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  • Henne und Ei

    03.04.2017, Harald Lieder
    Der Artikel macht dankenswert klar, dass Religionen (oder, fast synonym, auch Ideologien) nicht die Ursache unseres Wertesystems sind, sondern umgekehrt: unser evolutionär ausgeformtes So-Sein erfordert - rein biologisch - ein dazu passendes Wertesystem. Dieses wird von Religionen übernommen und mit einem gänzlich anderen Kausalzusammenhang versehen, i.a.W. Götter o.ä. sollen plötzlich der / die Stifter sein.

    Rekigionen bestehen allerdings nicht nur aus solcher Paraphrasierung evolutionär ohnehin notwendiger Wertesysteme. Da sie bei allen bekannten ursprünglichen menschlichen Gesellschaften auftreten, muss wohl mehr dahinterstecken. Religionswissenschaftliche Forschungen scheinen zu belegen, dass Gemeinschaften mit einer Religion evolutionäre Vorteile haben. Offenbar sind weitere typische Bestandteile von Religionen etwa die Stiftung einer Gruppenentität (etwa dergestalt, dass ein Stammesgott über "seine" Anhänger wache) und der Abgrenzungsmöglichkeiten gegenüber Angehörigen konkurrierender Gruppen der gleichen Spezies. M.a.W. Religionen sind u.a. auch Apologetik-Lieferanten, wenn es darum geht, ein Individuum der eigenen Spezies eben doch töten zu dürfen, wenn es Mitglied eines "feindlichen" Stammes ist.

    Dazu passend: das jüdische (später christliche) Gebot "Du sollst nicht töten" meinte bekanntlich ursprünglich keineswegs alle Menschen, sondern nur das eigene Volk, die Juden. Es war nicht nur vollkommen in Ordnung, Midianiter zu ermorden, sondern Jahwe forderte Mose explizit dazu auf. Mit Formulierungen, die darauf abzielen, unsere biologisch bedingten Tötungshemmschwellen möglichst radikal abzubauen.
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