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  • Zum Leserbrief "Raumfahrt mit Menschen" von Richard Schloderer aus SuW 09/2022

    21.08.2022, Matthias Gruhn-Creutzburg, Osterode am Harz und Andreas Heidel, Berlin
    Herr Schloderer schreibt in seinem Beitrag auf S. 7, dass es ihn immer wieder überrascht, wie weitgehend kritiklos dem Hype um die bemannte Raumfahrt gefolgt wird, auch in der Zeitschrift SuW. So kritisiert er, dass die bemannte Raumfahrt "Unsummen an Kosten" verschlingt, die viel effektiver in die Wissenschaft investiert wären. Dabei übersieht er wohl leider, dass eine Investierung in die bemannte Raumfahrt immer auch eine Investierung in die Wissenschaft ist. Viele wissenschaftliche und technische Errungenschaften aus dem Bereich der bemannten Raumfahrt haben immer auch ihren Einzug in das alltägliche Leben gefunden und sind somit letzten Endes uns allen zugute gekommen.
    Herr Schloderer findet die vermeintlichen Ziele extrem fragwürdig und utopisch. Er fragt, welchen Nutzen Menschen auf dem Mars haben? Nun, zum Einen sind diese Ziele nicht utopisch, denn auf dem Mond waren bereits Menschen und auch der Mars wird sicherlich ein erreichbares Zeil sein. Der Vorteil einer bemannten Mond- und/oder Marsmission ist der, dass sich Menschen schnell auf neue Situationen einstellen können. Situationen, wo eine Sonde oder ein Rover u. U. erst lange auf eine Anweisung per Funk warten muss. Im Falle einer Störung ist der Mensch in der Lage, diese Störung zu beheben, eine Sonde kann dies nicht. Tritt bei einer Sonde eine Fehlfunktion ein, ist evtl. die gesamte Mission gescheitert, während bei einer bemannten Mission diese Fehlfunktion hätte repariert werden können. Ferner schreibt er, ob wir nicht vielmehr akzeptieren sollten, dass die Zeit der bemannten Raumfahrt vorbei ist. Ich meine, die Zeit der bemannten Raumfahrt hat gerade erst begonnen.
    Der Mensch ist zum Entdecken, zum Erforschen geboren. Schon als Kind wollen wir wissen, was "hinter der nächsten Kurve" ist oder was "hinter dem nächsten Berg" noch kommt. Der Forscher- und Entdeckerdrang ist uns allen in die Wiege gelegt und es ist dieser Drang, der unsere Vorfahren dazu brachte, die Weltmeere zu befahren, die höchsten Berge zu besteigen und die tiefsten Tiefen zu ergründen. Und der Weltraum wartet nur darauf von uns entdeckt zu werden.
    Der russische Raumfahrtpionier Konstantin Eduardowitsch Ziolkowski sagte einmal: " „Es stimmt, die Erde ist die Wiege der Menschheit, aber der Mensch kann nicht ewig in der Wiege bleiben. Das Sonnensystem wird unser Kindergarten.“ Mit den bemannten Mondflügen haben wir uns zumindest schon einmal in unserer Wiege aufgerichtet. Nun wird es Zeit, dass wir unsere Wiege verlassen und uns in unserem Zimmer umsehen.

    Matthias Gruhn-Creutzburg, Osterode

    Man kann dem Leserbrief von Herrn Schloderer aus dem "SuW"-Septemberheft ("Raumfahrt mit Menschen") nur zustimmen, er trifft den Nagel auf den Kopf.

    Zunächst einmal sollte man sich von der – einen künstlichen Graben und Gegensatz suggerierenden – begrifflichen Unterscheidung von "bemannter" und "unbemannter" Weltraumfahrt verabschieden, die bekanntlich aus den Anfangszeiten der Astronautik stammt. In Wirklichkeit ist auch die "unbemannte" Raumfahrt in konkretem Wortsinne "bemannte" Raumfahrt: Denn die künstlichen Erdsatelliten bis hin in geosynchrone Bahnen sowie die Raumsonden, Landemodule und Rover zum Mond, zu den Planeten und Kleinplaneten, zu den Kometen und Asteroiden; die Weltraumteleskope und andere vom Menschen ins All beförderte Objekte: Sie planen, entwerfen und konstruieren, sie bauen und testen sich ja nicht selbst, sie schießen sich nicht selbst ins All und überwachen sich nicht selbst, sie werten ihre Daten nicht allein aus und bewerten diese nicht selbst im Rahmen einer vernunft- und wissenschaftsgemäßen Einschätzung und Umsetzung in Theorien – auch bei fortgeschrittener Automatisierung heutzutage tun sie dies alles jedenfalls nicht unabhängig von menschlicher Generierung, Organisation und Überwachung, und den Anstoß zu ihrer Existenz sowie zumindest die wichtigen Missionskommandos gibt immer noch ausschließlich der kreative, zwecksetzende und planende Mensch ganz allein. Die genannten Objekte der "unbemannten" Raumfahrt sind de facto doch die verlängerten Sinnesorgane und Werkzeuge des Menschen selbst, der auf diese Art - eben vom Erdboden aus – seine künstlichen "Fühler" mittels elektromagnetischer Wellen ins All ausstreckt, der seine Sinne und Extremitäten (Arme, Beine) in dieser Bedeutung weit in den Raum hinaus ausgewachsen hat. Es würde auch niemandem einfallen, etwa von "unbemannter" Kosmologie zu sprechen, weil der ein bestimmtes Projekt durchführende Astronom in Garching vor den Computerbildschirmen sitzt, während die von ihm verwendeten Spektren von den VLT-Observatorien auf dem Cerro Paranal aufgenommen und aufgezeichnet werden!

    Zweitens: Diejenigen, die sich für eine hinreichende finanzielle Ausstattung wissenschaftlicher Arbeit im allgemeinen und speziell für die Förderung astronomischer Bildung – insbesondere an Schulen – einsetzen, müssen entsetzt sein über die Verschleuderung astronomischer (im wahrsten Sinne des Wortes!) Summen für die "bemannte" Raumfahrt. Diese generiert zwar, kaum jemand bestreitet es, durchaus einige wissenschaftliche Erkenntnisse. Aber sie stehen in einem abenteuerlichen Mißverhältnis zu den dafür aufgewendeten exorbitanten Kosten.

    Hat man aus dem Desaster des "Space-Shuttle"-Programms nichts gelernt? Damit sind nicht nur die beiden katastrophalen Verluste von zwei Orbitern mit einem Blutzoll von immerhin 14 Menschen gemeint. Die Gesamtkosten dieses inzwischen eingestellten "Shuttle"-Unternehmens – worin nicht nur die einzelnen Flüge selbst inbegriffen sind, sondern auch die Aufwendungen für die Planungen, Konstruktionen, den Bau und die Tests sowie die Wartung und weiteren Betriebskosten der einzelnen Raumschiffe - werden auf rund 200 Milliarden Dollar geschätzt. Somit kostete ein einzelner der 135 Flüge fast 1,5 Milliarden Dollar! Das "Shuttle"-Programm blockierte mit seinen völlig aus dem Ruder laufenden Kosten fast ein halbes Jahrhundert lang die sinnvolle (wissenschaftsbezogene) "unbemannte" Raumfahrt der USA. Eine geplante Raumsonde zum Halleyschen Kometen etwa wurde gestrichen; der Start der "Galileo"-Sonde mußte (weil sie unsinnigerweise mit einem Shuttle auf den Weg gebracht werden sollte anstatt mit einem viel preiswerteren "unbemannten" Träger) nach der "Challenger"-Katastrophe um Jahre verschoben werden, so dass die Sonde infolge der Einlagerung einen Schaden an der Hauptantenne erlitt, die sich im All schließlich nicht voll entfaltete – und zudem kam schließlich "Galileo" dann viel zu spät beim Jupiter an, als dass sie Nahaufnahmen vom dortigen Einschlag des Kometen "Shoemaker-Levy 9" hätte anfertigen können. Das "Space-Shuttle"-Programm ist ein Musterbeispiel dafür – so wie auch die viel frühere "Zeppelin"-Hysterie in Deutschland –, wie sich nicht nur Millionen von Laien für fruchtlose und ineffektive (sogar in der Gesamtbilanz schädliche), höchst kostenträchtige Unternehmungen begeistern lassen, sondern, wichtiger, wie sich ausgewiesene Fachleute in gravierendstem Ausmaße täuschen und auf dem strategischem Holzweg befinden können. 200 und weniger Dollar Kosten für den Transport von einem Kilogramm Nutzlast in den Erdorbit, Dutzende Flüge pro Jahr: Derartige Vorteile gegenüber den auszumusternden Raumkapseln und bewährten Raketen beispielsweise der "Titan" und "Saturn"-Familien prophezeite in der Planungsphase des "Shuttle"-Programms Anfang der 1970er-Jahre nicht allein George E. Mueller, erst kurz zuvor ausgeschiedener Stellvertretender NASA-Administrator, zuständig gewesen für bemannte Raumfahrtprogramme, ohne dessen Expertise und Einschätzungsvermögen die "Apollo"-Mondlandungen nicht im vorgegebenen Zeitrahmen möglich gewesen wären. Welche Hoffnungen, welche Fehleinschätzungen!

    Heutzutage? Lassen wir die Raumstation "ISS" beiseite, die mittlerweile ein Geldgebirge von 150 Milliarden (150.000 Millionen!) Dollar verschlungen hat; betrachten wir das aktuell neue Vorhaben: Die Kosten für die "Orion"-Raumkapsel samt der neuen US-Schwerlastrakete ("SLS") summieren sich inzwischen auf insgesamt rund 45 Milliarden Dollar, bisher nur Entwicklungs- und Baukosten sowie einige Tests! Kein einziger Mensch ist bis heute mit dem Raumschiff geflogen; es soll in diesem Jahr einen Testflug mit Puppen an Bord geben, eine Mondumrundung, nicht einmal eine -umkreisung. Wissenschaftlicher Wert? Gleich null, verglichen mit dem, was schon längst erreicht wurde bzw. mit Sonden wie dem "LRO" seit Jahren still und zuverlässig und in Permanenz gelingt.

    Zum Vergleich: Das phantastische "James-Webb"-Teleskop übertrifft bereits jetzt die in es gesetzten Erwartungen, es wird voraussichtlich über Jahre hinweg neue wissenschaftliche Erkenntnisse liefern und unser Verständnis vom Kosmos und von unserer Position darin grundlegend erweitern. Seine Kosten belaufen sich bis dato auf weniger als 10 Milliarden Dollar. In ungefähr die gleiche Aufwandskategorie ist der "LHC"-Beschleuniger am "CERN" einzuordnen, an dem tausende von Menschen seit langem fruchtbare wissenschaftliche Arbeit leisten. Jeder einzelne Cent für solche Projekte ist gut angelegt! Weiteres Beispiel: Eines der leistungsfähigsten erdgebundenen Teleskope, das "GRANTECAN" auf La Palma, mit seinem 10,4-Meter-Spiegel hat bis zu seiner Fertigstellung 130 Millionen (0,13 Milliarden) Euro gekostet. Lassen wir diese Summe, inflationsbereinigt und unter Hinzurechnung weiterer inzwischen aufgelaufener Betriebskosten, im Jahr 2022 nunmehr 0,5 Milliarden Euro (Dollar) betragen – es geht nur um die Größenordnung: Wenn Menschen in einigen Jahren mit "Orion" zum Mond fliegen (nicht landen, das würde noch um Dutzende Milliarden teurer!), wird sich der dann aufgelaufene Kapitalaufwand für dieses Projekt inklusive der Startkosten auf ungefähr 50 Milliarden Dollar angehäuft haben. Und diese Geldschleuder ausschließlich dafür, dass zwei oder drei Astronauten aus dem Fenster schauen: Das ist hanebüchen, sit veniat verbo! Für die besagte Summe würde man ein zusätzliches Weltraumteleskop der "James-Webb"-Klasse und einen neuen hochleistungsfähigen Teilchenbeschleuniger und einen Rover für den Saturnmond Titan und einen Neptun- und Tritonorbiter und eine Landesonde für den Jupitertrabanten Europa bekommen, alles zusammen – und gleich mehrere erdgebundene Großteleskope noch obendrauf!

    Bei sehr vielen Menschen herrschen geradezu illusionistische Vorstellungen hinsichtlich der "bemannten" Raumfahrt. Dies liegt einerseits an dem bedauerlichen Mangel an Journalisten, die sich mit dem Thema auskennen und es dazu der Öffentlichkeit fundiert vermitteln können. Allenfalls wenige große überregionale Tageszeitungen oder Wochenjournale – neben einem Fachmagazin wie "SuW" – können sich Fachjournalisten leisten, von denen dann auch wiederum nicht alle einen hinreichend kritischen, das heißt: einordnenden und bewertenden Standpunkt einnehmen. Erforderlich ist nämlich neben astronautischem Fachwissen auch eine tiefgehende Kenntnis der Raumfahrtprognostik, inklusive dem Wissen über das vielfache Scheitern von deren Voraussagen - das teilweise groteske Formen annahm – und die Fähigkeit einer entsprechenden Extrapolation in die Zukunft. Als Exempel hierfür kann man nennen die "Marskonstante" (die Anzahl der Jahre desjenigen Zeitraums nämlich, bis zu dem von einem gegebenen gegenwärtigen Augenblick die bemannte Landung von Menschen auf dem Mars noch in der Zukunft liegen sollte). Sie ist seit den Neunzehnhundertsechziger Jahren stets etwa gleich geblieben: 20 bis 25 Jahre. Vor der ersten Apollo-Mondlandung ging man davon aus, ein bemanntes Marsunternehmen würde vielleicht schon 1983, wahrscheinlich 1985, spätestens aber 1987 erfolgen; der NASA-Prophet Jesco von Puttkamer verkündete dann Ende der Neunziger Jahre, anläßlich der Landung von "Pathfinder" auf dem Mars, die USA würden den bemannten Flug zum Roten Planeten zum fünfzigsten Jahrestag von Apollo 11, also 2019, durchführen. (Die Europäer, ja, die seien immer zögerlich…). Viele andere entprechende Vorhersagen, heute Ruinen, können in der Kürze nicht genannt werden, sie füllen viele Seiten in den Büchern der Bibliotheken von Raumfahrtinteressierten und -historikern, siehe das groß aufgemachte "SEI"-Projekt des seinerzeitigen US-Präsidenten Bush (des Älteren) aus dem Jahr 1989 mit Mondbasis und Flug zum roten Planeten: "Diesmal fliegen wir zum Mond, um zu bleiben" (das wurde damals schon verkündet!) Buchstäblich nichts von dem, was in "SEI" umfangreich projektiert war, hat sich verwirklicht; ein oppositioneller Politiker, Senator Al Gore, hat stattdessen bereits in jenen Tagen eine "mission to reality" angemahnt.

    Heutzutage nun gehen Berichterstatter der Fabel von einem "privat finanzierten bemannten" Marsflug auf den Leim, so, als ob die Kosten dafür (in dreistelliger Milliardenhöhe) für ein derartiges Projekt sich seit 60 Jahren verringert hätten – auch solche Illusionen gab und gibt es – und von einem nichtstaatlichen Unternehmen, sei der Chef auch Milliardär, getragen werden könnten. Dazu kommt: Allein die gesundheitlichen, medizinischen und sozialen Probleme, die sich auf einer etwa dreijährigen Reise zum Mars und zurück, ohne materielle und personelle in-situ-Eingreifmöglichkeit von der Erde aus, namentlich aus dem jahrelangen Zusammenleben von Menschen auf engstem Raum in einer künstlichen, isolierten Umwelt ergeben würden, werden komplett ausgeblendet (Beispiel: Projekt "Biosphere 2", das – hier auf der Erde, in Arizona – abgebrochen werden mußte, weil die Umweltbedingungen innerhalb der Kuppel außer Kontrolle gerieten und sich die – bestens ausgebildeten – Menschen in zwei nicht mehr miteinander kommunizierende Gruppen verfeindlichten, die sich schließlich gegenseitig die Lebensmittel stahlen). Was würde geschehen, falls ein Astronaut in fünfzig Millionen Kilometern Distanz zur Erde einen Herz- oder Schlaganfall erlitte, eine Magenkrankheit oder unerklärbare schlimme Kopfschmerzen, gar ein Krebsleiden, bekäme oder in schwere Depressionen verfiele? Wie man weiß, haben schon Kapitäne oder Copiloten – gesundheitlich und psychologisch vielfach überprüft – hier auf der Erde die ihnen anvertrauten Flugzeuge an Felswände gesteuert oder auf Nimmerwiedersehen einen Kurs in den offenen Pazifik eingeschlagen. Lassen wir die Strahlenbelastung beiseite, der die Raumfahrer auf dem Mars und auf dem Flug dorthin ausgesetzt sein würden – der Planet verfügt weder über ein globales Magnetfeld, das geladene Hochgeschwindigkeits-Teilchen aus dem All von der Oberfläche ablenken noch über eine schützende Ozonschicht, die ultraenergetische Strahlung abschirmen könnte – und ziehen wir nur in Betracht, dass schon ein zunächst unbedeutend erscheinendes technisches Problem an Bord möglicherweise katastrophale Weiterungen nach sich zöge, so muß jeder einschätzungs- und urteilsfähige Mensch erkennen, dass ein "bemannter" Marsflug ein Himmelfahrtskommando sondergleichen darstellen würde: Ein Scheitern im fernen All, schon durch eine einzelne menschliche Unzulänglichkeit oder kleine technische Störung bedingt, würde nicht nur den Verlust von geschätzt vier- bis fünfhundert Milliarden Dollar, sondern auch aller Besatzungsmitglieder implizieren. Eine "Besiedelung" des Mars gar ist in etwa so realistisch wie es das seinerzeitige Vorhaben "Atlantropa" des Münchener Ingenieurs Sörgel war, von dem in den Dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts in derselben Art Hunderttausende eingenommen waren, wie es in der heutigen Zeit Millionen Menschen vom Projekt "Auf zum Roten Planeten!" sind.

    Die einflußreichen Auguren der Raumfahrt (in den USA namentlich Wernher v. Braun, Willy Ley und andere) hatten in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts die "unbemannte" Raumfahrt, die sich später als die eigentlich effektive und nutzbringende herausstellen sollte, kaum auf dem Schirm. Sie orientierten sich bei ihren Prognosen über die kommende "Eroberung" des Alls allein an den bisherigen Entdeckungsfahrten auf der Erde, an Kolumbus, Magellan, Cook, Amundsen und am Beispiel jener Menschen, die in den Savannen Afrikas ihre Forscherzelte aufschlugen, sich durch die Dschungel Südamerikas schlugen und auf die höchsten Berge stiegen. "Unbemannte" Erkundung fremder Meere und Kontinete war eben unbekannt und darüber hinaus technisch rundweg unmöglich; sie ist auch heute auf der sich manchmal augenblicklich durch Wind und Wetter wandelnden Erdoberfläche äußerst schwierig. Aber eben nicht im Weltall!

    Zu Beginn der Astronautik waren die Zeiten noch nicht gekommen, da ein in der Form menschenähnlicher, weltraumfester Roboter, der auf der unbeweglichen, kurzfristig gleichsam unveränderlichen Oberfläche eines praktisch toten Himmelskörpers wie dem Mond steht, von dort aus brillante, hochauflösende Farbbilder und -videos fast in Echtzeit an einen Menschen auf der Erde senden kann, der mit VR-Brille auf dem Kopf, und in einen bequemen Sensoranzug gekleidet, sich in einem technisch speziell ausgestatteten Raum unter normalen Atmosphären-, Druck und Temperaturbedingungen befindet, von wo aus er dem Androiden auf der fernen Welt durch seine Bewegungen vorgibt, wohin dieser blicken und gehen und welchen Stein er aufheben soll. Heute aber, im zweiten Jahrzehnt des Einundzwanzigsten Jahrhunderts, sind diese Zeiten gekommen. Der Mensch vor Ort wird nicht mehr benötigt.

    Andreas Heidel, Berlin


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