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Karl der Große II: Aachen – Spiegelbild der Reichspolitik

Mit dem Königssaal und der Marienkirche – dem heutigen Aachener Dom – setzte Karl der Große seine weltliche Macht monumental in Szene und präsentierte sich als tiefgläubiger Herrscher.
Aachener Rathaus

Wohl um das Jahr 829 notierte der fränkische Gelehrte Einhard (um 770 – 840) in seiner Biografie Karls des Großen, dieser habe die Dämpfe der Aachener Thermalquellen genossen und gern im warmen Wasser gebadet. "Deshalb errichtete er in Aachen einen Königspalast und wohnte dort dauerhaft in den letzten Jahren seines Lebens bis zu seinem Tod." Diese Aussage ist keineswegs selbstverständlich, denn im fränkischen Reich der Merowinger wie der Karolinger gab es keine Hauptstadt, in der ein Herrscher residierte, sondern eine Vielzahl so genannter Pfalzen (von lateinisch "palatium"), bei denen es sich meist um königliche Gutshöfe handelte, die mitunter palastartig ausgebaut waren. Solch dezentrale Herrschaftsausübung war die einzige Möglichkeit, das ausgedehnte und heterogene Reich zu regieren. Weitere Großpfalzen ließ Karl auch in Nimwegen und Ingelheim errichten, doch deutet manches darauf hin, dass er etwa ab 794 vorhatte, in Aachen mehr Zeit als andernorts zu verbringen. Das auffälligste und wohl auch wichtigste Indiz dafür ist die Gründung des Marienstifts: Nirgendwo sonst richtete Karl selbst eine geistliche Gemeinschaft ein.

Aachen liegt am nördlichen Rand der Eifel in einem weiten Talkessel. Seine ergiebigen und mit gut 50 Grad Celsius recht heißen Thermalquellen sprudeln aus der Flanke eines lang gestreckten Hügels. Die Römer, immer an Badeanlagen und Thermalquellen interessiert, legten um Christi Geburt dort eine Plansiedlung an, deren Hauptachse auf dem Hügelrücken verlief (heute: Jakobstraße und Nordseite des Markts), Querstraßen gingen im rechten Winkel davon ab. Vermutlich hieß die in keinem antiken Text erwähnte Siedlung "Aquae" (deutsch: "Wasser"), wie dies bei anderen römischen Orten mit Thermalquellen auch der Fall war; der ab etwa 790 belegte Zusatz "Grani" ("Aquae Grani", deutsch: "Wasser des Granus") dürfte ebenfalls bereits römischen Ursprungs sein und soll auf einen keltischen Heilgott zurückgehen.

Noch im späten 4. Jahrhundert erfolgten Umbauarbeiten an einer der Thermen – dieses Bad war also damals noch in Betrieb. Zur gleichen Zeit wurde ein aufwändiges Gebäudemit Fußbodenheizung und Marmorausstattung errichtet. Archäologische Untersuchungen der letzten Jahre haben außerdem gezeigt, dass zumindest der untere Bereich des Erdgeschosses zahlreicher römischer Häuser noch in karolingischer Zeit, manche sogar bis in das 12. Jahrhundert genutzt wurden. ...

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  • Literaturtipps

Heckner, U., Bechmann, E.-M. (Red.): Die karolingische Pfalzkapelle in Aachen. Material – Bautechnik – Restaurierung. Arbeitshefte der rheinischen Denkmalpflege 78, Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 2012

Müller, H. et al.: Pfalz und vicus Aachen in karolingischer Zeit. In: Kraus, T. R. (Hg.): Aachen. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Band 2: Karolinger – Ottonen – Salier. 765 – 1137. Veröffentlichungen des Stadtarchivs Aachen 14 sowie Beihefte der Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins 8, Mayersche Buchhandlung, S. 1 – 408, Aachen 2013

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