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Dieser Artikel betrachtet leider nur einen kleinen Teil des Problems.
Wer Angst vor Hackern und unheimlichem Verhalten der Gadgets schürt,
fordert letztlich nur mehr Sicherheit. Mehr “Sicherheit” wäre
allerdings ein Trugschluss, denn die weit größere Gefahr für unsere
Gesellschaft geht nicht von Hackern aus.
Selbst wenn die Technologieanbieter es schaffen würden ihre Produkte
vollkommen sicher abzuschotten (das ist schon prinzipiell unmöglich),
würde das Netzwerk der “legitimen” Datensammler und -verarbeiter
weiter bestehen. Legitim, weil die Nutzer der Gadgets dieser
Infiltration Ihrer Privatsphäre mit den AGBs zugestimmt haben.
Legitim in Anführungsstrichen, weil die Zustimmung des ebenfalls
miterfassten sozialen Umfelds regelmäßig nicht besteht.
Die Geschäftsbeziehungen unter den Sammlern, Verarbeitern und
Verwertern der Daten sind vielfältig, und faktisch vollkommen
unreguliert.
So kann es durchaus sein dass die Zinsen für Ihren nächsten Kredit
davon abhängen ob Sie die richtigen Bücher lesen, oder die falschen
Freunde haben. Dabei muss Ihre Bank nicht einmal die korrekten
Schlüsse aus Ihren Daten ziehen, es genügt vollkommen wenn deren
Management davon überzeugt ist, mit dem verwendeten Scoring-Verfahren
einen wirtschaftlichen Vorteil über ihre Konkurrenz zu erlangen,
bzw. wenn dieses Verfahren hinreichend oft richtig liegt.
Ein aktuelles Beispiel falsch interpretierter Daten und der negativen
Effekte für Individuen ist sicherlich der verantwortungslose Umgang
unserer Polizei mit Dateien über, naja, auffällig Gewordene [1], in
denen auch Unschuldige gelandet sind. Für die Opfer sind die
beruflichen wie persönlichen Effekte durchaus intensiv. Versagt hat
hier direkt ein Staatsorgan, nicht irgend ein Hasardeur der
Datenverarbeitung, der sich vielleicht noch auf seinen
StartUp-Charakter im Silicon Valley herausreden kann.
Auch den von privater oder industrieller Datensammelei Betroffenen
kann man nicht vorhalten sie wären selbst schuld wenn sie bei Facebook
alles über sich preisgeben, oder sich einen Amazon Echo in die Bude
stellen: Selbst wenn man all dies nicht tut, überträgt z.B. WhatsApp
auf den Telefonen meiner Freunde deren Kontakte (also auch Daten über
mich) an Facebook. Dadurch verraten sie direkt meine sozialen
Beziehung an einen Datensammler der diese Information auswertet.
Niemand will seine Freunde verklagen, aber ein Urteil [2] diesen
Jahres wirft ein Schlaglicht auf das Problem.
Ein Effekt der Datensammelei durch Staat und Industrie wird sein, dass
wir in eine konformistische Gesellschaft geraten: Wer einen günstigen
Tarif bei seiner privaten Krankenversicherung will, der achtet besser
darauf keine dicken Freunde zu haben. Fettleibigkeit soll sich ja
entlang von Bekanntschaften ausbreiten, und selbst wenn diese These
mittlerweile widerlegt sein sollte, wer weiss schon was das neuronale
Netzwerk der Krankenkasse dazu denkt? Als Advocatus Diaboli kann man
außerdem nur davor warnen Muslimische Freunde zu haben: Die Geschichte
seit 9/11 kennt einige Personen die Repressionen ausgesetzt waren nur
weil sie den gleichen Namen hatten wie ein Terrorist, oder auch nur
wie ein Verdächtiger. Besser ist es wohl, wenn sich zu solchen Leuten
keine Verbindungen in irgendwelchen Datenbanken finden.
Jeder der heute WhatsApp verwendet, verrät erstens sein soziales
Umfeld an die IT-Industrie, und erzeugt zweitens sozialen Druck auf
all jene die da nicht mitmachen wollen. Denn wer sich WhatsApp
verweigert, der wird automatisch aus sozialen Gruppen ausgeschlossen,
oder zumindest an deren Rand gedrängt. Nicht einmal wegen Vorsatz
oder Boshaftigkeit seiner Freunde, sondern alleine weil er nicht alle
Unterhaltungen mitbekommt.
Die Naivität der User die sich mit smarten Geräten vernetzen, wird
damit zum Problem der ganzen Gesellschaft.
[ kleine überarbeitung meines vorherigen beitrags ]
19.08.2017, StefanWer Angst vor Hackern und unheimlichem Verhalten der Gadgets schürt,
fordert letztlich nur mehr Sicherheit. Mehr “Sicherheit” wäre
allerdings ein Trugschluss, denn die weit größere Gefahr für unsere
Gesellschaft geht nicht von Hackern aus.
Selbst wenn die Technologieanbieter es schaffen würden ihre Produkte
vollkommen sicher abzuschotten (das ist schon prinzipiell unmöglich),
würde das Netzwerk der “legitimen” Datensammler und -verarbeiter
weiter bestehen. Legitim, weil die Nutzer der Gadgets dieser
Infiltration Ihrer Privatsphäre mit den AGBs zugestimmt haben.
Legitim in Anführungsstrichen, weil die Zustimmung des ebenfalls
miterfassten sozialen Umfelds regelmäßig nicht besteht.
Die Geschäftsbeziehungen unter den Sammlern, Verarbeitern und
Verwertern der Daten sind vielfältig, und faktisch vollkommen
unreguliert.
So kann es durchaus sein dass die Zinsen für Ihren nächsten Kredit
davon abhängen ob Sie die richtigen Bücher lesen, oder die falschen
Freunde haben. Dabei muss Ihre Bank nicht einmal die korrekten
Schlüsse aus Ihren Daten ziehen, es genügt vollkommen wenn deren
Management davon überzeugt ist, mit dem verwendeten Scoring-Verfahren
einen wirtschaftlichen Vorteil über ihre Konkurrenz zu erlangen,
bzw. wenn dieses Verfahren hinreichend oft richtig liegt.
Ein aktuelles Beispiel falsch interpretierter Daten und der negativen
Effekte für Individuen ist sicherlich der verantwortungslose Umgang
unserer Polizei mit Dateien über, naja, auffällig Gewordene [1], in
denen auch Unschuldige gelandet sind. Für die Opfer sind die
beruflichen wie persönlichen Effekte durchaus intensiv. Versagt hat
hier direkt ein Staatsorgan, nicht irgend ein Hasardeur der
Datenverarbeitung, der sich vielleicht noch auf seinen
StartUp-Charakter im Silicon Valley herausreden kann.
Auch den von privater oder industrieller Datensammelei Betroffenen
kann man nicht vorhalten sie wären selbst schuld wenn sie bei Facebook
alles über sich preisgeben, oder sich einen Amazon Echo in die Bude
stellen: Selbst wenn man all dies nicht tut, überträgt z.B. WhatsApp
auf den Telefonen meiner Freunde deren Kontakte (also auch Daten über
mich) an Facebook. Dadurch verraten sie direkt meine sozialen
Beziehung an einen Datensammler der diese Information auswertet.
Niemand will seine Freunde verklagen, aber ein Urteil [2] diesen
Jahres wirft ein Schlaglicht auf das Problem.
Ein Effekt der Datensammelei durch Staat und Industrie wird sein, dass
wir in eine konformistische Gesellschaft geraten: Wer einen günstigen
Tarif bei seiner privaten Krankenversicherung will, der achtet besser
darauf keine dicken Freunde zu haben. Fettleibigkeit soll sich ja
entlang von Bekanntschaften ausbreiten, und selbst wenn diese These
mittlerweile widerlegt sein sollte, wer weiss schon was das neuronale
Netzwerk der Krankenkasse dazu denkt? Als Advocatus Diaboli kann man
außerdem nur davor warnen Muslimische Freunde zu haben: Die Geschichte
seit 9/11 kennt einige Personen die Repressionen ausgesetzt waren nur
weil sie den gleichen Namen hatten wie ein Terrorist, oder auch nur
wie ein Verdächtiger. Besser ist es wohl, wenn sich zu solchen Leuten
keine Verbindungen in irgendwelchen Datenbanken finden.
Jeder der heute WhatsApp verwendet, verrät erstens sein soziales
Umfeld an die IT-Industrie, und erzeugt zweitens sozialen Druck auf
all jene die da nicht mitmachen wollen. Denn wer sich WhatsApp
verweigert, der wird automatisch aus sozialen Gruppen ausgeschlossen,
oder zumindest an deren Rand gedrängt. Nicht einmal wegen Vorsatz
oder Boshaftigkeit seiner Freunde, sondern alleine weil er nicht alle
Unterhaltungen mitbekommt.
Die Naivität der User die sich mit smarten Geräten vernetzen, wird
damit zum Problem der ganzen Gesellschaft.
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[1] Entzogene G20-Akkreditierungen Verwechslungen und Jugendsünden
http://www.tagesschau.de/ausland/g20-journalisten-101.html
[2] Erst schriftliche Einwilligung, dann Whatsapp für Kinder
https://www.golem.de/news/erziehung-erst-schriftliche-einwilligung-dann-whatsapp-fuer-kinder-1706-128590.html