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Kommentare - - Seite 1

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  • Neues vom Kreter:

    17.12.2017, Nick Mott
    'Wahrheit' im Sinne des 'Etwas ist tatsächlich wahr', weil es zum Wahren (= dem Gewahrgewordenen) hin getätigt wurde, bedarf keiner Worte, denn das Geschehen und dessen Ergebnis ist ja ersichtlich, man kann dessen gewahr werden und es erleben, erfahren.

    'Wahrheit' im Sinne dessen, dessen man nur selbst gewahr werden kann, weil es IN einem selbst nicht nachvollziehbar für andere geschieht (Gefühle, Gedanken, o.ä.), ist nur eine 'halbe Wahrheit'.

    Über das, dessen andere nicht gewahr werden können oder nicht gewahr werden konnten, weil sie nicht beim Geschehen anwesend oder betroffen waren, kann man zwar zu diesen anderen sprechen, aber eben nicht wahr, weil Sprache zwar von einem Gewahrwerden erzählt, aber dieses selbst weder repräsentieren noch transferieren kann! (Siehe etwa Erzählung über den Geschmack einer Banane, wenn das Gegenüber noch nie eine Banane gegessen hat. Haben alle, die über den Geschmack von Bananen sprechen, bereits eine Banane gegessen, ist darüber sprechen sinnlos, weil alle bereits Bescheid wissen. Genausowenig muss man mit jemandem, der mit einem im Regen steht, darüber sprechen, dass es regnet und dass Regen nass ist.)

    Sprache selbst ist also eigentlich nie wahr und kann auch nichts von Wahrheit erzählen.
    Sprache kann lediglich darauf hindeuten, dass man etwas gewahr werden kann, aber das muss der Rezipient der Botschaft natürlich selbst, das kann ihm kein anderer abnehmen und die Sprache erst recht nicht.

    Man könnte auch überspitzt formulieren:
    Sobald einer den Mund aufmacht, lügt er!
    ;-)

    Dazu kommt erschwerend, dass selbst dann, wenn zwei derselben Sache gewahr werden, es keinerlei Abgleich darüber geben kann, wie der Jeweilige dies erfährt und selbst wenn man sich einig ist, dass eine Wurzelbehandlung ohne Betäubung durchaus schmerzhaft ist, ist die individuelle Wahrheit dazu möglicherweise durchaus unterschiedlich ("Ein Pieksen." vs. "Die HÖLLE!!!"), also nicht identisch und damit lediglich eine höchst subjektive Wahrheit, die aber nur auf einem kleinsten gemeinsamen Nenner ('schmerzhaft') kompatibel sein kann.

    Wenn jetzt jemand sagt: "Ja, aber in der Mathematik oder Physik gibt es doch Wahrheiten, die jeder für sich nachvollziehen kann - DAS ist doch dann eine echte Wahrheit und darüber lässt sich doch trefflich zutreffend, also 'wahr' sprechen!?", dann muss man leider dazu sagen, dass es nachweislich Kulturen gibt, die noch nicht mal ein Wort für 'Zahl' haben und deshalb keine Mathematik kennen und somit 'Mathematik' nur eine kulturelle Eigenart an Konventionen diesbezüglich ist, deren innerkultürliche 'Wahrheit' keinerlei Bedeutung hat für die Kultur ohne jegliche Mathematik.
    Und eine Wahrheit ohne Bedeutung ist ohne Wert.
    Darüber muss dann auch nicht gesprochen werden. :-)
    Mathematik ist ja auch nur eine Sprache (wenn auch eine mächtige denn sie macht, dass man weite Brücken bauen und Raketen zum Mond schießen kann - das kann man sogar erleben), aber Mathematik ist auch eine Schwindlerin, die es mit der echten Wahrheit nicht so genau nimmt, denn ihre reproduzierbaren, identischen Ergebnisse täuschen darüber hinweg, dass sie axiomatisch begründet ist, also aufgrund von dem zugrunde liegenden Nicht-Beweisen Beweise formuliert!
    Das ist ein bisschen so wie bei einer Rechtssprechung, die wahr ist in dem Kontext ihrer Gesetzgebung, die aber in ihrer Grundlagen-Ausgestaltung willkürlich erfolgt (guckst zu allen Zeiten und Orten völlig unterschiedliche Auffassungen von 'Recht' und Strafhandlungen wie Strafmaß!)!
    Solange also die Mathematik ihre eigenen Widersprüchlichkeiten nicht aufzulösen vermag und ihre Axiome in veritable Verifikationen umwandelt, handelt sie mit Halbwahrheiten!

    In der Physik verhält es sich ähnlich: Ja, es ist wahr, dass ein Stein, den man aufgehoben und wieder fallen gelassen hat, mit einer definierten und immer gleichen Geschwindigkeit zu Boden fällt (und nie in die Wolken entschwindet, zumindest auf diesem Planeten).
    Kann jeder ausprobieren, sich überzeugen durch eigenes Erleben - ist also wahr, weil das Ergebnis immer dasselbe ist.
    Aber auch darüber muss kein Wort verloren werden, man kann es demonstrieren oder zufällig beobachten; und wenn es nicht so ist, dann hat man zwar eine echte Wahrheit weniger, aber was konkret dadurch verloren???

    Erschwerend kommt hinzu, selbst wenn man der Physik etwa aufgrund ihrer funktionierenden Produkte eine wahre Erlebnisschnittmenge für alle konzediert, dass die so produzierten 'Wahrheiten' noch lange nicht einer ebenso wahren Notwendigkeit entsprechen, also in Wahrheit statt Technikperlen Konsequenztalmi verkauft wird.
    Denn die Wahrheit eines auf Physik begründeten Produkts enthält leider nicht auch automatisch die Wahrheit der Folgen seiner Produktion, seines Gebrauchs z.B. - ist also auch nur eine Teilwahrheit und damit nicht DIE Wahrheit die kontextuell viel mehr umfasst, aber seltsamerweise kaum darüber gesprochen wird!?
    Vermutlich, weil man eben viele zukünftige Konsequenzen nicht a priori erlebt, erfahren haben kann, zumal, wenn die angewandte mathematisch-physikalische Wahrheit (in Form eines Produktes) eine neue, noch nie Dagewesene sein sollte!
    ;-)

    Die Frage müsste also m.E. besser lauten:
    Gibt es echte Wahrheiten, über die zu sprechen sich lohnt und kann Sprache dies leisten?
    Sprache kann hier nur ein Hinweis-/Bedeutungsgeber, ein Wegweiser sein, der möglicherweise den anderen dazu bringt sich auf den Weg zu seiner Wahrheit (dem Gewahrwerden eigenen Erlebens) zu machen - mehr aber auch nicht.

    Was nämlich dabei herauskommt, wenn die abstrakte Deutfunktion der Sprache mit dem Sujet gleichgesetzt wird und man glaubt allein schon über das Begreifen von Begriffen das damit Bedeutete stellvertretend begriffen (also eigenmächtig sich gewahr geworden zu sein) zu haben, kann man unschwer daran erkennen, wie in Politik und Wirtschaft etwa 'Wahrheiten' - "Fak(t)en, Fak(t)en Fak(t)en!" - von Menschen behauptet werden, die nachweislich keinerlei eigene Erfahrung in den behaupteten Wahrheiten haben und sich nur auf ebenso als wahr behauptetes Hören-Sagen (vielleicht auch noch durch Dritte) berufen und die Fremdexpertise (so sie denn tatsächlich vorhanden sein sollte) als verinnerlichtes Wissen präsentieren, was glatt gelogen ist, weil das so nicht geht!
    Erschwerend kommt hinzu, dass es so gut wie kein Thema in Politik und Wirtschaft gibt, das besprochen (sic!) wird, zu dem nicht mehrere behauptete Wahrheiten (oft genug nicht einander ergänzend, sondern inkompatibel) existieren und der Bürger etwa NULL Möglichkeiten hat zu entscheiden, wer denn nun die 'Wahrheit' spricht (es sei denn, dass in seltenen Fällen eben dazu eine Eigenexpertise vorliegt)!

    Fazit:
    Die Wahrheit ist also, dass echte Wahrheiten nicht über Sprache zu haben sind, weil es so kein Wissen ist, sondern lediglich Glauben bleibt, eben der Glaubwürdigkeit des über die Wahrheit Sprechenden anheim gestellt bleibt, ob seine Wahrheit auch die des Rezipienten wird (im THEORETISCHEN Sinne!).
    Über das, was man selbst als erlebte, erfahrene Wahrheit verfügt, muss man nicht sprechen. Denn entweder weiß der andere bereits Bescheid, dann braucht er die Verkündung der Wahrheit nicht oder er weiß nicht Bescheid, dann kann er mit der bekundeten Wahrheit auch nicht wirklich etwas anfangen, außer dies als möglichen Impuls aufzunehmen, sich selbst dazu seine eigene Wahrheit zu verschaffen.

    'Der Finger, der auf den Mond zeigt, ist nicht der Mond.' - Zen
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