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Wahrnehmung: Mythos unbewusste Manipulation

Beeinflussung durch nicht bewusst wahrnehmbare Einblendungen in Kinos und Fernsehen fürchten viele. Doch Forscher sagen: Menschen mit unterschwelliger Werbung zum Kauf eines Produktes oder zur Wahl eines Politikers zu bewegen, ist unmöglich.
Unbewusste Erwartungshaltung
Seit einem berühmten Versuch des amerikanischen Werbestrategen James Vicary in den 1950er Jahren gilt die unbewusste Manipulation in Form von Werbung oder Wahlpropaganda als probates Mittel. »Subliminals« sind so kurz sichtbar, dass sie nicht ins Bewusstsein dringen, zeigen aber angeblich große Wirkung. So berichtete Vicary, dass »Trink Cola« den Kauf des Getränks bei Kinobesuchern ankurbelte, obwohl die Zuschauer selbst von der Beeinflussung nichts mitbekamen. Doch die Sorgen sind unbegründet, wie die neueste Ausgabe von »Gehirn&Geist« (Heft 11/08) erklärt. Vicarys Ergebnisse waren gefälscht – die landläufige Ansicht, Menschen seien durch solche Tricks zu beeinflussen erweist sich als falsch.

Die Psychologin Andrea Kiesel von der Universität Würzburg sagt, es sei »unmöglich, ganze Werbebotschaften unbemerkt in Köpfe einzuschleusen«. Nur wer zum Beispiel sowieso schon Lust auf Schokolade hat, verspürt durch die unterschwellige Werbung vielleicht noch etwas größeres Verlangen – das bewirke sichtbare Werbung jedoch weitaus mehr.

Auch wenn subliminale Reize nicht zur Manipulation von Menschen taugen, so hinterlassen sie doch Spuren im Gehirn. Das demonstrierten Forscher, die Kokainabhängigen Bilder zeigten, welche mit dem Drogenkonsum in Verbindung standen: Teile des Belohnungszentrums der Süchtigen reagierten darauf mit erhöhter Aktivität.

Gehirn&Geist ist das Magazin für Psychologie und Hirnforschung aus dem Hause Spektrum der Wissenschaft.

Abdruck honorarfrei bei Quellenangabe: Gehirn&Geist, 11/2008
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