Direkt zum Inhalt

Mathematische Knobelei: Gebührenpflichtig

Schönen guten Tag! Mein Name ist Schnorr von der Gebühren-EInkassierungsZentrale (GEIZ). Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen und mich eventuell ein wenig in Ihrem Tagebuch umsehen?
Sie müssen wissen, zur Aktualisierung unseres Datenbestandes führen wir derzeit präventive Investigationsmaßnahmen durch, reine Routinesache natürlich. Ihnen ist doch sicherlich das Dezimalsystem vertraut, oder? Sehen Sie. Und vermutlich nutzen Sie fleißig alle zehn Ziffern? Sie haben Recht, wer tut das nicht? Und wie oft in etwa? Wöchentlich? Täglich? Soso, sehr schön. Nein, auf Buchstaben bezieht sich diese Umfrage nicht. Wo kämen wir denn da hin? Buchstaben sind selbstverständlich Privatsache. Dennoch vielen Dank für die Anregung - ich werde sie umgehend an die Zentrale weitergeben. Da steckt womöglich ein beachtliches Gebührenpotenzial, das umfassend erschlossen werden möchte.

Kommen wir wieder zu den Zahlen. Ihnen ist doch sicherlich bekannt, dass Straftaten mit Gefängnisstrafen geahndet werden können. Und ich sage Ihnen unter uns: Gerade die Leistungen der öffentlich-gemeinrechtlichen Zahlenanstalten werden immer wieder schwarz in Anspruch genommen. So mancher ehrliche Gebührenzahler wie Sie gerät da ganz schnell in Verdacht oder auf die schiefe Ebene und rutscht in die Kriminalität ab. Das wollen wir doch gemeinsam verhindern, nicht? Sehen Sie, dafür bin ich ja da, damit Ihnen nicht versehentlich eine Gebührenpflicht entgeht. Waren Sie schon einmal im Gefängnis? Ich frag' ja nur. Schlimme Sache, sowas. Ein Leben ohne höhere Mathematik. Nur trocken Papier und harte Bleistifte. Und die Kinder lernen das Einmaleins ohne elterliche Hilfe...

Ich vermute, Sie sind erfolgreich geboren? Nein, nicht ob Sie Kinder haben oder deren Anschaffung planen. Ich fragte nach "geboren sein", nicht "geboren haben". Haha, diese kleine Verwechslung kann doch jedem einmal passieren. Und wie Sie geboren sind. So richtig mit Entbindung, Kaiserschnitt oder Spiegelung an der Einheitsgebärmutter, wie? Dürfte ich mal Ihr Geburtsdatum erfahren? 7.7.1977? Schöner Tag, mitten im Sommer. Liegt allerdings schon ein Weilchen zurück, nicht?

Oh, was sehe ich denn da in meinen Unterlagen? Da haben wir aber ein Problem. Dabei hätte ich Sie fast für einen anständigen Menschen gehalten. Na, vermutlich handelt es sich nur um ein Missverständnis. Obwohl es ja nun wirklich zu den Pflichten eines gesetzestreuen Bürgers gehört, sich über seine Gebührenpflichten zu informieren und auf dem Laufenden zu halten. Die paar Änderungen im Jahr kann man doch so leicht über unsere gebührenpflichtige Hotline abrufen. Da geht sogar ein freundlicher Telefoncomputer ran und spielt Ihnen beinahe kostenfrei herrliche Schlager in Piezo-Moll vor.

Was machen wir denn nun? Die Gebühren für eine Wohnungstür haben Sie stets pünktlich entrichtet. Ebenso für das Schauen aus dem Fenster und Niesen ohne Atemmaske. Mit Ihren Zahlungen für die aktive Teilnahme an den Monaten Juni, Juli, August und September waren Sie vor 14 Jahren vorübergehend im Rückstand, haben nach einer kurzen Beugehaft im Staukessel von Villingen-Schwenningen aber den ausstehenden Betrag nachgezahlt.

Das bedeutet jedoch, Sie sind ein Wiederholungstäter. Da brauchen Sie sich gar nicht herauszureden, Sie wüssten nicht, dass seit vorgestern ein Euro Gebühr für jede 7 in einem Datum Ihrer Lebenszeit fällig wird. Und zwar rückwirkend vom Tag der Geburt an natürlich. Und in Vorauszahlung bis zu Ihrer statistischen Lebenserwartung - sagen wir mal, bis zum 7.7.2057. Sollten Sie länger leben, wird natürlich eine weitere Nachzahlung fällig.

Wenn Sie also nicht ab heute Nachmittag dem Staat als verurteilter Serientäter im Strafvollzug auf der Tasche liegen wollen, sollten Sie schleunigst die Siebener-Datumsgebühr abdrücken. Aber fix, klar. Wie viel das sein muss für die Zeit vom 7.7.1977 bis zum 7.7.2057 werden Sie ja wohl selbst ausrechnen können. Für so etwas hat die GEIZ kein Geld. Woher soll das denn auch kommen, wenn sich alle um die Gebühren drücken?
Haben Sie mal ausgerechnet, wie viel Sie bereits der GEIZ für die Siebener-Datumsgebühr schulden würden? Glücklicherweise müssen wir uns mit derlei Abgabe nur in der mathematischen Knobelei befassen, denn ein ganzer Haufen Geld kommt so zusammen.
Wie viel Mal benötigt man die Ziffer Sieben um alle Datumsangaben zwischen dem 7.7.1977 und dem 7.7.1957 schreiben zu können? Sicherlich eine ganze Mange, denn es liegen genau 80 Jahre zwischen den beiden Datumsangaben. Aber schauen wir uns die Rechnung im Detail an, und zählen zusammen, wie viel Mal die Sieben für die Tages-, Monats- und Jahreszahl gebraucht wird.

Zunächst werfen wir einen Blick auf die Tagesangabe. Offensichtlich sind es genau 3 Tage im Monat, die eine Sieben enthalten: der 7., der 17. und der 27. In 80 Jahren kommen wir so auf 80·12·3 = 2880 Tage. Der 7.7. kommt in den 80 Jahren sogar 81-mal vor, sodass wir insgesamt 2881 Siebenen zählen.

Weiter geht's mit der Monatsangabe. Der Juli hat 31 Tage und genau so viele Siebenen braucht es pro Jahr. In Summe macht das also: 80·31 = 2480 Siebenen. Hinzuzuzählen ist eine weitere Sieben, die für den 7.7. benötigt wird, der in der betrachteten Zeit wie schon erwähnt 81-mal vorkommt. So kommen wir auf 2481 Siebenen für die Monatstage.

Zu guter Letzt zählen wir die Sieben in der Jahreszahl. Werfen wir einen Blick auf das erste Jahr 1977, wie viele Tage sind es zwischen dem 7.7. und dem Jahresende? Rechnen wir zusammen: 31-6 = 25 im Juli, im August, Oktober, Dezember sind es jeweils 31 und im September und November je 30. Macht also zusammen: 25+3·31+2·30 = 178 Tage. Da die Sieben in der Jahreszahl stets doppelt auftaucht, sind es insgesamt 356 Siebenen.

In 2057 sind es entsprechend 7 Tage im Juli, je 31 in Januar, März und Mai, 28 in Februar und je 30 in April und Juni. Insgesamt haben wir hier also 3·31+28+2·30+7 = 188 Tage.

Bleiben noch die vollen Jahre, die eine Sieben enthalten. Das wären: 1978, 1979, 1987, 1997, 2007, 2017, 2027, 2037 und 2047. Da es sich um keine Schaltjahre handelt, kommt die Sieben jeweils 365-mal in der Jahreszahl vor, womit wir noch einmal 9·365 = 3285 Siebenen hätten.

Verbleibt nun nur noch alles zu addieren: 2881+2481+356+188+3285 = 9191

Wenn für jede Sieben ein Euro an die GEIZ zu entrichten ist, so wären es also 9191 Euro.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.