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Stalltiere: Schlaues Schwein, kluge Ziege

Heidelberg. Was ihre geistigen Fähigkeiten angeht, haben Schweine und Ziegen einen denkbar schlechten Ruf. Doch immer mehr Wissenschaftler sind davon überzeugt, dass auch Nutztiere Grips haben. Mehr noch: Die Tiere wollen gefordert werden – dann fühlen sie sich nachweislich wohler, haben weniger Stress und sind weniger anfällig für Erkrankungen. Darüber berichtet das Kinder-Wissenschaftsmagazin Spektrum neo in seiner aktuellen Ausgabe mit dem Titel "Tierisch intelligent".
Schlau wie Sau
So können sich beispielsweise Ferkel gut merken, wo in einem Labyrinth Leckerbissen versteckt sind. In Dänemark lernten die Tiere sogar, einen Hebel zu bedienen, über den sie die Temperatur in ihrem Stall selbst regelten. Und Ziegen kapieren schnell, welches Symbol auf einem Automaten sie mit der Schnauze anstupsen müssen, um eine Portion Wasser zu erhalten. Wie alle Säugetiere spielen auch bei Schweinen vor allem die Jungtiere gerne, indem sie miteinander raufen oder neue Gegenstände untersuchen. Fehlen diese Möglichkeiten, fangen die Ferkel meistens an, sich gegenseitig die Schwänze abzubeißen. Um das zu verhindern, werden ihnen in vielen Ställen im Alter von wenigen Tagen die Ringelschwänze gekappt und die Zähne abgeschnitten – ohne Betäubung.

"Sinnvoller wäre es, den Tieren etwas zu tun zu geben", sagt Sandra Düpjan vom Leibniz-Institut für Nutztierbiologie in Dummerstorf. Die Biologin erforscht derzeit in der Nähe von Rostock eine Reihe von Spielzeugen, die gegen die Langeweile im Stall helfen könnten: Zum Beispiel "Aromaspielzeug", das einen kaugummiähnlichen Geschmack haben soll, sowie Gummischnüre, auf denen die Ferkel herumbeißen können. Denn was Schweine wollen und womit sie sich am liebsten beschäftigen, wissen Menschen noch gar nicht – die Forscher fangen gerade erst an, das herauszufinden.

Zum Hintergrund: Im Leibniz-Institut für Nutztierbiologie in Dummerstorf (nahe Rostock) untersuchen Forscher neben Physiologie und Gesundheit von Nutztieren auch ökologische Aspekte der Tierhaltung sowie das Verhalten von Schweinen und Zwergziegen. Die Versuchstiere lernen verschiedene kognitive Aufgaben zu lösen, etwa auf bestimmte Tonsignale hin einzeln zum Futterautomaten zu gehen. Spezielle Geräte überwachen dabei unter anderem Atmung und Herzschlag der Tiere. Die Ergebnisse der Forscher um Professor Gerhard Manteuffel deuten an, dass es zum Wohlbefinden der Schweine und Ziegen beiträgt, wenn sie etwas lernen dürfen und geistig gefordert werden. Weltweit finden Wissenschaftler immer mehr über die kognitiven Fähigkeiten von Nutztieren heraus und stellen fest: Auch die Intelligenz von Rindern, Schafen oder Hühnern wurde vermutlich lange unterschätzt.

Spektrum neo ist eine mehrfach preisgekrönte, vierteljährlich erscheinende monothematische Zeitschrift für 10- bis 14-Jährige aus dem Verlag Spektrum der Wissenschaft.

Abdruck honorarfrei bei Quellenangabe: Spektrum neo, Nr. 6/2013
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