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Kommentare - - Seite 1073

Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
  • Anregung zum "doch lieber vergessen"

    10.06.2007, Thomas Schneider, Köln/Dresden
    In dem Film "The Final Cut" mit Robin Williams wurde der Ansatz der kompletten Speicherung aller Erinnerungen auf einer Art Chip bereits 2004 thematisiert. Was in dem Artikel "Erinnerung total" wohl viel zu kurz kommt, wird hier besonders hervorgehoben:
    Inwieweit verändere ich mein Verhalten, wenn ich weiß, dass ich rund um die Uhr aufgezeichnet werde? ("Was denken die Leute in 30 Jahren von mir?")
    Inwieweit werden gar Menschenrechte verletzt - vertrauliche Informationen, evtl. einfach nur äußerst persönliche Informationen, natürlich ganz zu schweigen vom Missbrauch dieser Daten?

    Der Film "spielt" auch mit Menschenrechtsbewegungen gegen die "totale Aufzeichnung" und einer Untergrund-Szene, die sich mit dem Loswerden solcher Implantate beschäftigt.
  • Zu "Beleidigende Vorurteile" von PD Dr. Rainer Oesterreich

    10.06.2007, Dr. B. Lehnemann
    Ich bezweifle nicht, dass Arbeitslosigkeit häufig eine schwerwiegende psychische Belastung darstellt. Ich habe lediglich darauf hingewiesen, dass die Höhe der Alimentierung von Nichtarbeit einen Einfluss auf das Mindestgehalt hat, bei dem Arbeit für den Betreffenden (finanziell) attraktiv wird. Ich halte den Einfluss dieses Sachverhalts auf die Arbeitslosenzahlen für größer als die im Artikel beschriebene (temporäre) Friktionsarbeitslosigkeit. Es entspricht schlichtweg ökonomischer Rationalität, in einer derartigen Situation für einen vergleichsweise sehr geringes Zusatzeinkommen eben keine Arbeitsstelle anzunehmen.
    Herrn Oesterreichs Vergleich mit anderen europäischen Staaten anhand der nackten Arbeitslosenzahlen und der Höhe der Sozialleistungen greift m.E. zu kurz, worauf auch die Zuschrift zum gleichen Artikel von Herrn Jörg Michael hinweist.
    Im übrigen wird weder jede offene Stelle ausgeschrieben und statistisch erfasst, noch können die Stellen erfasst werden, die entstehen würden, wenn Arbeitsstellen, deren Netto-Wertschöpfung derzeit unterhalb der Zuwendungen für Arbeitslose liegt, besetzt werden könnten. Insofern halte ich die Rechnung "Arbeitssuchend Gemeldete minus gemeldete offene Stellen gleich verbleibende Arbeitslosigkeit" nicht für unabhängig vom Niveau der Transferleistungen und damit in der gegebenen Form für nicht aussagefähig in Bezug auf das diskutierte Problem.
  • Meine Lieblingssprache ist LOGO

    08.06.2007, Norbert Fornefeld, Lippstadt
    Zum Ende des Essays fiel mir ein, welche meine Lieblingsprogrammiersprache ist.

    Als Lehrer habe ich in den 1980er und 1990er Jahren mit LOGO gearbeitet. Ich wünsche mir jetzt allerdings eine zeitgemäße Version. Ein deutsches LOGO mit farbigen und durchnummerierten Klammern, farbigen Hervorhebungen von Schlüsselwörtern usw.
    Dieses neue LOGO sollte in einer funktionalen Sprache implementiert sein, nicht wie damals in einer imperativen Sprache (Turbo Pascal). Es sollte die Option bieten, dll-Dateien einzubinden, z. B. zum Rechnen mit sehr langen Ganzzahlen. Eventuell sollte es objektorientiert sein und einen UML-Editor aufweisen.

    Außerdem würde ich gern einen Artikel über eine Klassifizierung der gesprochenen Sprachen lesen. Darin sollten nicht die üblichen Verwandschaftsverhältnisse der Sprachen aufgeführt sein. Der Artikel sollte vielmehr nach ähnlichem Lautumfang, Klang und Aussprache, ähnlicher Wortbildung, Schachtelung, Verwendung bestimmter Wortarten, Nutzung von Modi und Tempora gegliedert sein. Hat die Sprache komplizierte Flexionsformen, ist sie agglutinierend oder isolierend? Ist sie weit verbreitet, sprachlich und schriftlich leicht erlernbar?
    Stellungnahme der Redaktion

    Zur Klassifizierung der gesprochenen Sprachen: Zu diesem Themenkreis haben wir das Sonderheft Evolution der Sprachen veröffentlicht, das immer noch lieferbar ist. Ich fürchte allerdings, dass Sie auf Ihre weiter gehende Frage in diesem Sonderheft keine Antwort vorfinden werden. Es gibt ein groß angelegtes Projekt, das sich einer Klassifizierung in Ihrem Sinne widmet: den "World Atlas of Language Structures" des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig. Vielleicht hilft Ihnen die Website http://www.eva.mpg.de/lingua/files/wals.html des Projekts weiter.
    Christoph Pöppe, Redaktion

  • 600-Seiter mit einer neuen physikalischen Theorie

    06.06.2007, Jörg Gäthje, Köln
    Sehr geehrter Herr Breuer,

    Sie schreiben "Einmal erhielt ich einen 600-Seiter mit einer neuen physikalischen Theorie. Der Autor würde mich an dem bei Publikation fälligen Nobelpreis mit 25 Prozent beteiligen. Die Adresse des Absenders war eine JVA in Berlin, ich lehnte ab."

    Welche Theorie wurde dort aufgestellt?

    Mit freundlichen Grüßen

    Jörg Gäthje
    Stellungnahme der Redaktion


    Sehr geehrter Herr Gäthje,



    von „Theorie“ zu sprechen war in dem erwähnten Fall – wie in den allermeisten ähnlich gelagerten – schon viel zu freundlich gesagt. Vielmehr sind das mehr oder weniger krause Kompilationen aus falsch verstandenem Elementarwissen aus der Physik, zusammengerührt mit reichlichen absurden Eigenzutaten. Die Unterlagen des bestimmten Herrn habe ich dazu gar nicht mehr, aber die Details sind auch nicht erwähnenswert.



    Ich will solche Elaborate nicht generell despektierlich kommentieren. Zumeist sind sie Produkte, die in intellektueller Isolation entstehen, ohne den Stand der Forschung auch nur zur Kenntnis zu nehmen – und meistens nicht einmal den Stand, wie er in der Grundvorlesung Theoretische Physik 1-4 gelehrt wird. Hier sehe ich also oft eher eine gewisse persönliche Tragik im Vordergrund als einen Beitrag zur Wissenschaft.



    Besten Gruß



    Reinhard Breuer

  • Der Einfluss der Öllobby

    04.06.2007, R. Pietzsch, Schmalkalden
    Der Einfluss der Öllobby bei der Begriffswahl "Kraftstoffe der 3. Generation" ist nicht zu übersehen. Die Bezeichnung soll suggerieren, dass es sich um "bessere" Kraftstoffe als die der 1.Generation handelt. Dabei gilt als einziges Kriterium die Nettoenergiebilanz und nicht die Affinität zu mineralischen Kraftstoffen. Und die ist bei synthetischen Kraftstoffen miserabel. Um die erforderlichen hohen Drücke und Temperaturen beim Fischer-Tropsch-Verfahren zu erzielen, ist jede Menge Energie nötig. Außerdem beinhaltet das Synthesegas bereits ein hohen Anteil CO2, d.h. Kohlenstoff aus der Biomasse, der nicht mehr in die gewünschten Alkane umgewandelt werden kann. Dagegen ist zur Herstellung von Biodiesel und Bioethanol deutlich weniger Energie erforderlich, auch wenn Pimentel und Patzek das Gegenteil behaupten. Doch betrachtet man deren Veröffentlichungen fällt auf, dass z.B. zur Destillation Wasserdampf verwendet werden soll, obwohl es Vakuumdestillationsverfahren gibt, für die Umgebungswärme oder Solarwärme ausreicht. Vielleicht kennt man das in Amerika noch nicht. Außerdem werden in nicht einem Fall die gesamten Pflanzen bilanziert, sondern nur der öl- oder stärkehaltige Anteil. Der Rest der Pflanze, der z.B. zur Prozesswärmeerzeugung dienen könnte, verschwindet aus der Bilanz.
    Es ist ziemlich sicher, dass die gescholtene "1. Generation" von Kraftstoffen, voran Bioethanol in Form von E85 weltweit in Zukunft eine größere Rolle spielen wird, als die hochgelobte 3. Generation, wenn auch vielleicht nicht im Öllobbyland Deutschland.
  • Kleiner Schreibfehler

    03.06.2007, Rainer Siegle, Schwaikheim
    Auf S. 29 sollte es in der rechten Spalte im zweiten Absatz Philanthropin heißen.
  • Wichtige Aspekte fehlen

    02.06.2007, Dr. Volker Typke, Ulm
    Dies ist ein netter, lesenswerter Artikel, in dem jedoch wichtige Aspekte fehlen. So wird z. B. nicht erwähnt, dass für alle "wichtigen" Sprachen (also: Sprache weltweit eingesetzt und von "allen" Computer-Herstellern unterstützt) ein regelmäßiges Update durch die ISO vorgesehen ist, durch das den Entwicklungen der Informatik und der Hardware Rechnung getragen wird. So hat Fortran ca. 4 major upgrades durchlaufen, und das aktuelle Fortran (Fortran2003) hat nur noch geringfügige Ähnlichkeit mit dem Ur-Fortran von 1955; es ist vielmehr als voll objektorientierte Programmiersprache einzustufen.
  • Vesto Slipher

    01.06.2007, Wolfgang Steinicke, Umkirch
    In diesem Beitrag ist Ihnen auf S. 35 ein kleiner Fehler unterlaufen. Dort heißt es "... seines Kollegen Vesto Slipher vom Lick-Observatorium bei San Francisco ...".
    Slipher hat seine Messungen natürlich am Lowell Observatorium, Flagstaff, gemacht.
  • Irrtümer durch Fehlmessungen

    31.05.2007, Paul Kalbhen, Gummersbach
    Wenn man schon den Absolutheitsanspruch vertritt, keine einzige Reliquie der Christenheit sei echt, so sollte man doch berücksichtigen, dass auch die Naturwissenschaft Irrtümern - hier Fehlmessungen - unterliegen kann, so beim angeführten Turiner Grabtuch (TG) im Jahre 1988: Die Radiokarbonmethode darf nur bei organisch "reinen" Stoffen angewandt werden und führt bei "verschmutzten" Materialien zur verkürzten Altersbestimmung! So beim TG (Datierung ins 13./14. Jahrhundert), dessen Proben Umwelteinflüssen wie Weihrauch, Kerzenruß und sogar Brandspuren ausgesetzt waren, wodurch der ursprüngliche Kohlenstoffanteil (Konzentration) des zerfallenden C 14 - Isotops verfälscht wurde.
    Für die Echtheit des TG spricht vielmehr - das ist freilich noch kein Beweis -, dass ein Gremium unabhängiger, internationaler Wissenschaftler bei dessen Analyse zahlreiche Übereinstimmungen mit bekannten Fakten aus der Zeit Christi festgestellt hat, wie etwa: Pollenkörner im Gewebe und Texturen des Tuchgewebes aus dem damaligen Raum Palästina, Abdrücke römischer Münzen, Kreuzigung durch Handgelenke statt durch Handteller, Konvergenz zu den Passionsberichten der Evangelien. Übrigens handelt es sich beim Abbild auf dem TG um den nicht erklärbaren "Negativabdruck" eines menschlichen Körpers, der wiederum erst im fotografischen Negativ "positiv", also real, erscheint.
  • Methanogene Blattbesiedler übersehen

    29.05.2007, Dr. Gero Benckiser, Gießen
    Der Artikel von den Physikern Keppler, Röckmann, die ihre Ergebnisse vor geraumer Zeit in Gießen vortrugen, erwähnt mit keinem Wort, dass Mikroorganismen zahlreich die Phyllosphäre von Pflanzen besiedeln. Darunter dürften sich auch methanogene Bakterien befinden, die bei der Umwandlung von CO2 oder Acetat in CH4 Energie gewinnen und als Folge Methan freisetzen. Pflanzen versuchen den stomatären Bereich vor mikrobieller Besiedelung zu schützen, um ein Eindringen in den interzellulären Bereich zu verhindern. Dies gelingt weitgehend aber nicht immer vollständig. Methanogene Blattbesiedeler könnten daher durchaus für sie günstige Lebensumstände vorfinden und Methan, das die Autoren dem pflanzlichen Metabolismus zu schreiben, an die Atmosphäre abgegeben.

  • Danke

    28.05.2007, Dr. Karl Vörckel, Grünberg
    Lange habe ich nichts mehr gelesen, wo etwas derart Kompliziertes derart fasslich dargestellt wird.
    Danke
  • Der Krieg ist längst verloren

    27.05.2007, Winfried Wolf, Tornesch
    Der vom Autor beschriebene Krieg der Programmiersprachen findet so schon seit Jahren nicht mehr statt. Die heute üblichen Programmier-Projekte sowie auch die Vorgehensweisen beim Programmieren unterscheiden sich stark von denen früherer Zeiten. Der Großteil des Programmierens besteht heute im Entwurf von Bedienungsoberflächen; Algorithmen und Datenstrukturen spielen meist eine untergeordnete Rolle.
    Inzwischen ist man als Programmierer in der Regel in erster Linie an ein Produkt gebunden: eine komplette Programmier-Umgebung, die wiederum eine feste Bindung zu einer Hardware- und einer Betriebssystem-Plattform hat.
    Extremes Beispiel ist die DotNet-Technologie von Microsoft: Ob man nun in C# oder Basic.Net programmiert, ist angesichts des Lernaufwands der Basis-Technologie fast egal, so unterschiedlich die Ursprungs-Sprachen auch mal waren. Der Programmierer geht damit eine starke Bindung zur Microsoft-Produktpalette ein, die der zu einer Programmiersprache weit übersteigt.
    Produktiv eingesetzte Programmiersprachen werden schon lange nicht mehr im universitären Bereich entwickelt, so schade das auch sein mag. Sicherlich liegt das nicht daran, dass es schon zu viele Sprachen gibt. Neue, plattformübergreifende Programmier-Konzepte, die moderne Rechner- und Betriebssystemarchitekturen berücksichtigen (z. B. Multi-Prozessor-Systeme), sind eigentlich dringend nötig.
  • Leben im All

    27.05.2007, Winfried H. Aderhold, Bad Berleburg
    Es ist noch gar nicht so lange her, da standen gestandene Wissenschaftler vor uns und sagten, die Erde sei der einzige bewohnte Planet im Universum. Dies anthropozentrische Denken hat sich ja nun wohl doch etwas gewandelt, nachdem mittlerweile viele Planeten entdeckt wurden, - ob lebensfeindlich für unsere Spezies oder nicht.
    Ich habe mich immer gefragt, wie der "vernunftbegabte Mensch" bei der Milliardenzahl der Galaxien und Himmelskörper so naiv-arrogant sein kann. Die zwingende Logik wäre doch zu sagen: Es kann nicht sein, dass wir allein sind.
    Ich freue mich über jeden kleinen Schritt, welche die Wissenschaft in diese Erkenntnis-Richtung geht. Hoffentlich erlebe ich noch (ich bin 69 Jahre alt) den Tag, an welchem Leben im All gefunden wird, an das ich immer geglaubt habe.
  • Kritikpunkte zu "Die Fortschrittsillusion"

    26.05.2007, Markus Koppensteiner,Wien
    1)
    Eine klare Begriffsdefinition wäre hilfreich, denn schließlich gibt es im allgemeinen Sprachgebrauch viele Arten von Fortschritt. Den technischen, den gesellschaftlichen, den medizinischen und so weiter. Da man in derart vielen Kontexten von Fortschritt spricht, ist der Begriff nicht klar umrissen, und die verschiedenen Arten von Fortschritt untereinander möglicherweise nur bedingt vergleichbar. Einen biologischen Fortschritt mag es nicht geben, aber das lässt nicht automatisch den Schluss zu, dass auf keiner Ebene Fortschritt passiert. Sicherlich wirkt die biologische Evolution auf die kulturelle ein. Um daraus schließen zu können, dass auch auf kultureller Ebene kein Fortschritt stattfindet, müsste die Biologie die Kultur vollständig determinieren, und das erscheint doch unrealistisch.

    2)
    Der Autor fordert einen archimedischen Punkt, von dem aus man Fortschritt objektiv messen kann. Solange es den nicht gibt, soll man von keinem Fortschritt sprechen. Nur weil man etwas nicht messen kann, heißt das nicht, dass es nicht existiert. Wenn ich keine Waage zur Verfügung habe, um einen Gegenstand abzuwägen, kann ich nicht belegen, dass der Gegenstand fünf Kilogramm wiegt. Ich kann aber auch nicht sagen, dass er keine fünf Kilogramm wiegt. Im Übrigen ist auch Evolution nicht messbar. Sollen wir deshalb nicht mehr darüber sprechen?
    Wenn alle Erkenntnis jenseits von Messungen subjektiv ist und deshalb jedweder Fortschritt eine Illusion darstellt, dann ist alles, was der Autor sagt und schreibt ebenfalls eine Illusion. Jeder der diese Logik konsequent weiterverfolgt, müsste irgendwann zu dem Schluss kommen, dass er/sie selbst auch eine Illusion ist. Ob das stimmen kann?

    3)
    Wenn man annimmt, dass das Gehirn über einen sehr langen Zeitraum von der Evolution geformt wurde, dann muss man davon ausgehen, dass es gewisse objektive Wahrheiten in der Welt in ausreichendem Maße abbildet. Im Prinzip lässt sich das Gehirn auch als Messapparat betrachten, es benutzt lediglich andere Messgrößen.
    Aus der Tatsache, dass dem Gehirn bei der Interpretation der Welt Fehler unterlaufen, kann man nicht schließen, dass alle seine Leistungen Illusionen sind.
    Nur weil ich feststelle, dass ich mit meinem Lineal keine Atome abmessen kann, sind nicht alle meine Messungen falsch, die ich mit dem Lineal durchführe. Dass die Sonne aufgeht, ist gewiss eine Illusion, aber in einem Ausschnitt der Realität ein brauchbares Modell.
    Farben sind verschiedene Wellenlängen von Licht. Physiker messen die Wellenlänge in Nanometer. Das Gehirn misst in verschiedenen Farbtönen. Das ist vielleicht ungenauer, aber doch ausreichend zuverlässig. Kaum jemand würde behaupten, dass eine in Zoll abgemessene Länge eine Illusion ist, und dieselbe Länge in Zentimeter, die objektive Wahrheit.

    4)
    Es ist nicht klar, ob der „evolutionäre Wettlauf“ dergestalt auf die menschliche Psyche durchschlägt, dass das Gehirn immer Entscheidungen trifft, die zu besseren Anpassungen führen. Wir trachten uns von unseren Konkurrenten abzuheben. Dies muss aber nicht notwendigerweise in einem Fitnessgewinn münden. Nicht immer ist ein „Höher, Schneller, Weiter“ von Vorteil. Der Autor selbst gesteht ein, dass es Fälle von regressiver Evolution gibt. Dies steht aber in einem deutlichen Widerspruch zu einem „Höher, Schneller, Weiter“.

  • Ist Östrogen ein männliches Geschlechtshormon?

    24.05.2007, Liane Mayer
    Jetzt bin ich aber wirklich verwirrt!
    Ich dachte immer, Östrogen sei ein weibliches Geschlechtshormon, aber wenn ich den Artikel aufmerksam durchlese, kommen mir Zweifel. Da ist dauernd von der Wirkung des Östrogens die Rede, aber was den Tieren eingegeben wird, wird als "männliches Geschlechtshormon" bezeichnet. Und es steht nirgends, dass ihnen sonst irgendetwas gegeben wurde. Kann man also aus der Gabe von männlichem Geschlechtshormon Schlüsse auf die Wirkung von Östrogen ziehen? Oder bin ich da einem Druckfehler aufgesessen?
    Stellungnahme der Redaktion

    Sehr geehrte Frau Meyer,



    vielen Dank für Ihre Zuschrift. Erlauben Sie mir bitte aus Zeitgründen für unseren Autor Herrn Jahn in die Bresche zu springen, der gerade seinen Kurzurlaub genießt.



    In seinem Text finde ich tatsächlich eine Passage, die nicht ganz richtig ist: Seinen Satz "... wie [die Forscher] jetzt herausgefunden haben, verläuft diese Steuerung bei den Weißfußmäusen verblüffend einfach." In Wahrheit sind die beschriebenen Mechanismen, da gebe ich Ihnen gerne Recht, natürlich ziemlich verwirrend.



    Primär gilt auf jeden Fall, was Herr Jahn so formuliert: "Bekanntermaßen beeinflusst ein komplexes Zusammenspiel der Hormone wie Testosteron und Östrogene das Aggressionsverhalten von Säugetieren". Beide Geschlechtshormone kommen (in unterschiedlichen Mengen) in beiden Geschlechtern vor und wirken daher, so die unwidersprochene Lehrmeinung, wohl auch gemeinschaftlich. Weil das so ist, mussten die Autoren auch die Menge beider (!) Geschlechtshormone in ihren Versuchstieren genau kennen und kontrollieren, um über den Einfluss anderer Faktoren (hier der Tageslichtlänge) entscheiden zu können. Daher verwendeten die Forscher Mäuse, die selbst weder eigenes Testosteron noch Östrogen produzierten (sie waren kastriert, ein Blockademedikament neutralisierte zudem Östrogen, das in geringen Mengen auch außerhalb der Keimdrüsen gebildet werden kann).



    Dann gaben sie den Tieren per Implantat kontrollierbare, immer gleiche Mengen von Testosteron (ohne dieses Hormon funktioniert das ganze System "aggressive Versuchsmaus" gar nicht mehr - es muss also tatsächlich, wie Sie schreiben, "den Tieren eingegeben werden"). In diesem Mäusen fehlte dann also nur noch das Östrogen - und genau darauf zielte der Versuch ab: Ändert dieses Fehlen des "weiblichen Geschlechtshormons" etwas? In diesem Fall muss der Schluss gezogen werden, dass allein das Östrogen Aggressionsverhalten moduliert. Oder gibt es einen weiteren Faktor, der unabhängig vom "weiblichen" Geschlechtshormon wirkt (und, natürlich, der ebenfalls beteiligten, hier aber wegen immer gleicher Konzentration nicht für Änderungen im Aggressionsverhalten verantwortlich zu machenden "männlichen" Geschlechtshormone)?



    Dies war, wie Sie dem Text entnehmen können, der Fall: Die Tageslichtlänge entscheidet zusätzlich über Genaktivitäten, die in den Zellen über Östrogene aktiviert werden können. Weil dies so ist, entscheidet nicht nur das Vorhandensein oder Fehlen des weiblichen Geschlechtshormons darüber, wie aggressiv die Tiere sich geben. Weitere Details finden Sie wieder im Text.



    Ich hoffe, Ihre Verwirrung zerstreut zu haben,
    freundliche Grüße nach Wien



    Jan Osterkamp (Redaktion)

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