Verhaltensforschung: Soziales Geschick der Meerschweinchen
Die meisten kennen Meerschweinchen nur einzeln oder höchstens zu zweit aus Kinderzimmern. Doch Verhaltensphysiologen wissen, dass sie an diesen Nagern hervorragend grundlegende soziale Zusammenhänge erforschen können. Die Ethologen Norbert Sachser und Sylvia Kaiser von der Universität Münster erzählen nun in der Januar-Ausgabe von "Spektrum der Wissenschaft", mit welchen Sozialstrategien sich Hausmeerschweinchen mit ihren Artgenossen arrangieren.
Am erstaunlichsten ist, wie sie dem Leben in großen Gruppen stressarm begegnen. Die soziale Struktur schlägt dann um. In einer kleinen Gruppe bilden die Männchen eine Dominanzfolge aus, mit einem Alphatier an der Spitze. Doch wenn die Zahl der Tiere wächst, formieren sich bald mehrere Untergruppen, die sich kaum gegenseitig belästigen. Jeder davon steht ein Alpha-Männchen vor. Noch erstaunlicher: Zwischen diesen ranghohen Böcken und einzelnen Weibchen entstehen soziale Bindungen. Nicht nur ist solch ein Männchen dann meist der Vater der Jungen jenes Weibchens. Die Bindung gibt sogar gewissermaßen Halt in manchen aufregenden Testsituationen. Das belegen die Forscher unter anderem mit den gemessenen Stresshormonen.
Dieses soziale Grundmuster, so Sachser und Kaiser, dürften die Hausmeerscheinchen von ihren "wilden" Vorfahren geerbt haben. Die Wildart, Gewöhnliches Wildmeerschweinchen genannt, ist noch heute in Südamerika verbreitet. Es gibt aber noch eine Reihe anderer Wildmeerschweinchenarten, die alle auch in Südamerika zu Hause sind. Abhängig von den Umweltgegebenheiten, also der ökologischen Situation, hat jede dieser Arten ein anderes Sozialverhalten entwickelt. So bauen die Männchen und Weibchen der Gewöhnlichen Wieselmeerschweinchen keinerlei exklusive Bindungen zueinander auf. Dagegen pflegen die erst kürzlich entdeckten Münsterschen Wieselmeerschweinchen sogar Monogamie (Einehe).
Wie die Forscher auch entdeckten, beruht es auf Sozialisationserfahrungen in der Jugend, ob Hausmeerschweinchen später mit Artgenossen bei engem Zusammenleben in Großgruppen stressarm umgehen können. Dafür scheinen die sozialen Kontakte in der Übergangsphase zwischen Kindheit und Erwachsenenalter entscheidend zu sein. In der Verhaltensphysiologie gelten Meerschweinchen heute als ein bestens geeigneter Modellorganismen, um grundlegende Zusammenhänge des sozialen Verhaltens von Säugetieren zu erforschen.
Dieses soziale Grundmuster, so Sachser und Kaiser, dürften die Hausmeerscheinchen von ihren "wilden" Vorfahren geerbt haben. Die Wildart, Gewöhnliches Wildmeerschweinchen genannt, ist noch heute in Südamerika verbreitet. Es gibt aber noch eine Reihe anderer Wildmeerschweinchenarten, die alle auch in Südamerika zu Hause sind. Abhängig von den Umweltgegebenheiten, also der ökologischen Situation, hat jede dieser Arten ein anderes Sozialverhalten entwickelt. So bauen die Männchen und Weibchen der Gewöhnlichen Wieselmeerschweinchen keinerlei exklusive Bindungen zueinander auf. Dagegen pflegen die erst kürzlich entdeckten Münsterschen Wieselmeerschweinchen sogar Monogamie (Einehe).
Wie die Forscher auch entdeckten, beruht es auf Sozialisationserfahrungen in der Jugend, ob Hausmeerschweinchen später mit Artgenossen bei engem Zusammenleben in Großgruppen stressarm umgehen können. Dafür scheinen die sozialen Kontakte in der Übergangsphase zwischen Kindheit und Erwachsenenalter entscheidend zu sein. In der Verhaltensphysiologie gelten Meerschweinchen heute als ein bestens geeigneter Modellorganismen, um grundlegende Zusammenhänge des sozialen Verhaltens von Säugetieren zu erforschen.
Abdruck honorarfrei bei Quellenangabe: Spektrum der Wissenschaft, Januar 2010
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