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Kommentare - - Seite 1

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  • Der Orion-Nebel vor 500 Jahren

    06.04.2013, Johannes Kulzer, Laufen (8 Jahre)
    Im Heft 3/13 auf Seite 12, 1. und 2. Zeile: der Orion-Nebel ist 1500 Lichtjahre entfernt, die Explosion hat aber vor 500 Jahren stattgefunden. Also 1500-500=1000! Wir sehen also etwas, das 1000 Jahre vor der Explosion passiert ist! Könnten Sie mir das näher erklären. Ich verstehe nicht, wie man etwas sehen kann, bevor es passiert ist. Vielen Dank.

    Stellungnahme der Redaktion

    Derartige Fragen werden der Redaktion relativ oft gestellt; zu dieser speziellen Zeitangabe fragten sogar vier Leser unabhängig voneinander. Deshalb hier eine etwas ausführlichere Erklärung: Wenn gesagt wird, dass dieses oder jenes astronomische Ereignis vor so-und-so-viel Jahren stattfand, dann ist das stets so zu verstehen, dass zu der genannten Zeit das Licht des Ereignisses die Erde erreichte. Das ist auch die einzig sinnvolle Art einer Zeitangabe, zumindest wenn man es mit astronomisch Vorgebildeten Lesern bzw. Gesprächspartnern zu tun hat - und zwar aus drei Gründen.

    Erstens ist bei den meisten astronomischen Objekten die Lichtlaufzeit bis zur Erde nur sehr ungenau bekannt. Bei einem Ereignis im Orionnebel-Komplex liegt die Unsicherheit derzeit in der Größenordnung von 100 Jahren. Es hätte also wenig Sinn zu sagen, vor 2100 Jahren hat sich irgendetwas dort ereignet, denn dasselbe Ereignis könnte im nächsten Artikel derselben Zeitschrift als ``vor 1950 Jahren'' beschrieben werden. Niemand könnte ohne Weiteres erkennen, dass dasselbe Ereignis und derselbe Zeitpunkt gemeint sind.

    Zweitens, selbst wenn die Lichtlaufzeit genau genug bekannt wäre, würde der historische-praktische Aspekt der Forschung verdunkelt und verkompliziert. ``Supernova 1987A in der Großen Magellanschen Wolke'' wäre selbst dann viel praktischer als ``Supernova im Jahr minus 186459 in der Großen Magellanschen Wolke''. Spätestens wenn es um die genaue zeitliche Zuordnung verschiedener Beobachtungen geht - wie im Fall der SN 1987A zwischen dem Lichtausbruch von der explodierenden Hülle und den Neutrinos aus dem kollabierenden Kern des Sterns - wird eine solche Zeitangabe völlig unnütz.

    Drittens, stellen Sie sich vor, Sie lesen in SuW, dass um 21:40 MEZ der Saturnmond Titan den Saturnmond Hyperion verfinstert. Sie gehen zu dieser Zeit an's Teleskop - und nichts passiert. Es wäre für unsere Leser eine Zumutung, diese hübsche ferne Sonnenfinsternis erst dann beobachten zu können, wenn sie sich zuvor mühsam die derzeitige Entfernung des Saturnsystems von der Erde beschaffen und in eine Zeitverschiebung (in diesem Fall zwischen ca. 70 und 90 Minuten) umrechnen müssten.

    Hat man astronomisch völlig ungebildete Gesprächspartner vor sich, dann ist es allerdings sinnvoll, immer mal wieder auf die Lichtlaufzeit hinzuweisen.

    U.B.

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