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Klare Mehrheit

Umfrage | 04.05.2010
Woher kommt die Energie der Zukunft? Diese Frage ist noch lange nicht entschieden. Aber welche Optionen wollen wir prüfen: auch die der Energiegewinnung in Fusionsreaktoren? Sie haben abgestimmt.

Drei von vier der über 200 Leserinnen und Leser, die an unserer (nichtrepräsentativen) Online-Kurzumfrage teilnahmen, meinen: Große nationale und internationale Anstrengungen jenseits der üblichen Budgets für Grundlagenforschung seien sinnvoll, um eines Tages möglicherweise Fusionsreaktoren betreiben zu können.

Ihr klares Votum hat uns in der Redaktion überrascht. Der gegenwärtige Stand der Dinge, wie er auch in unserem Artikel Wann kommt der Fusionsreaktor? in der Maiausgabe geschildert wird, stimmt uns weniger optimistisch. Nicht einmal über die prinzipielle Realisierbarkeit des Vorhabens herrscht unter Forschern Einigkeit. Und falls die Pläne doch Erfolg haben, werden kommerzielle Reaktoren möglicherweise erst lange nach 2050 ans Netz gehen.



An der Umfrage nahmen 208 Leserinnen und Leser teil. Diese Frage hatten wir gestellt: Halten Sie es für wünschenswert, dass - über die üblichen Budgets für Grundlagenforschung hinaus - große nationale und internationale Anstrengungen unternommen werden, um das Ziel der Energiegewinnung aus Fusionsreaktoren zu erreichen?


Doch manche unser Leser argumentieren (hier finden Sie ihre Zuschriften), dass unsichere Aussichten kein Grund sein dürfen, es nicht zumindest zu versuchen. Schließlich wäre unser Energieproblem im Erfolgsfall auf Dauer gelöst. Zumal die Energiefrage weiterhin "prekär" sei: Es ist schließlich noch lange nicht bewiesen, dass Wind, Wasser, Sonne & Co. dauerhaft den Energiebedarf der Menschheit sicherstellen können.

Einige Stimmen kritisieren hingegen, dass der Bau von Großkraftwerken immer auch eine politisch-wirtschaftliche Festlegung sei. Zugespitzt lautet die These: Dezentrale (nichtkonventionelle) Energieversorgung sei demokratischer und sozialer. Der Einfluss der Energiekonzerne würde sinken, und gerade auch Entwicklungsländer könnten ihre Abhängigkeit von den Industriestaaten verringern.

Unterdessen werden die Fusionsforscher finanziell immer besser ausgestattet. Das Budget des gegenwärtigen Euratom-Rahmenprogramms, in dem die Fördermittel der EU-Kommission zusammengefasst sind, sieht für den Zeitraum von 2007 bis 2011 Ausgaben in Höhe von 1,95 Milliarden Euro vor. In den drei vorangegangenen Rahmenprogrammen lag dieser Beitrag bei jeweils nur rund 800 Millionen Euro. Vor allem das internationale Projekt ITER, an dem auch Deutschland beteiligt ist, profitiert nun von der Aufstockung.

Und erst vor wenigen Tagen wurde auch ein neuer Plan bekannt: Ende April einigten sich Russland und Italien darauf, mit dem "IGNITOR" ein eigenes Fusionsvorhaben zu finanzieren (Fusion reactor aims to rival ITER). Nahe Moskau soll schon in drei bis fünf Jahren ein weiterer Tokamak-Reaktor in Betrieb gehen und dem milliardenschweren internationalen Projekt ITER Konkurrenz machen.

Thilo Körkel

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