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  • Politik ist die Kunst des möglichen

    03.12.2014, tp1024
    Wenn man die Entwicklung der Ariane 6 verfolgt und mit den Entwicklungen in anderen staatlichen Raumfahrtorganisationen vergleicht, ist das Ergebnis eigentlich wenig überraschend. Egal ob Russland, USA oder Japan, die Entwicklung von Raketen ist konservativ und ist immer konservativer geworden. Vielleicht lag es am Scheitern des Space Shuttle nach grandiose Versprechungen. Eine gesellschaftliche Tendenz zu immer konservativerem Umgang mit Technik ist auch nicht zu leugnen. Alles andere ist die Abweichung von der Norm, weshalb SpaceX auch etwas Besonderes ist.

    Der Nimbus der "Raketentechnik" hat sich gerade in der Politik sehr festgesetzt und immer mehr von der Realität entfernt. Aber genau deswegen muss man – leider – niedrige Maßstäbe anlegen. Selbst so ist das Ergebnis gemischt. Man hat sich vom Zwang zur Höchsttechnologie verabschiedet und verwendet größtenteils schon entwickelte Komponenten. Man nutzt zwei Tanks für Wasserstoff und Sauerstoff, anstatt nur einen mit Trennwand. Das heißt mehr Masse, aber auch leichtere Herstellung. Die Boosterraketen werden kleiner, zahlreicher und billiger - und werden noch dazu auch für die neue Vega-C verwendet.

    Das wichtigste ist aber der fixe Preis. In den USA hat das ein kleines Wunder bewirkt. Zuvor wurden Kosten erstattet und pauschal einige Prozent (15%?) als Profitpauschale aufgeschlagen. Um so höher die Kosten, um so höher der (absolute) Profit. Mit fixem Preis schafft man diese Perversion ab.

    Trotzdem ist die Entwicklung der Ariane 6 zu teuer und wird zu lang dauern. Sechs Jahre sind eine zu lange Zeit für eine Rakete, deren Triebwerke bereits entwickelt sind. (Die Booster fehlen noch, sie sind aber auch nur eine inkrementelle Verbesserung der P80-Raketenstufe der aktuellen Vega.) Auch der Bau der neuen Startanlage ist zu teuer und dauert zu lange. SpaceX baut sie für 100 bis 200 Millionen Dollar in zwei Jahren, die ESA braucht 800 Millionen Dollar und vier bis fünf Jahre.

    Die Ariane 6 ist enttäuschend. Aber jede positive Entwicklung aus einer enttäuschend schlechten Situation heraus - egal in welchem Bereich - fängt mit einem etwas weniger enttäuschenden ersten Schritt an. Die Ariane 6 könnte genau das sein.
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