichzeitig sorgt die Vielmännerei für eine intensive Durchmischung des Genpools und trägt so zur Arterhaltung bei.

Aber man lasse sich durch den Titel (der im englischen Original "Why the Cheetah Cheats" noch ein schönes Wortspiel enthält) nicht irreführen: Es geht in diesem Buch nicht nur um Sex. Der britische Wissenschaftsjournalist und Buchautor Lewis Smith erzählt auch Wissenswertes über urtümliche Lebensformen, über vom Aussterben bedrohte, wieder aufgetauchte und sogar neu entdeckte Arten, über den Artenschutz und über Verhaltens- und Klimaforschung.

Herausgekommen ist ein bunter Bilderbogen mit faszinierenden Kurzgeschichten aus der Welt der Biologie, illustriert mit prachtvollen Naturfotografien. Jede einzelne Story – kaum eine ist mehr als zwei Seiten lang – ist in sich abgeschlossen und bietet so ein wunderbares Lesehäppchen für zwischendurch. Am besten schlägt man das Buch an einer beliebigen Stelle auf und gibt sich dem Genuss der naturwissenschaftlichen Schmankerln hin.

Eine Kostprobe: Eigentlich sind Elefanten farbenblind; aber sie reagieren auf rote Kleidung ängstlicher als auf weiße. Der Grund liegt in ihren Erfahrungen mit den Menschen. Massaikrieger, die traditionell ihre Speere auf die Dickhäuter schleudern, bevorzugen Rot als Kleidungsfarbe, während die Ackerbauern vom Kamba-Stamm, die mit Elefantenjagd nichts am Hut haben, sich in weiße Textilien hüllen. Offensichtlich haben die Tiere gelernt, zwischen den beiden Bevölkerungsgruppen und der von ihnen ausgehenden Gefahr zu unterscheiden – und zwar nicht nur anhand ihres ausgeprägten Geruchssinns, sondern auch mit Hilfe von Farben, obgleich sie diese nur als wenig ausgeprägte Schattierungen erkennen können.

Nicht weniger spannend ist die Geschichte einer ausgestorbenen Dattelpalmenart, die Forscher wieder zum Leben erweckten, indem sie 2000 Jahre alte Samen aus einer Ausgrabungsstätte am Toten Meer zum Keimen brachten. Oder der Bericht über ein Forschungsprojekt, bei dem ferngesteuerte Modellhubschrauber Proben aus der Atemwolke von Walen sammeln, um Informationen über deren Gesundheitszustand zu erhalten.

Wussten Sie, dass nicht nur die Haushunde von Wölfen abstammen, sondern vermutlich die wilden Wölfe Kanadas vom Erbgut des besten Menschenfreundes profitieren? Und dass die Furcht erregenden Säbelzahntiger zwar keine Kuscheltiere, aber dennoch soziale Wesen waren?
Schmökern und staunen Sie selbst!
  • Quellen
Spektrum der Wissenschaft 10/2011

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