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Kommentare - - Seite 1

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  • Falsche Richtung

    16.09.2017, Markus Schnabel
    Es fehlt nicht generell an Gedanken und Handlungen, die dem Gefühl der Verantwortung entspringen, aber dieses Gefühl nimmt mit der Entfernung schnell ab. Bei Kind, Partner, Familie ist es stark. Zukünftige Generationen oder Säuglinge in Afrika sind weit weg und fremd. (Die Flüchtlingskrise hat mir gezeigt wie selektiv und manipulierbar die Solidarität mit fremden Hilfsbedürftigen ist, ohne eine Einordnung in einen rationalen Rahmen - erinnert sich noch jemand an 1,4 Millionen Kinder auf der Flucht vor Boko Haram, September 2015 knapp vermeldet, keine Bilder?)

    Verschiedene Kulturen geben ihren Mitgliedern verschiedene Möglichkeiten, sich als verantwortlich zu erweisen. Bill Gates verbraucht das zu Lebzeiten erworbene Vermögen, um Kinder zu retten (bisher, je nach Schätzung, zwischen 3-30 Millionen) - toll. Die Quandts verprassen ihr Familienerbe nicht, sondern kümmern sich mit um die Zukunft ihres Unternehmens, und damit auch um die Beschäftigten - naja. Japan nimmt keine Flüchtlinge auf, aber die Einkommens- und Vermögensungleichheit ist kleiner als in Deutschland und den USA, es gibt eine staatliche Krankenversicherung und die Lebenserwartung ist sehr hoch. Japanische Großunternehmen haben über die bloße Gewinnorientierung hinaus den Anspruch, den Wohlstand der Nation zu mehren - nicht schlecht. Will man verändern und erweitern, wofür sich Menschen verantwortlich fühlen, geht das über die Kultur, nicht individuelle kognitive Fähigkeiten.

    Ich würde mir eher eine Erweiterung des Begriffs "Begabung" auf künstlerisch-kreative Fähigkeiten wünschen, falls die dann mehr gefördert werden. (Des psychologischen Begabungsbegriffs - so groß ist der Einfluss der Psychologie nicht, dass man "begabter Fußballer" nicht mehr hören wird.) Wenn wir dereinst endlich Zeit für Kunst haben, weil alle Probleme, von Krankheit bis Klima, dank MINT gelöst sind, werden das furchtbar deprimierende Gimmicks werden, im Vergleich zu einem japanischen Teebecher, einer kleinen Holzfigur von der Osterinsel oder einer Renaissancezeichnung. Denn niemand lernt mehr, dass Kreativität körperliche Tätigkeiten und Erfahrungen voraussetzt, die man dann z.B. beim Malen braucht, damit die Hand noch glückliche Entscheidungen treffen kann, wenn man nicht mehr weiter weiß.
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