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Kommentare - - Seite 1

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  • Und wieder ein Beitrag mehr zur "Glaube vs. Vernunft"- Polarisierung...

    01.04.2017, c_nahstoll
    ...schade!
    Das einzige, was in dieser Kolumne von "Ebert extrapoliert" wirklich auffällig ist, ist die leider immer noch weit verbreitete Tendenz in den Naturwissenschaften, die bereits lange widerlegte und heutzutage unhaltbare Weltsicht des Modernismus (18./19. Jahrhundert) weiter als positiv und den einzigen akzeptablen epistemischen Weg anzupreisen. Diese Weltsicht äußert Herr Ebert z.B. in der folgenden pseudo-logisch, pseudo-naturwissenschaftlich anmutenden Denkreihe:

    (1) Fledermäuse teilen ihre Blutmahlzeit mit Artgenossen --> dies ist eine Vorstufe von Moral --> Fledermäuse tun dies ohne "Religion".
    (2) Menschen teilen ihr Essen mit anderen Menschen --> wir haben letzte gemeinsame Vorfahren mit den Fledermäusen --> unsere Moral ist ein rein ontologisch-natürliches Erbe der Evolution --> Wozu brauchen wir eigentlich Religion?!

    Mir ist schon lange kein Beispiel mehr begegnet, in dem eine so krude Form des ontologisch-materialistischen Reduktionismus eines Naturwissenschaftlers (denn Herr Ebert bewirbt seine Kompetenz ja als Diplomphysiker!) so unverblümt stehen gelassen wurde, ohne sich mit den Problemen dieser Aussagenlogik zu befassen.

    In dieser 'Extrapolation' stecken so viele methodologisch-naturwissenschaftliche Überinterpretationen und philosophisch-epistemische Fehlschlüsse, dass man sich fragt, ob Herr Ebert überhaupt ein Fachmann ist, der in einer Zeitschrift wie der SdW hierüber schreiben sollte! Das krude Weltbild, das durch diesen Artikel als 'state-of-the-art' vermittelt wird, ist weder faktisch richtig, noch berücksichtigt es die Bandbreite menschlichen Erkenntnisgewinns, noch regt es Leser/-innen dazu an, aus der Polarisierungs-Scheinrealität "Dumme Religion vs. aufgeklärte Naturwissenschaft" herauszutreten, um sich wirklich in einen Dialog zwischen Naturwissenschaft und Religion zu begeben. Ich würde mir als treuer Leser wünschen, dass eine angesehene Zeitschrift wie die SdW sich ernsthafter der Ausbalancierung solch einer Kolumne widmen würde. Andere (Noch-) EU Länder bekommen so etwas nämlich hin!

    Ich möchte interessierte Leser/-innen hier gerne an das 'Faraday Institute For Science and Religion' der Universität Cambridge (www.faraday-institude.org) oder die deutschsprachige Karl-Heim-Gesellschaft (www.karl-heim-gesellschaft.de) verweisen.
    Herrn Ebert möchte ich zur Lektüre wärmstens die 'Faraday Papers' (http://www.faraday.st-edmunds.cam.ac.uk/Papers.php) empfehlen, wenn er danach strebt, sein naturwissenschaftliches Weltbild mit Fakten aus Wissenschaftsgeschichte, Evolutionsbiologie, Epistemologie, Moralforschung, Theologie, etc. so zu umzugestalten, dass in seiner nächsten Kolumne hoffentlich mehr der Dialog zwischen Wissenschaft und Religion, und weniger der (nicht-existente) Kampf der beiden Ausdruck findet.
    Ansonsten ist diese Kolumne ohne passende Gegendarstellung weder naturwissenschaftlich noch hilfreich für eine Zeit, in der er notwendig ist miteinander zu reden, anstatt sich unbegründet stolz entgegen dem Gegenüber zu erheben und zu behaupten: "Ich weiß es ja sowieso besser als du."
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