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Mathematische Knobelei: Nessies Traummaße

Der Beweis ist da! Das Ungeheuer von Loch Ness gibt es wirklich und wahrhaftig! Wissenschaftler von der University of Middlesix in Ohio haben Nessie nicht nur beobachtet und fotografiert, sondern auch ihre Größe vermessen. Damit neigt sich der uralte Forscherdisput dem Ende entgegen, welcher Gattung dieser letzte lebende Dinosaurier wohl angehören mag.
Eine gehörige Portion Hightech war nötig, um die Kontroverse, ob es im schottischen Loch Ness nun ein Seeungeheuer gibt oder nicht, ein für alle Mal zu entscheiden. "Der Aufwand hat sich in jedem Fall gelohnt", freut sich Seymour P. Anner von der University of Middlesix in Ohio. Zusammen mit seinen Kollegen vom Institut für Quantitative Monsterologie ist es ihm gelungen, die ersten wissenschaftlich einwandfreien Beweise für Nessies Existenz zu liefern. Mehr noch: Von diesem Sommer an ist der mathematisch versierten Fachwelt bekannt, wie groß das aufgerichtete Monster genau ist.

"Da Nessie sehr scheu ist und sich einer direkten Begegnung immer wieder entzieht, mussten wir uns ein ausgeklügeltes Überwachungssystem einfallen lassen", erläutert Anner das Vorgehen seines Teams. Rund um den See stellten die Forscher zwei Meter hohe Spiegel senkrecht auf, deren reflektierende Flächen dem See zugewandt waren. Knapp über dem Boden waren im Glas feine Bohrungen angebracht, durch die der Laserstrahl eines kombinierten Bewegungsmelders und Entfernungsmessers leuchtete. Registrierte das Gerät ein mobiles Objekt, protokollierte es automatisch dessen Weg und alarmierte gleichzeitig den Wissenschaftler, der gerade im betreffenden Abschnitt Wache schob. Zu diesem Zweck waren mitten auf dem See Hochsitze angebracht, auf denen in zehn Metern Höhe über dem Wasserspiegel terrestrische Teleskope mit angeschlossenen Kameras montiert waren.

Drei Monate warteten die Männer und Frauen aus Ohio bis zu ihrer spektakulären Beobachtung. "An dem Morgen hatte ich die Frühschicht", erinnert sich Norbert Obody. "Fast wäre ich eingenickt, da blinkte das Warnlämpchen von Spiegel 13. Als ich durch das Teleskop sah, konnte ich ganz deutlich erkennen, wie Nessie an Land gekrabbelt war und auf den 100 Meter entfernten Spiegel zutappste. Und was das Merkwürdigste war: Sie schien einen hocherfreuten Gesichtsausdruck zu haben, fast schon ein Lächeln. Ich glaube, Nessie hatte sich in ihr eigenes Spiegelbild verguckt." Zehn Minuten lang verfolgte Obody das Werben der Dinofrau, dann verschwand diese - aufgeschreckt von einem lauten Gähnen im Zeltlager der Forscher - wieder in den Fluten des Loch Ness.
Nessies Traummaße
Diese Zeichnung wurde nach Angaben eines Augenzeugen angefertigt. Sie ist nicht maßstabsgerecht, gibt aber die wesentlichen Abläufe bei Nessies Sichtung wieder.


Die Auswertung der Laserprotokolle ergab, dass Nessie zu Beginn der Sichtungsphase noch zwanzig Meter von dem Spiegel entfernt war, auf welchen sie mit ausgebreiteten Armen zustrebte. "Ich konnte da gerade eben noch ihren Scheitel im Spiegel erkennen", berichtet Obody. "Das Ufer ist an der betreffenden Stelle so niedrig, dass man seine Höhe getrost vernachlässigen kann."

Anhand der Messwerte sollte sich errechnen lassen, wie groß Nessie vom Boden bis zum Scheitel ist. Die Kenntnis dieses Wertes ist entscheidend, um eindeutig festzulegen, ob Nessie zu der Gattung Schmusosaurus gehört, wie einige Paläontologen meinen, oder eher zu den Kuscholosaurus-artigen, was die Gruppe um Anner vermutet. Sollten die Wissenschaftler aus Ohio Recht behalten, gäbe es eventuell für Nessie Hoffnung auf einen Partner. "Unsere Kollegen von der experimentellen Paläogenetik isolieren derzeit DNA-Fragmente aus den Überresten eines Cousins von Godzilla, die sie in einem Sushi-Restaurant aus dem Magen eines Kugelfisches extrahiert haben. Mit etwas Glück gelingt es ihnen, daraus einen Kuscholosaurus syss zu züchten." Es gilt also, Nessies Größe zu berechnen und den Genetikern die Daumen zu drücken, damit das Loch Ness Touristen demnächst eine ganze Ungeheuerfamilie bieten kann.
Seymour Anner sah Nessies Scheitel gerade eben noch im Spiegel. Da das Reflexionsgesetz gilt und demnach Einfalls- gleich Ausfallswinkel ist, lässt sich der Strahlengang vom Auge des Betrachters auch hinter den Spiegel fortgesetzt denken (siehe Bild). Der Abstand zwischen Beobachter und Nessies Spiegelbild beträgt also 100m + 20m = 120m.

Sei x die Höhe von Nessie. Dann gilt folgende Gleichung (Strahlensatz):

(10m - x) / 120m = (2m - x) / 20m

Umformen nach x liefert 0,4 Meter "Größe" für Nessie - nicht größer als ein Pudel. Aber auch bei Ungeheuern kommt es ja schließlich auf die inneren Werte an.

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