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Kommentare - - Seite 1

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  • Geschosse im Orion - Explosion "vor 500 Jahren" ?

    01.03.2013, Dr. Hans-Joachim Knops, Monheim am Rhein
    In Heft 3/2013, Seite 12 wird von einer Explosion berichtet, die sich vor 500 Jahren im 1500 Lichtjahre entfernten Orionnebel, der ja noch in unserer Milchstraße liegt, ereignet hat.
    Nach meinem Verständnis sehen wir den Nebel heute, wie er vor 1500 Jahren aussah, und wenn vor 500 Jahren eine Explosion dort stattfand, werden wir sie erst in 1000 Jahren sehen können.
    Oder hätten wir bzw. unsere Vorfahren wie z.B. Kopernikus die Explosion vor 500 Jahren mit den Instrumenten von heute erstmals wahrgenommen?
    Wo liegt da mein Irrtum bzw. mein Missverständnis?
    Stellungnahme der Redaktion

    Die Frage ist berechtigt; sie beruht nicht auf einem Irrtum bzw. Missverständnis.

    Wenn gesagt wird, dass dieses oder jenes astronomische Ereignis vor so-und-so-viel Jahren stattfand, dann ist das stets so zu verstehen, dass zu der genannten Zeit das Licht des Ereignisses die Erde erreichte. Das ist auch die einzig sinnvolle Art einer Zeitangabe, zumindest wenn man es mit astronomisch Vorgebildeten Lesern bzw. Gesprächspartnern zu tun hat - und zwar aus drei Gründen:

    Erstens ist bei den meisten astronomischen Objekten die Lichtlaufzeit bis zur Erde nur sehr ungenau bekannt. Bei einem Ereignis im Orionnebel-Komplex liegt die Unsicherheit derzeit in der Größenordnung von 100 Jahren. Was hätte es also für einen Sinn zu sagen, vor 2100 Jahren hat sich dieses oder jenes dort ereignet? Das selbe Ereignis könnte im nächsten Artikel der selben Zeitschrift als "vor 1950 Jahren" beschrieben werden. Und niemand könnte ohne Weiteres erkennen, dass das selbe Ereignis und der selbe Zeitpunkt gemeint ist. Diese Unsicherheit steigt bei fernen Galaxien und Quasaren auf hunderte von Millionen Jahren.

    Zweitens, selbst wenn die Lichtlaufzeit genau genug bekannt wäre: Der historische, praktische Aspekt der Forschung würde verdunkelt und verkompliziert. "Supernova 1987A in der Großen Magellanschen Wolke" wäre selbst dann viel praktischer als "Supernova im Jahr minus 186459 in der Großen Magellanschen Wolke". Spätestens wenn es um die genaue zeitliche Zuordnung verschiedener Beobachtungen geht, wie im Fall der SN 1987A zwischen dem Lichtausbruch und den Neutrinos, wird eine solche Zeitangabe völlig unnütz.

    Drittens, auch bei der Voraussage von Ereignissen wäre alles andere als die Lichtankunftzeit an der Erde unpraktisch - gelinde gesagt. Stellen Sie sich vor, Sie lesen in SuW, dass um 21:40 MEZ der Saturnmond Titan den Saturnmond Hyperion verfinstert. Sie gehen zu der Zeit an's Teleskop - und nix passiert. Es wäre für unsere Leser eine Zumutung, diese hübsche ferne Sonnenfinsternis erst dann beobachten zu können, wenn sie sich zuvor mühsam die derzeitige Entfernung des Saturnsystems von der Erde beschaffen und in eine Zeitverschiebung - in diesem Fall zwischen ca. 70 und 90 Minuten - umrechnen müssten. Bei einem Ereignis im Jupitersystem wären es ca. 30 und 50 Minuten, im äußeren Sonnensystem etliche Stunden, und bei Sternen zumindest einige Jahre.

    Hat man astronomisch völlig ungebildete Gesprächspartner vor sich, dann ist es allerdings sinnvoll, immer mal wieder auf die Lichtlaufzeit hinzuweisen.

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